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24h Le Mans
20.08.2021

Porsche Kundenteams fahren in Le Mans in beiden GT-Klassen auf die Pole

Perfektes Ergebnis für die Kundenteams von Porsche in der Hyperpole der 24 Stunden von Le Mans: Dries Vanthoor fuhr am Donnerstagabend am Steuer des Porsche 911 RSR von HubAuto Racing in 3:46,882 Minuten sensationell auf die Pole-Position der hart umkämpften GTE-Pro-Klasse.

Der Belgier, Bruder von Porsche Werksfahrer Laurens Vanthoor, setzte sich in einer engen Zeitenjagd gegen die starke Konkurrenz aller Werksteams durch. In der GTE-Am-Kategorie starten die Neunelfer am Samstag um 16:00 Uhr von den ersten drei Plätzen. Porsche Young Professional Julian Andlauer aus Frankreich war am Steuer der Startnummer 88 von Dempsey-Proton Racing um über eine halbe Sekunde schneller als Benjamin Barker im baugleichen Auto von GR Racing sowie Matteo Cairoli in der Nummer 56 von Project 1.

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Die sogenannte Hyperpole ist das abschließende Zeitfahren um die besten Startplätze für die 89. Auflage der 24 Stunden von Le Mans. Aus jeder Klasse traten die schnellsten sechs Autos aus dem Qualifying vom Vortag an. Bei besten äußeren Bedingungen mit kühlen Temperaturen zum Sonnenuntergang fuhren die beiden Porsche 911 RSR des Werksteams sofort nach Freigabe der Session auf die 13,626 Kilometer lange Strecke. Im stark besetzten Feld mit insgesamt 23 Fahrzeugen aus vier Klassen mussten sie eine möglichst freie Runde mit wenig Verkehr erwischen. Entsprechend hektisch begann die abschließende Zeitenjagd. Alle Piloten starteten sofort eine Attacke auf die Bestzeit – mit dem damit verbundenen hohen Risiko.

Unter diesen Voraussetzungen hatte Kévin Estre am Steuer der Startnummer 92 des Porsche Werksteams großes Pech. Der Franzose setzte bei seinem ersten Anlauf alles auf eine Karte, musste aber nach rund sieben Kilometern einen Funkspruch an die Box absetzen: „Ich hatte einen Crash. Ich bin okay, aber kann nicht weiterfahren. Tut mir sehr leid!“ Estre hatte bei der Anfahrt der berühmten Indianapolis-Kurve die Kontrolle über den rund 515 PS starken Neunelfer verloren und war mit dem Heck in die Barrieren eingeschlagen. Die Beschädigungen am Fahrzeug ließen eine Fortsetzung der Fahrt nicht zu. Die Hyperpole wurde aufgrund des Unfalls für rund zehn Minuten unterbrochen.

Nach der erneuten Freigabe der Zeitenjagd fuhr Gianmaria Bruni im Schwesterauto mit der Nummer 91 auf Position fünf. Der Italiener kämpfte mit einem hartnäckigen Untersteuern und konnte somit nicht das gesamte Potenzial des 911 RSR umsetzen. Unterdessen sorgte Dries Vanthoor am Steuer des Kundenautos von HubAuto Racing für eine Sensation: Der Belgier, der in Le Mans erstmals am Steuer des Rennautos aus Weissach sitzt, markierte in 3:46,882 Minuten die Bestzeit in der GTE-Pro-Klasse. Die Konkurrenz von Ferrari und Corvette biss sich an der Zeit von Vanthoor die Zähne aus. „Pole-Position für HubAuto Racing in der GTE-Pro, dazu die maximale Ausbeute mit den ersten drei Startplätzen durch Dempsey-Proton, GR Racing und Project 1 in der GTE-Am-Kategorie – was für ein toller Erfolg für unsere Kundenteams“, freut sich Pascal Zurlinden, Gesamtprojektleiter Werksmotorsport. „Mit den Plätzen fünf und sechs für unsere Werksautos sind wir nicht zufrieden. Wir greifen dennoch im Rennen voll an. Insgesamt zeigt das Resultat eines wieder einmal ganz deutlich: Die Kundenteams von Porsche Motorsport bekommen jederzeit absolutes Top-Material und können dadurch auf allerhöchstem Niveau fahren!“

„Das Ergebnis dieses Qualifyings fühlt sich für uns an wie ein zweischneidiges Schwert. Herzlichen Glückwunsch an HubAuto Racing. Sie sind bei ihrem allerersten Einsatz mit dem 911 RSR auf Pole-Position in der GTE Pro gefahren. Auch für Dries Vanthoor war das Auto neu, ein mega Erfolg“, fasst Alexander Stehlig, Einsatzleiter FIA WEC zusammen. „Für uns als Werksteam lief das Qualifying weniger gut. Kévin ist auf seiner ersten fliegenden Runde ein Fehler unterlaufen. Dabei rutschte er in die Streckenbegrenzung und konnte die Session leider nicht fortsetzen. Das Auto von Gianmaria Bruni hat mit Platz fünf auch nicht das erreicht, was wir wollten. Wir müssen jetzt noch ein wenig arbeiten und unsere Hausaufgaben machen, damit wir am Samstag mit einer stärkeren Performance aufwarten können.“

Absolut perfekt lief es für die starken Porsche Kundenteams in der GTE-Am-Klasse. Porsche Young Professional Julien Andlauer, der bereits in der Qualifikation und in den Freien Trainings nachhaltig überzeugt hatte, ließ der Konkurrenz keine Chance. In 3:47,987 Minuten bewegte sich der Franzose vor heimischem Publikum in einer eigenen Liga. Der Brite Benjamin Barker hatte im 911 RSR von GR Racing auf Platz zwei 0,573 Sekunden Rückstand, Matteo Cairoli lag im Auto von Project 1 bereits 0,889 Sekunden zurück.

Das Rennen im TV, per Livestream und auf der Porsche Motorsport-Microsite
Der Free-TV-Sender RTL NITRO überträgt den Langstrecken-Klassiker in Le Mans erstmals in voller Länge live, nachdem sich die RTL Gruppe die Senderechte der FIA WEC und der 24 Stunden von Le Mans gesichert hat. Auch die Sportkanäle von Eurosport berichten umfangreich von der 89. Auflage des Rennens, das am kommenden Samstag, 21. August um 16:00 Uhr MESZ gestartet wird. Einen Livestream sowie ein übersichtliches Timing bieten die kostenpflichtigen Apps der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC und des Le-Mans-Veranstalters ACO.

Porsche Motorsport fasst alle Informationen zum Porsche 911 RSR, zum Team und den Werksfahrern sowie den 24 Stunden von Le Mans 2021 auf der Internetseite https://media.porsche.com/motorsport zusammen. Dort stehen neben aktuellen Nachrichten und Hintergrundgeschichten auch Bildgalerien sowie umfangreiche Video-Features und -News für mediale Multiplikatoren bereit.

Dries Vanthoor (Porsche 911 RSR #72): „Ich fahre erst zum zweiten Mal in Le Mans, außerdem kennt das Team das Auto noch nicht allzu gut. Unter diesen Umständen die Pole-Position zu erzielen, ist wirklich speziell. In den Trainingssitzungen lief es nicht besonders gut. Aber es sieht so aus, als hätten wir uns mit den Veränderungen am Auto in die richtige Richtung bewegt. Dies ist zwar erst der Beginn eines langen Rennwochenendes, aber im Moment bin ich sehr glücklich.“

Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Das Qualifying war schwierig. Wir hatten zuvor das Setup modifiziert, um unseren Porsche weiter zu verbessern. Das ist uns auch gelungen, nur war es nicht möglich, einfach ins Auto zu springen und das sofort auch umzusetzen. Als ich mit meinem zweiten Reifensatz auf die Strecke gegangen bin, war es schon richtig dunkel. Bei diesen Bedingungen fehlte mir etwas Selbstvertrauen, denn es waren in diesem Jahr meine ersten Le-Mans-Runden in der Nacht – ich habe gestern im zweiten Freien Training pausiert.“

Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Ich bin sehr enttäuscht und sauer auf mich selbst. Der Anfang der Runde war bereits nicht allzu gut, ich hatte irgendwie kein richtiges Gefühl für die Bremse und war deswegen nicht so schnell wie gewünscht. Mir fehlte das notwendige Vertrauen. Im Bereich Indianpolis war ich wohl etwas zu schnell. Ich habe das Auto verloren und bin rückwärts in die Reifenstapel eingeschlagen. Es war kein allzu großer Crash, aber das Heck ist dennoch stark beschädigt – schade für unser gesamtes Team.“

Julien Andlauer (Porsche 911 RSR #88): „Es ist einfach nur großartig! Das Auto war wirklich eine Wucht – genauso wie in den Trainings und im Qualifying. Wir mussten für die Hyperpole nur Benzin einfüllen, frische Reifen aufziehen und dann Gas geben. Das Team hat in den vergangenen Tagen unglaublich gut gearbeitet. Dafür einen großen Dank. Ich bin erstmals in der Hyperpole angetreten – und dann gleich ganz nach vorne gefahren. Ich könnte kaum glücklicher sein. Nun liegt ein sehr langes Rennen vor uns. Aber wir starten definitiv mit einem sehr guten Gefühl in den Kampf über 24 Stunden.“

Benjamin Barker (Porsche 911 RSR #86): „Das Auto war fantastisch, mein Team hat einen hervorragenden Job gemacht. Schade, dass die Session zwischenzeitlich mit der roten Flagge unterbrochen wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich in den Sektoren eins und zwei meiner ersten fliegenden Runde um zwei Zehntelsekunden schneller – ich denke, das wäre eine sehr gute Zeit geworden. Beim zweiten Anlauf wollte ich kein unnötiges Risiko eingehen und fuhr auf Sicherheit. Im letzten Sektor unterlief mir noch ein kleiner Fehler, das hat etwas Zeit gekostet. Alles in allem ein tolles Ergebnis und eine gute Ausgangsposition für das 24-Stunden-Rennen.“

Matteo Cairoli (Porsche 911 RSR #56): „Ich wollte dem Team heute Abend eigentlich ein Geschenk machen, aber leider hat es nicht zur Pole gereicht. Ich dachte, wir wären etwas dichter dran an der Spitze. Zum Glück ist das Rennen lang und wir haben noch genügend Zeit, uns weiter zu verbessern. Gratulation an Julien Andlauer für seine wirklich großartige Runde.“


Ergebnisse Hyperpole

GTE-Pro-Klasse
1. Martin/Parente/D. Vanthoor (B/P/B), HubAuto Racing, Porsche 911 RSR #72, 3:46,882 Minuten
2. Serra/Molina/Bird (BR/E/GB), AF Corse, Ferrari 488 GTE #52, 3:47,063 Minuten

3. Milner/Tandy/Sims (USA/GB/GB), Corvette Racing, Chevrolet Corvette C8.R #64, 3:47,093 Minuten

GTE-Am-Klasse
1. Andlauer/Bastien/Arnold (F/USA/D), Dempsey-Proton Racing, Porsche 911 RSR #88, 3:47,987 Minuten
2. Wainwright/Barker/Gamble (GB/GB/GB), GR Racing, Porsche 911 RSR #86, 3:38,560 Minuten
3. Perfetti/Cairoli/Pera (N/I/I), Team Project 1, Porsche 911 RSR #56, 3:48,876 Minuten
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