In der Intercontinental GT Challenge wurden Picariello, Niederhauser und Müller ebenso wie Porsche auf Platz eins gewertet. Als zweitbestes Kundenteam beendete Wright Motorsport bei seiner Europa-Premiere das Langstreckenrennen in den belgischen Ardennen auf dem 16. Rang. AV Racing by Car Collection Motorsport hat die Pro-Am-Klasse für sich entschieden.
Nach dem ereignisreichen Auftakt des belgischen Langstreckenklassikers (weitere Informationen siehe Zwischenbericht) spitzte sich der Kampf um den Sieg auf dem 7,004 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs in den letzten acht Stunden zu. Einer der vorentscheidenden Momente ereignete sich gegen 12:30 Uhr. Während Alessio Picariello mit dem Nummer-96-Porsche zum Routinestopp in die Boxengasse eingebogen war, löste ein havariertes Fahrzeug eine Gelbphase aus. Dies bedeutete: Als die Mechaniker von Rutronik Racing den 911 GT3 R des Belgiers betankten, durfte das Teilnehmerfeld nur mit 80 km/h über die Strecke schleichen – für den Rennwagen, den Picariello sich mit dem Deutschen Sven Müller und dem Schweizer Patric Niederhauser teilt, ein markanter Zeitgewinn. Vier Stunden vor Rennende befand sich das Trio zudem auch in einem guten Boxenstopp-Rhythmus. Der Neunelfer des deutschen Porsche-Kundenteams war zurück im Spiel.
Bei steigenden Asphalttemperaturen bis über 50 Grad Celsius entbrannte ein heißes Hundertstelsekunden-Duell, das auf den Zweikampf zwischen dem Nummer-63-Lamborghini und dem Porsche hinauslief. Gut zwei Stunden vor der Zielflagge konnte der Sportwagen des Grasser Racing Teams am 911 GT3 R von Rutronik Racing vorbeigehen und die Führung übernehmen. 40 Minuten vor Rennende legte der Lamborghini seinen letzten Tankstopp ein. Der verlief zwar unplanmäßig – genügte aber doch: Das Fahrzeug kehrte eine Sekunde vor Niederhause auf die Strecke zurück. Damit war die Entscheidung gefallen. In der Intercontinental GT Challenge, zu der die 24 Stunden von Spa ebenfalls zählen, sprang für Porsche und das Rutronik Racing-Fahrertrio jeweils der erste Platz heraus.
Als zweitbestes Porsche-Kundenteam beendete Wright Motorsport die 24 Stunden von Spa-Francorchamps auf dem 16. Platz. Die US-amerikanische Mannschaft rund um Adam Adelson, Elliott Skeer und Thomas Sargent hatte erstmals ein Rennen in Europa in Angriff genommen und bei diesem schwierigen Übersee-Einsatz mit 73 konkurrierenden GT3-Rennwagen auf der Strecke eine fehlerfreie Vorstellung abgeliefert. Zur Belohnung sprang für sie der vierte Rang in der Gold-Cup-Wertung heraus.
Lionspeed GP drehte in der Nacht groß auf. Der 911 GT3 R von Gabriel Rindone aus Frankreich, des Deutschen Patrick Kolb, des Italieners Riccardo Pera und des Schweizers Ricardo Feller hatte das Rennen von der 45. Position aufgenommen, um bei Dunkelheit eine sehenswerte Aufholjagd zu starten. Sie führte den Porsche-Vertragsfahrer Feller zeitweise bis auf den 13. Platz nach vorn sowie an die Spitze des Bronze-Cups. Einer kleineren Kollision in Kombination mit einem Dreher in der ersten Kurve schloss sich jedoch eine Strafe für das unzulässige Einbiegen in die Endurance-Boxengasse an. Dies warf das Quartett schlussendlich auf den 21. Rang und Bronze-Cup-Platz vier zurück.
Über den Sieg in der Pro-Am-Wertung freute sich das Porsche-Kundenteam AV Racing by Car Collection Motorsport. Noam Abramczyk aus Frankreich, Bo Yuan aus China sowie die beiden Belgier Mathieu Detry und Fabian Duffieux waren als 61. gestartet. Ein weitgehend unauffälliges Rennen führte sie bis auf die 31. Position des Endergebnisses.
„Was für ein Finale! Nach den vielen Auf und Abs haben wir hier in Spa in den letzten vier Stunden noch ein enorm spannendes Ende gesehen“, schlussfolgerte Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3 R. „Rutronik Racing hat auf der Strecke um den Gesamtsieg wortwörtlich gekämpft. Platz zwei macht uns super stolz auf das Team und die Fahrer. Ich will aber auch den ersten Rang in der Pro-Am-Wertung für AV Racing by Car Collection Motorsport hervorheben. Nach dem dritten 24-Stunden-Rennen in unmittelbarer Folge bedanke ich mich ganz herzlich bei unseren Kundenteams für die tolle Zusammenarbeit. Mit dem LMGT3-Sieg in Le Mans sowie den zweiten Plätzen hier und auf dem Nürburgring können wir uns sehen lassen!“
Alessio Picariello (Porsche 911 GT3 R #96): „Ich stehe hier mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite bin ich natürlich happy: Vor dem Rennen hätte ich dieses Ergebnis mit Kusshand genommen. Nach diesem harten Kampf bricht mir der zweite Platz aber auch etwas das Herz. Wir haben das Maximum gegeben, mehr ging nicht. Das wir so weit vorne mitfahren konnten, kommt mir wie ein kleines Wunder vor. Das Team und wir Fahrer haben eine perfekte Vorstellung abgeliefert. Im nächsten Jahr schlagen wir zurück.“
Adam Adelson (Porsche 911 GT3 R #120): „Viele haben uns im Vorfeld gewarnt, dass dies das härteste 24-Stunden-Rennen der Welt sei. Jetzt verstehe ich, was sie meinten. Dieses Event stellt dich mental und physisch vor unglaubliche Herausforderungen. Du darfst dir nicht den geringsten Fehler erlauben. Ich bin unheimlich stolz auf das gesamte Team, alle haben einen fantastischen Job abgeliefert. Natürlich sind wir etwas enttäuscht, das Podest in unserer Klasse verpasst zu haben. Aber mit zwei Silber- und einem Gold-Fahrer Vierter im Gold Cup zu werden, das muss uns erstmal einer nachmachen.“
Ricardo Feller (Porsche 911 GT3 R #80): „Nachdem es am vergangenen Wochenende auf dem Nürburgring ja nicht geklappt hat, konnte ich endlich mein erstes 24-Stunden-Rennen mit dem Porsche 911 absolvieren. Ich habe ganz schön geschwitzt und bin jetzt auch echt platt. Die letzten 24 Stunden waren hart. Der 911 GT3 R fühlte sich super an. Für das Podium hat es leider nicht ganz gereicht – verdient hätten wir es.“Noam Abramczyk (Porsche 911 GT3 R #29): „Beim ersten GT3-Einsatz in meiner Karriere hier bei den 24 Stunden von Spa auch gleich den ersten Sieg einzufahren – das ist für mich etwas ganz Besonderes! Das Rennen war wirklich schwierig. Wir mussten etwas mit der Strategie und auch mit den Track-Limits kämpfen, aber am Ende haben wir die Pro-Am-Klasse gewonnen und nur darauf kommt es für uns an.“
Endergebnis 24 Stunden von Spa-Francorchamps
1. (1. Pro) Bortolotti/Engstler/Pepper (ITA/DEU/ZAF), Lamborghini #63, 549 Runden2. (2. Pro) Müller/ Niederhauser/Picariello (DEU/CHE/BEL), Rutronik Racing, Porsche 911 GT3 R #96, + 8,703 Sekunden
3. (3. Pro) Rovera/Abril/Pier Guidi (ITA/MCO/ITA), Ferrari #51, + 26,639 Sekunden