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21.08.2018

Ford Chip Ganassi Racing erkämpft Podestplatz

Sowohl der US-amerikanische als auch der europäische Teil des Teams Ford Chip Ganassi Racing erlebte ein herausforderndes Rennwochenende. In der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) eroberte das Werksteam mit dem Ford GT beim Sechsstundenrennen in Silverstone einen weiteren Podestplatz. Es ist der erste für die britische Fahrerpaarung Andy Priaulx/Harry Tincknell im Ford GT mit der Startnummer 67 in dieser Saison. Im Schwesterauto mit der Startnummer 66 litten der Berliner Stefan Mücke und sein französischer Teamkollege Olivier Pla während der sechsstündigen Renndauer unter extrem hohen Cockpit-Temperaturen. Zusammen mit einem nicht nach Plan verlaufenen Boxenstopp blieb für das Duo Rang sechs das maximal machbare Ergebnis.

Pla startete in Silverstone von der Pole Position, Priaulx lag als Vierter knapp dahinter, als sich in der Startrunde an der Spitze zwei LMP1-Prototypen drehten. Das Feld wurde durcheinander gewirbelt, Priaulx entkam dem Chaos als Sechstplatzierter, Pla rutschte ohne eigenes Verschulden bis auf Position zehn zurück. Für beide Ford GT hieß das Motto nun erst recht "Volle Attacke!". In einer beeindruckenden Aufholjagd pflügten sie durchs GTE-Feld und eroberten nach anderthalb Rennstunden die Positionen eins und zwei.

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Dann kam eine Full Course Yellow-Phase für beide Ford GT zum ungünstigsten Zeitpunkt. Den Boxenstopp für die Nummer 67 hatte das Team zwar strategisch klug in diese Gelbphase gelegt. Allerdings brachte er die Crew nicht wie erhofft in eine bessere Position, sondern warf den Ford GT von Priaulx/Tincknell weit zurück, weil direkt danach das Safety Car das Feld einbremste. Die Briten kämpften sich über die gesamte zweite Rennhälfte entschlossen zurück in die Spitzengruppe und wurden letztlich mit ihrem ersten Podestplatz der laufenden "Super-Saison" der WEC belohnt. Die Zielflagge sahen Priaulx/Tincknell als Dritte. Da ein gegnerisches Fahrzeug wegen technischer Unregelmäßigkeiten nach dem Rennen disqualifiziert wurde, durfte sich das Duo letztlich über Platz zwei freuen.

Für das WEC-Schwesterauto von Mücke/Pla hielt das Schicksal weitere Unbill bereit: Beim Fahrerwechsel gegen Rennhalbzeit klemmte die Tür, was die Besatzung der Startnummer 66 wertvolle Zeit kostete. Somit waren beide Ford GT zu einer zweiten Aufholjagd gezwungen - der daraus resultierende GT-Rennsport mit harten Tür-an-Tür-Kämpfen riss die Fans in Silverstone mehrfach von den Sitzen.

"Wir sind sehr enttäuscht", bilanziert George Howard-Chappell, Teamchef der WEC-Mannschaft von Ford Chip Ganassi Racing. "Beide Autos besaßen genügend Speed für eine bessere Ausbeute. Beim Boxenstopp unseres Nummer-67-Autos hatten wir viel Pech. Dem Full Course Yellow folgte direkt eine Safety Car-Phase. Eigentlich riefen wir das Auto zum perfekten Zeitpunkt hinein, aber wegen anderer Ereignisse auf der Strecke ging die Strategie nicht auf. Immerhin konnten wir Rang zwei retten. Die Startnummer 66 hatte ein technisches Problem, das Stefan Mücke und Olivier Pla mit Blick auf den WM-Titelkampf besonders schmerzt."

Andy Priaulx strahlte nach dem ersten Podestplatz der Saison: "Die ersten beiden Stints habe ich sehr genossen", erklärte der von der Kanalinsel Guernsey stammende Brite. "Wir übernahmen die Führung und fuhren einen schönen Vorsprung heraus. Aber sechs Stunden sind eine lange Renndauer. Die Abfolge von Safety Car und Full Course Yellow erwischte uns zur falschen Zeit. Wir hatten unsere Boxenstopp-Fenster leicht verschoben. Zum Zeitpunkt des Stopps sah es nach einer guten Entscheidung aus, aber es kam anders. Wir sind sehr glücklich, endlich wieder auf dem Podium zu stehen, aber wir haben hier nicht das verdiente Ergebnis erzielt."

Der gemeinsam mit Olivier Pla um den WEC-Titel kämpfende Stefan Mücke bekannte: "Wenn du von der Pole Position startest, kannst du von diesem Resultat nur enttäuscht sein. Olivier musste am Start der Kettenreaktion der kreiselnden Autos ausweichen. Danach lagen wir auf dem letzten Platz in unserer Klasse. Dann fuhr er ein sensationelles Rennen und überholte eine Menge Autos. Nach dem Fahrerwechsel konnte ich weitermachen, wo er aufgehört hatte und kämpfte mich bis auf Rang zwei vor. Weil wir Pech mit einem Full Course Yellow hatten, ging der spätere Sieger vorbei. Wir konnten die Lücke aber wieder schließen. Bis dahin sah alles gut aus. Leider gab es dann die Schwierigkeit mit der Tür. Wir verloren eine ganze Runde - das kannst du nicht mehr aufholen. Sehr schade, denn unser Ford GT fühlte sich das ganze Rennwochenende über sehr gut an. Trotzdem haben wir wichtige WM-Punkte verschenkt. Doch es ist nach wie vor alles drin: Es stehen noch fünf Rennen aus. Wir kämpfen weiter um den Titel!"

Mücke/Pla reisen als zweitplatzierte Paarung der GTE Pro-Fahrerwertung zum nächsten WEC-Lauf im japanischen Fuji am 14. Oktober. Ford liegt in der Herstellerwertung ebenfalls auf Zwischenrang zwei.

Ford verteidigt Führung in der IMSA-Sportwagenmeisterschaft Am selben Wochenende wie die Langstrecken-WM ging die nordamerikanische IMSA-Meisterschaft in ihre drittletzte Runde. Nach vier Siegen in Serie reichte es diesmal nicht für die oberste Stufe des Treppchens. Auf dem Virginia International Raceway (VIR) startete der Ford GT mit der Nummer 67 mit Ryan Briscoe/Richard Westbrook von der Pole Position, erreichte nach Kupplungsproblemen aber nur Rang sieben. Das Schwesterauto mit der Startnummer 66 - gefahren vom Deutschen Dirk Müller und dem US-Amerikaner Joey Hand - verpasste mit Platz vier knapp den Sprung aufs Podium. Die beiden Fahrer-Crews von Ford Chip Ganassi Racing liegen nach neun von elf Läufen auf den Gesamträngen zwei und drei. Ford führt die Markenwertung in der GTLM-Klasse der IMSA-Serie bei noch zwei ausstehenden Rennen nach wie vor an.

Die vorletzte Runde der IMSA WeatherTech SportsCar Championship findet am 9. September auf dem Laguna Seca Raceway statt.
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