Als Fünftplatzierte mit 20 Punkten Rückstand waren Luca Engstler und Jordan Pepper nur noch mit theoretischen Chancen auf die Sprint-Fahrermeisterschaft zum Saisonfinale nach Spanien gereist. Luca Engstler übernahm das Steuer der #63 für das erste zweigeteilte Qualifying am Samstag. In der zehnminütigen Session, in der ausschließlich Fahrzeuge der Pro- und der Gold-Kategorie an den Start gingen, umrundete er den Circuit Ricardo Tormo in 1:31,525 Minuten. Die in der kombinierten Wertung sechstschnellste Zeit bedeutete nach einer nachträglichen Strafe gegen einen Konkurrenten die fünfte Startposition. In der hektischen Anfangsphase, die unmittelbar den ersten Safety-Car-Einsatz zur Folge hatte, fiel Engstler auf den sechsten Platz zurück, übernahm aber gleichzeitig die Führung im Pro-Klassement. Den Spitzenplatz verteidigte er bis zur Öffnung des Boxenstoppfensters. Nach dem Fahrerwechsel rangierte Jordan Pepper bereits auf der dritten Gesamtposition. Etwas mehr als zwei Minuten vor dem Ende setzte sich der Südafrikaner mit einem starken Überholmanöver auf den zweiten Platz, auf dem er kurze Zeit später auch die Ziellinie überquerte. Am Samstagabend wurden die Sieger nachträglich bestraft. Engstler und Pepper erbten den ersten Platz. In der Folge betrug der Abstand in der Fahrermeisterschaft vor dem finalen Renntag nur noch 3,5 Punkte. Die Mannschaft der #63 konnte sich damit wieder berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen.
Beim zweiten Zeitfahren am Sonntag konnte Jordan Pepper den Rückstand sogar noch um einen weiteren Punkt verkürzen. Mit einer Rundenzeit von 1:31,115 Minuten holte er die Pole-Position für den Sonntagslauf. Die Meisterschaftsführenden gingen von Platz vier ins Rennen. Pepper blieb in Führung, als auch der zweite Lauf frühzeitig durch das Safety-Car neutralisiert wurde. Allerdings musste er kurz vor der Rennhalbzeit den direkten Konkurrenten in einem Beschleunigungsduell auf der Start-Ziel-Geraden vorbeiziehen lassen und gab die zwischenzeitlich eroberte Meisterschaftsführung wieder ab. Weil beide Fahrzeuge gleichzeitig zum Boxenstopp kamen, war in der Folge auch auf strategischem Weg kein Vorbeikommen mehr. Luca Engstler erhöhte in der Schlussphase noch einmal den Druck und blieb lange Zeit mit rund einer Sekunde Rückstand in direkter Schlagdistanz. Am Ende fehlten bei der Zieldurchfahrt 0,885 Sekunden, die den entscheidenden Unterschied in der Meisterschaft machten.
Das GRT Grasser-Racing-Team startete noch mit zwei weiteren Lamborghini Huracán GT3 Evo2 auf dem Circuit Ricardo Tormo. Ivan Ekelchik und Baptiste Moulin erreichten mit der #19 am Samstag den vierten Platz im Silver Cup und holten damit am letzten Wochenende ihr bestes Klassenergebnis dieser Sprint Cup-Saison. Das Sonntagsrennen endete für das Duo wegen eines technischen Defekts frühzeitig. Georgi Donchev und Christian Engelhart traten mit der #1 erneut im Bronze Cup an. Sie belegten am Samstag Platz fünf in der Klasse und erzielten damit ebenfalls ihre Saisonbestleistung. Das Sonntagsrennen schlossen sie nach ABS-Problemen im Qualifying als Neunte erneut in den Punkterängen ab.
Vom 10. bis 13 Oktober findet auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya das Finale im Endurance Cup statt, wo die letzten Meisterschaftsentscheidungen der GT World Challenge Europe fallen. Im übergreifenden Fahrerklassement liegen Engstler und Pepper 23 Punkte zurück. In der Theorie ist der Titel bei noch 26 zu vergebenen Zählern weiterhin möglich. Insgesamt vier Fahrerpaarungen haben beim Drei-Stunden-Rennen noch rechnerische Chancen auf die Meisterschaft.
Luca Engstler (GER) / Jordan Pepper (RSA)
- #63 GRT Grasser-Racing-Team
- PRO CUP
- Qualifying 1: P6 (P5) – Rennen 1: P1
- Qualifying 2: P1 – Rennen 2: P2
Luca Engstler: „Die Frustration ist erstmal groß, wenn man den Titel so knapp verliert. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, wo wir herkommen. Wenn man zurückblickt, wie wir in die Saison und auch in dieses Wochenende gestartet sind, kann die gesamte Mannschaft mehr als stolz sein. Ich möchte mich bei unseren Partnern und bei jedem einzelnen im Team bedanken. Wirklich alle haben die Saison über ihr Bestes für uns gegeben. Es ist traurig, dass es nicht gereicht hat. Aber es überwiegt der Stolz auf das, was wir dieses Jahr schon erreicht haben.“
Jordan Pepper: „Es tut schon etwas weh, wenn man so nah am Titel dran war und das ganze Jahr über alles gegeben hat. Wir wussten, dass wir hier nur eine Außenseiterchance haben werden. Unser Ziel war deshalb, bis zum letzten Rennen am Sonntag um die Meisterschaft zu fahren. Das ganze Team hat einen unglaublichen Job gemacht, damit wir uns diesen Traum erfüllen konnten. Leider konnten wir den Titel diesmal nicht gewinnen. Aber wir können sehr stolz darauf sein, wie wir uns nach dem schwierigen Saisonstart zurückgekämpft und die Meisterschaftsentscheidung bis zur letzten Sekunde offengehalten haben. Es hat großen Spaß gemacht, mir dieses Jahr das Auto mit Luca zu teilen. Danke an das gesamte Team und unsere Partner für diese Saison.“
Ivan Ekelchik / Baptiste Moulin (FRA)
- #19 GRT Grasser-Racing-Team
- SILVER CUP
- Qualifying 1: P10 – Rennen 1: P4
- Qualifying 2: P9 – Rennen 2: DNF
Georgi Donchev (BUL) / Christian Engelhart (GER)
- #1 GRT Grasser-Racing-Team
- BRONZE CUP
- Qualifying 1: P6 – Rennen 1: P5
- Qualifying 2: P11 – Rennen 2: P9
Georgi Donchev: „Wir hatten uns ein anderes Ende der Saison erhofft. Trotzdem ist es positiv, dass wir beide Rennen beenden, uns aus Zwischenfällen heraushalten konnten und keine Schäden am Auto hatten. Durch das ABS-Problem am Sonntag mussten wir von ganz hinten starten. Wir haben aber immer weiter gemacht und uns durchgebissen. Das Ergebnis muss man dann einfach akzeptieren. Jetzt können wir erstmal durchatmen. Ich freue mich schon auf die nächste Saison.“
Christian Engelhart: „Erstmal Gratulation an die #63 zu einem super starken Wochenende. Auf unserer Seite der Garage war es wesentlich schwieriger. Wir hatten im Training ein paar technische Probleme, die wir aber lösen konnten. Mit meiner Runde im Qualifying bin ich ganz zufrieden. Im Rennen waren wir leider nicht schnell genug auf der Geraden, um weiter nach vorne zu kommen. Am Sonntag hatten wir ein ABS-Problem im Qualifying und mussten von ganz hinten starten. Es war also ein schwieriges Wochenende, das wir aber insgesamt gut gemanagt haben.“
Gottfried Grasser, Teamchef GRT: „Für das Team war es ein sehr schöner Abschluss der Sprint Cup-Meisterschaft, die mit diesem großartigen Wochenende deutlich besser ausgegangen ist als wir uns das erhofft hatten. Eine Pole-Position, ein Rennsieg und ein zweiter Platz – wir haben es fast perfekt exekutiert. Riesiges Kompliment an das gesamte Team der #63, das aus dieser Situation noch die Vize-Meisterschaft herausgeholt hat. Auch an diesem Wochenende haben alle wieder einen super Job gemacht. Ich bin sehr stolz und glücklich. Mehr kann sich ein Teamchef nicht wünschen. Die Fahrer der #19 haben in Valencia leider nicht die optimale Pace gefunden. Beim Bronze-Auto hatten wir ein paar Probleme, mit P5 am Samstag können wir aber zufrieden sein. Alles in allem ist uns ein super Abschluss gelungen. Jetzt wollen wir und beim Endurance Cup-Finale in Barcelona noch einen Top-Drei-Platz im Gesamtklassement sichern.“