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Sportwagen Allgemein
26.06.2023

Jaminet und Tandy gewinnen dramatisches 6-Stunden-Rennen

Der Brite Nick Tandy und der Franzose Mathieu Jaminet sicherten sich am Steuer des Porsche 963 mit der Startnummer 6 in einem hoch spannenden Finale in Watkins Glen ihren zweiten Saisontriumph. Das Schwesterauto von Felipe Nasr aus Brasilien und Matt Campbell aus Australien wurde nach technischen Problemen und einer langen Reparaturphase auf Rang acht gewertet. In der GTD-Klasse fuhr der Porsche 911 GT3 R von Wright Motorsports als Dritter auf das Siegerpodest.

Bei trockenen Bedingungen und vor großer Kulisse im US-Bundesstaat New York diktierten die beiden Porsche 963 von Porsche Penske Motorsport von Beginn an das Geschehen. Nick Tandy behauptete nach dem Start von der Pole Position die Spitze, Matt Campbell rangierte nach 30 Minuten auf Platz zwei und übernahm anschließend die erste Position. Während die Startnummer 6 jederzeit auf den ersten Plätzen fuhr, gab es für das Schwesterauto nach rund zwei Stunden einen erheblichen Rückschlag: die Reparatur eines Defekts am Hybridsystem dauerte zwei Stunden und warf die Crew entscheidend zurück.

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Aufgrund unterschiedlicher Boxenstopp- und Reifenstrategien wechselten sich die LMDh-Fahrzeuge der Hersteller Porsche, Cadillac, BMW und Acura in der zweiten Rennhälfte in der Führungsarbeit ab. In der letzten Stunde stieg die Spannung immer weiter: Die Spitzenautos rückten nach dem letzten Service an der Box dichter zusammen. Jaminet reihte sich nach dem finalen Stopp auf Platz zwei ein, mit acht Sekunden Rückstand auf das führende Fahrzeug und nur vier Sekunden Vorsprung auf den Drittplatzierten. Im dichten Überrundungsverkehr machte der Franzose unter höchstem Druck alles richtig. Rund zehn Minuten vor dem Ende wuchtete er den Porsche 963 konsequent am BMW des Amerikaners Connor de Phillippi vorbei, konnte seinen Kontrahenten aber nicht entscheidend abschütteln. Eine späte Gelbphase brachte die Erleichterung: Da in den letzten zwei Runden hinter dem Safety-Car nicht überholt werden durfte, war der zweite Saisonsieg des Duos Tandy/Jaminet sicher.

Auch das Schwesterauto mit der Startnummer 7 war in den ersten zwei Rennstunden phasenweise an der Spitze des Feldes. Der Australier Matt Campbell hatte die Führung dank einer starken Fahrt und kluger Strategie des Teams nach 30 Minuten erstmals übernommen. Kurz nach dem Wechsel auf Teamkollege Felipe Nasr aus Brasilien bremste ein Defekt ein Hybridsystem das Fahrzeug ein. Umfangreiche Reparaturen und der Austausch zahlreicher Hochvolt-Komponenten kosteten insgesamt fast zwei Stunden. Campbell/Nasr wurden am Ende auf Platz acht der GTP-Klasse gewertet. Der rund 530 kW (720 PS) starke Porsche 963 des Kundenteams JDC-Miller MotorSports mit den Piloten Mike Rockenfeller (Deutschland) und Tijmen van der Helm (Niederlande) erreichte nach fehlerfreier Fahrt Platz fünf.

„Bei unserem ersten Sieg in der IMSA-Serie war ich nicht vor Ort, weil gleichzeitig die FIA WEC in Portugal gastierte. Nun habe ich den Triumph live erleben dürfen – eine große Erleichterung nach den enttäuschenden Ereignissen in Le Mans“, beschreibt Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh. „Die Startnummer 6 hatte ein tolles Rennen. An der Startnummer 7 gab es leider einen Defekt am Hybridsystem. Wir haben das Auto repariert und zwischenzeitlich wieder auf die Strecke geschickt. Dabei hat es dem Schwesterauto noch etwas geholfen, indem wir einige Dinge getestet haben. Das war richtig gut. Vielen Dank an die Crew, die Großes geleistet hat. Es war ein spannendes und tolles Rennen – mit einem herausragenden Ende für Porsche.“

„Die Startnummer 7 im Pech, die Nummer 6 im Glück – unsere Medaille hat zwei sehr unterschiedliche Seiten“, bilanziert Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Die Siegermannschaft hat restlos alles richtig gemacht: die Fahrer spitze, die Boxencrew absolut fehlerfrei, die Strategie sehr gut. Am Ende war es noch viel spannender als von außen zu sehen, denn der Reifen hinten links verlor langsam Luft. Wir hatten großes Glück, dass wir es heil ins Ziel gebracht haben. Heute hat meine Frau einen runden Geburtstag – und wir haben das beste Geschenk!“

Das Kundenteam JDC-Miller MotorSports zeigte bei seinem zweiten Einsatz des auffällig gelben Porsche 963 eine blitzsaubere Leistung. Die gute Strategie und die fehlerfreie Fahrt der Piloten Mike Rockenfeller und Tijmen van der Helm bescherte dem Porsche-Kundenteam den starken fünften Platz.


GTD-Klassen: Wright Motorsports mit starker Fahrt auf Platz drei

In der GTD-Klasse setzte sich am Renntag die Mannschaft von Wright Motorsports bestens in Szene. Der Porsche 911 GT3 R mit der Startnummer 16 hielt sich über die gesamten sechs Stunden im dichten Überrundungsverkehr aus allem Ungemach heraus und arbeitete sich konsequent voran. Der Amerikaner Ryan Hardwick machte in seinen ersten zwei Stints mehrere Positionen gut, der Kanadier Zacharie Robichon brachte das Auto anschließend auf Podestkurs. Jan Heylen aus Belgien brachte den hellblauen Neunelfer schließlich auf Rang drei ins Ziel.

Das Schwesterauto von Wright Motorsports (Startnummer 77) erreichte Platz elf. Die beiden 911 GT3 R von Kellymoss with Riley beendeten den fünften Saisonlauf auf den Positionen zehn und 17. Der „Rexy“ genannte Neunelfer von AO Racing fuhr auf Rang 14. In der GTD-Pro-Klasse hatte das Kundenteam Pfaff Motorsports großes Pech. Die Nummer 9 des kanadischen Teams fuhr zwischenzeitlich auf der dritten Position, fiel aber aufgrund eines Reifenschadens weit zurück. Das Fahrzeug mit den Piloten Patrick Pilet aus Frankreich und Klaus Bachler aus Österreich wurde auf Platz fünf gewertet.

Der sechste Lauf zur IMSA WeatherTech SportsCar Championship findet am 9. Juli in Kanada statt. Das Rennen über 2:40 Stunden wird im Canadian Tire Motorsport Park nahe der Metropole Toronto ausgetragen. Die Strecke ist in Europa unter dem Namen Mosport bekannt.

Porsche GT4 e-Performance begeistert die Fans in Watkins Glen
Im Rahmen des IMSA-Rennwochenendes im US-Bundesstaat New York machte auch die GT4 e-Performance World Tour von Porsche Station in Watkins Glen. Am Freitag fuhr der Österreicher Klaus Bachler einige Demorunden am Steuer des vollelektrischen Prototypen, der als Vision eines Kundensport-Renners der Zukunft beeindruckende Performance-Werte erreicht. Am Sonntag absolvierte Porsche-Markenbotschafter Jörg Bergmeister weitere schnelle Runden, um die Leistungsfähigkeit des bis zu 800 kW (1.088 PS) starken Renners darzustellen. Vor großer Kulisse bewegte der Deutsche den Porsche GT4 e-Performance am Limit.

Mathieu Jaminet (Porsche 963 #6): „Was für ein verrücktes Finish! So etwas gibt es nur in der IMSA-Serie. Das macht den Fans, aber auch uns Fahrern extrem viel Spaß. Nick und ich haben im gesamten Rennen maximal attackiert. Im letzten Stint bin ich im Überrundungsverkehr große Risiken eingegangen, um den BMW einzuholen. Kurz vor Schluss war es soweit: Es tat sich eine kleine Lücke auf, ich habe sie konsequent genutzt. Ich bin super glücklich, dass wir den zweiten Sieg im Porsche 963 gesichert haben. Wir haben nun die Führung in der Meisterschaft ausgebaut. Dieses Rennen in Watkins Glen wollte ich unbedingt mal gewinnen. Das ist gelungen.“

Nick Tandy (Porsche 963 #6): „Was für ein spannendes und actionreiches Rennen. Wir haben als Team einen perfekten Job abgeliefert. Jeder Einzelne in unserer Mannschaft hat das absolute Maximum gegeben. So gewinnt man Rennen! Als das Schwesterauto technische Probleme hatte, wurden wir von deren Crew unterstützt. Sie haben zum Beispiel an deren Auto etwas ausprobiert, was uns im Kampf um den Sieg sehr geholfen hat. Das war schlichtweg perfekte Teamarbeit.“

Felipe Nasr (Porsche 963 #7): „Es war ein schwieriger Tag für uns – regelrecht frustrierend. Mein Teamkollege Matt hat das Auto mit starkem Tempo an die Spitze gebracht. Als ich dann einstieg, war sofort klar: hier stimmt etwas nicht. Zuerst gab es einen Hybridalarm, dann den Ausfall des Systems. Ich bin zunächst allein mit Verbrenner-Antrieb weitergefahren, das Team hat alles versucht, den Hybrid wieder in Gang zu bringen. Leider hat das nicht geklappt. Immerhin haben wir am Ende unseren Kollegen noch etwas auf dem Weg zum Sieg helfen können.“

Mike Rockenfeller (Porsche 963 #5): „Wir haben ganz wenig Erfahrung mit dem Auto und stellen uns einem intensiven Wettbewerb in der GTP-Klasse. Auf Grundlage dessen ist Platz fünf für uns ein sehr gutes Ergebnis. Wir hatten heute allerdings nicht ganz das Tempo unserer Mitbewerber. Vor allem beim Herausbeschleunigen aus Kurven fühlte sich unser Auto etwas seltsam an. Das müssen wir nun analysieren. Auch an der Fahrzeugbalance müssen wir noch arbeiten. Wir haben wieder viel gelernt. Das wird uns in den kommenden Wochen wichtige Fortschritte ermöglichen.“

Jan Heylen (Porsche 911 GT3 R #16): „Ein großartiges und hochverdientes Ergebnis für unser Team. Wir hatten bislang eine schwierige Saison, nun hat endlich mal die tolle Arbeit entsprechende Früchte getragen. Das beste Team ist wieder da! Es tut einfach gut, endlich wieder auf dem Siegerpodest zu stehen und zu feiern.“


Ergebnisse des Rennen


GTP-Klasse:
1. Tandy/Jaminet (UK/F), Porsche 963 #6, 201 Runden
2. Yelloly/de Phillippi (UK/USA), BMW #25, 201 Runden
3. Derani/Sims/Aitken (BR/UK/UK), Cadillac #31, 201 Runden

GTD-Pro-Klasse:
1. Hawksworth/Barnicoat (UK/UK), Lexus #14, 183 Runden
2. Serra/Rigon (BR/I), Ferrari #62, 183 Runden
3. Garcia/Taylor (E/USA), Corvette #3, 183 RundenGTD-Klasse:

GTD-Klasse:
1. Montecalvo/Telitz/Thompson (USA/USA/CDN), Lexus #12, 183 Runden 
2. Sellers/Snow (USA/USA), BMW #1, 183 Runden
3. Hardwick/Robichon/Heylen (USA/CDN/B), Porsche 911 GT3 R #16, 183 Runden
 
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