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TCR Germany
12.11.2017

Josh Files – Meister der ADAC TCR Germany – im Interview

Titelverteidiger – Rekordsieger – Schnellstarter! An Josh Files (26, GB, Target Competition) führte auch in der zweiten Saison der ADAC TCR Germany kein Weg vorbei. Wie es der Brite zu seinem zweiten Meistertitel schaffte, was er von der deutschen Tourenwagenserie und seinen TCR-Konkurrenten hält und wohin sein Weg in Zukunft führen könnte, verrät er im nachfolgenden Interview. 
Josh, es ist jetzt sechs Wochen her, dass du deinen zweiten Titel in der ADAC TCR Germany gewonnen hast. Zeit, diesen Erfolg zu genießen, hast du aber anscheinend nicht... 
Josh Files: „Nein. Um ehrlich zu sein, war ich nach dem Saisonfinale in Hockenheim noch nicht einmal richtig zu Hause, sondern ständig unterwegs. Ende Oktober am Adria Raceway, wo ich mit Target Competition das TCR-Europa-Finale bestritten habe. Am kommenden Wochenende mache ich mich auf den Weg nach Dubai, um mit Honda und dem Team M1RA am Finale der TCR International Series teilzunehmen. Bei diesem Event, bei dem ich zum dritten Mal in Folge starte, werde ich auch auf meinen alten Freund Benny Leuchter aus der ADAC TCR Germany treffen, der mit Volkswagen für das Team WestcoastRacing dabei sein wird. Es wird sicher sehr schön, mal wieder gegen Benny anzutreten.“ 

Wenn du zurückblickst auf die Saison der ADAC TCR Germany, was waren deine Highlights? 
Files: „Mit dem Abstand von sechs Wochen war eines der Highlights mein Sieg im ersten Rennen in Oschersleben und damit verbunden die Tatsache, die Saison erneut mit einem Erfolg begonnen zu haben. Red Bull Ring war ein phantastisches Wochenende mit zwei Siegen als Belohnung für unsere harte Arbeit. Und ganz besonders habe ich auch das Rennen am Nürburgring und den heißen Fight mit Mike Halder genossen. Am Ende war natürlich der Sieg im letzten Rennen dieser Saison das größte Highlight, dazu noch mit einem wirklich ‚verwundeten‘ Auto. Das war sehr speziell. Grundstein für diesen Erfolg war sicher die tolle Zusammenarbeit mit Target Competition. Ich mag die Gummerer-Zwillinge, Albert Deuring, meinen Ingenieur, die Mechaniker, überhaupt alle bei der Target-Familie. Es ist ein tolles Team, wir verstehen uns super und das war sicher auch das Erfolgsrezept, um den Titel zweimal in Folge zu gewinnen.“ 

Welche Konkurrenten haben in dieser Saison den stärksten Eindruck bei Dir hinterlassen? 
Files: „Von allen Fahrern, die mich in diesem Jahr beeindruckt haben, hat Mike Halder einen genialen Job gemacht. Er hat mich so getrieben die ganze Zeit. Dazu war er konstant schnell auf allen Kursen. Auch Sheldon van der Linde, den ich vorher überhaupt nicht kannte, war überall sehr schnell. Wenn er nicht zu Beginn der Saison einige Probleme gehabt hätte, wäre er sicher noch weiter vorne gelandet. Luca Engstler hat natürlich noch einige Fehler gemacht, aber das kann in dem Alter passieren. Wenn der älter wird, wird er sicher extrem schnell und um die Meisterschaft mitfahren können. Aber auch Hari Proczyk hat mich schwer beeindruckt, vor allem, wenn man bedenkt, was für einen schlechten Saisonstart er hatte. Er wurde von Wochenende zu Wochenende schneller und hat dann am Ende noch Rang vier in der Gesamtwertung belegt.“ 

Mit 12 Siegen in 24 Rennen bist du Rekordsieger der ADAC TCR Germany. du hast die meisten Rundenführungen und mit deiner Performance beim Start beeindruckt. Gibt es irgendetwas, was du selbst noch verbessern könntest? 
Files: „Dieses Jahr hatte ich wirklich mit dem Qualifying zu kämpfen. 2016 habe ich mich selten außerhalb der ersten Startreihe qualifiziert, 2017 konnte ich mich nie ganz vorn qualifizieren. Seit die Saison zu Ende ist, arbeite ich wirklich ernsthaft in Qualifying-Simulationen, um meine frühere starke Qualifying-Performance wieder zu erreichen.“ 

Du wirkst immer sehr entspannt, sogar kurz vor den Rennen. Gehört das auch zu deinem Erfolgsrezept? 
Files: „Ich bin mental stark. Meine Vorbereitungen auf ein Rennwochenende sind praktisch abgeschlossen, bevor ich anreise. Ich gehe bestimmte Szenarien durch, ‚was könnte passieren, was wird passieren, was könnte schieflaufen‘ und versuche schon vorher, eine mögliche Reaktion darauf zu entwickeln. So, dass ich einfach schnell umschalten kann, wenn eine Situation eintritt. Das ist so eine Art von Intuition. Wenn etwas auf der Strecke passiert, ist die Situation bereits in meinem Kopf, so dass ich schnell eine Antwort entwickeln und umsetzen kann. Das habe ich mir anerzogen. Es kann so viel passieren, was außerhalb deiner Kontrolle ist, mit den Reifen oder dem Motor, dass man sich nicht über alles den Kopf zerbrechen kann. Von daher kann ich entspannt sein und entspannt fahren.“ 

Die nächste TCR-Saison könnte mit noch mehr Marken noch interessanter werden, oder? 
Files: „Zu den neuen Marken wie Kia und Hyundai kommt ja auch noch der neue Honda dazu. Und Audi und Volkswagen werden ihre Autos sicher noch weiter verbessern. Die Meisterschaft in Deutschland wird dadurch sicher noch einmal interessanter werden. Es wird mehr Marken geben, umgekehrt könnte ich mir vorstellen, dass die Anzahl der Fahrer nicht mehr ganz so hoch sein wird wie in diesem Jahr. Damit würde die Qualität noch einmal steigen. 2018 könnte damit das bisher härteste Jahr der ADAC TCR Germany werden.“ 

Du warst seit der Premiere immer mit dabei. Gibt es 2018 ein Wiedersehen mit Dir in der ADAC TCR Germany? 
Files: „Ich mag die ADAC TCR Germany wirklich gerne, aber für einen spannenden Verlauf der Meisterschaft wäre es wahrscheinlich besser, wenn ich nächstes Jahr nicht teilnehmen würde [lacht]. Also ganz ehrlich: Ich sage niemals nie, im Augenblick ist noch gar nichts entschieden. Dafür ist es noch viel zu früh. Es gibt schon ein paar Optionen für ein Comeback, und vielleicht werde ich auch eine davon ziehen. Ich schaue auch international, allerdings ist noch gar nichts geplant. Aber eins ist klar: Ich mag die Herausforderung und ich mag es, neue Dinge zu lernen.“ 
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