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24h Le Mans
16.06.2025

Mercedes-AMG gibt Comeback bei der 93. Auflage des 24h-Klassikers in Le Mans

26 Jahre nach dem letzten Renneinsatz der Marke mit dem Stern in Le Mans präsentierte sich Mercedes-AMG zurück auf der großen Langstreckenbühne. Für die Fahrer, das Kundensportteam Iron Lynx und Mercedes-AMG Motorsport war es eine lange und intensive Rennwoche an der Sarthe. Die Aufgabe Le Mans begann bereits mit einem Testtag am vergangenen Sonntag, mehreren Trainings- und Qualifying-Sessions unter der Woche sowie der traditionellen Fahrerparade am Freitag in der Innenstadt von Le Mans. Erschwert wurden die fordernden Bedingungen durch eine anhaltende Hitzewelle mit Temperaturen von über 30 Grad während der gesamten Veranstaltungswoche. Im stark besetzten Teilnehmerfeld des prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennens ging Iron Lynx mit drei Mercedes-AMG LMGT3 an den Start. Ein besonderes Highlight dabei war das ikonische Design der drei Fahrzeuge – eine Hommage an die legendären Sauber-Mercedes C9 aus dem Jahr 1989. Damals fuhren die Silberpfeile einen Doppelsieg ein.


Höhen und Tiefen lagen für die Mercedes-AMG Rennfahrzeuge eng beieinander

Der extrem herausfordernde Langstreckenklassiker hatte für Mercedes-AMG Motorsport Glück aber auch Pech parat. Letztlich nutzte man die Woche in Le Mans gemeinsam mit Iron Lynx auch, um wichtige Daten und weiterhin viel Erfahrung für die FIA World Endurance Championship zu sammeln. Der Mercedes-AMG LMGT3 #61 beendete das Rennen auf Platz zwölf, die #63 kam auf Rang 15 ins Ziel. Das dritte Fahrzeug mit der Startnummer #60 musste das Rennen leider unglücklich vorzeitig beenden. 

Mit einer konstant guten Pace startete der Mercedes-AMG LMGT3 #61 bereits in die Trainingssessions. Martin Berry (AUS) qualifizierte das Fahrzeug zunächst auf Rang elf und sicherte dem Team damit die Teilnahme an der Hyperpole. In der entscheidenden Session am Donnerstagabend fuhr der 18-jährige Lin Hodenius (NED), der erstmals in Le Mans an den Start ging, zunächst auf Platz fünf. Mercedes-AMG Performance-Fahrer Maxime Martin (BEL) zeigte daraufhin seine ganze Erfahrung und qualifizierte die Startnummer #61 auf dem vierten Rang. In der Startphase untermauerte Martin seine Klasse und machte direkt zwei Plätze gut. Beim ersten Fahrerwechsel verlor das Team jedoch unglücklich Zeit und fiel ins hintere Drittel des LMGT3-Feldes zurück. Eine zusätzliche Drive-Through-Strafe wegen eines Vergehens unter Full-Course-Yellow erschwerte den Anschluss an die Spitzengruppe. Über die Distanz kämpften sich Maxime Martin, Lin Hodenius und Martin Berry dennoch kontinuierlich nach vorn und brachten den Mercedes-AMG LMGT3 letztlich auf Rang zwölf ins Ziel.

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Weniger glücklich begann der Mercedes-AMG LMGT3 #63 das Abenteuer Le Mans. Stephen Grove (AUS) kam beim freien Training am Mittwoch von der Strecke ab und kollidierte mit der Begrenzung. Die Frontpartie des Fahrzeugs wurde dabei so stark beschädigt, dass eine weitere Teilnahme am Qualifying nicht mehr möglich war. Über Nacht musste das Chassis getauscht werden, wodurch die #63 am Samstag vom letzten Startplatz ins Rennen ging. Aufgrund der begrenzten Fahrzeit von Bronze-Fahrer Stephen Grove sprach die Rennleitung ein Nachtfahrverbot gegen ihn aus. Mit Einbruch der Dunkelheit übernahmen somit sein Sohn Brenton Grove (AUS) sowie AMG-Fahrer Luca Stolz (GER) das Steuer, die das Fahrzeug sicher durch die Nacht brachten. Das Team musste etwa zwei Stunden vor Rennende noch eine 10-Sekunden-Strafe wegen gefährlicher Einfahrt in die Boxengasse in Kauf nehmen. Brenton Grove hatte im Eifer des Gefechts einen leichten Kontakt mit einem weiteren LMGT3-Fahrzeug. Letztlich brachten die Piloten das Fahrzeug auf Position 15 ins Ziel.

Der Mercedes-AMG LMGT3 #60 sah sich im Verlauf der Veranstaltung mit technischen Herausforderungen konfrontiert: Aufgrund eines plötzlich auftretenden Problems an der Tankanlage konnte das Fahrzeug im Qualifying nicht ausreichend betankt werden, was zu einem vorzeitigen Stopp auf der Strecke führte. Für Andrew Gilbert (GBR) war die Session damit beendet und das Fahrertrio musste den Langstreckenklassiker von der vorletzten Position in Angriff nehmen. Auch im Rennen lief es für Gilbert und seine Teamkollegen Lorcan Hanafin (GBR) sowie Fran Rueda (ESP) nicht wie geplant: Nach knapp vier Stunden riss ein Keilriemen, wodurch eine Ölleitung beschädigt wurde. Der Mercedes-AMG LMGT3 #60 musste zur Reparatur in die Box zurück und konnte das Rennen etwa eine Stunde später wieder aufnehmen. Aus Sicherheitsgründen stellte das Team die Startnummer #60 jedoch kurz darauf ab.

Christoph Sagemüller, Leiter Mercedes-AMG Motorsport: „Das 24-Stunden-Rennen in Le Mans ist eine beeindruckende Veranstaltung mit einzigartiger Atmosphäre und großer Geschichte. Herzlichen Glückwunsch an Ferrari zum Gesamtsieg und an die LMP2- und LMGT3-Sieger. Was unser sportliches Ergebnis betrifft, kann ich nicht zufrieden sein. Wir sind zwar nicht mit der Erwartung angereist, das Rennen zu gewinnen – aber das Ergebnis der Hyperpole war ein Lichtblick nach einem schwierigen Start in die FIA WEC und einer herausfordernden Vorwoche. Im Rennen hat sich jedoch gezeigt, dass wir das Tempo an der Spitze nicht ganz mitgehen konnten. Dennoch: Unser Ziel war es, mit Mercedes-AMG nach Le Mans zurückzukehren und das ist uns trotz extrem kurzer Vorbereitungszeit und einigen Herausforderungen gelungen.“

Maxime Martin, Iron Lynx #61: „Zunächst einmal können wir zufrieden sein, dass wir die Zielflagge ohne größere Zwischenfälle gesehen haben. Wir hatten einen guten Start, haben beim ersten Fahrerwechsel jedoch Zeit verloren, was uns deutlich zurückgeworfen hat. In Le Mans ist eine konstant starke Pace entscheidend und die hat uns gefehlt. Das müssen wir nun analysieren, die richtigen Schlüsse ziehen und im kommenden Jahr stärker zurückkehren. Der Trend seit dem Saisonauftakt in Katar stimmt mich aber grundsätzlich positiv. Ich hoffe, dass wir schon beim nächsten Rennen in São Paulo einen weiteren Schritt näher an die Spitze machen können.“

Luca Stolz, Iron Lynx #63: „Ich möchte der gesamten Crew von Iron Lynx ein riesiges Dankeschön aussprechen. Dass sie es nach dem Unfall im Training am Mittwoch geschafft haben, uns ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, dass 24 Stunden in Le Mans durchfährt, ist absolut bemerkenswert. Für Brenton und Stephen war es zudem etwas ganz Besonderes, dieses Rennen als Vater-Sohn-Duo gemeinsam zu bestreiten. Ich habe die Zeit hier sehr genossen. Le Mans ist ein mega cooles Event mit so vielen Fans. Ich würde sehr gerne im nächsten Jahr zurückkommen – dann mit einer realistischen Chance auf den Klassensieg.“
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