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Formel 1
05.10.2014

Schwerer Unfall überschattet Hamilton-Sieg in Japan

Ein schwerer Unfall von Marussia-Piloten Jules Bianchi überschattet den Sieg von Mercedes-Piloten Lewis Hamilton im japanischen Suzuka. Zweiter wurde Teamkollege Nico Rosberg vor Sebastian Vettel (Red Bull) auf Position drei. Weiterhin wird auf medizinische Updates von Bianchi gewartet. In der Woche vor Rennstart gab es bereits diverse Berichte um den Taifun Phanfone, der am Wochenende das japanische Festland erreichen sollte und damit den allseits beliebten Formel 1-Grand Prix in Suzuka zu gefährden drohte.

Die ersten Vorboten kamen dann kurz vor dem Rennstart und fluteten den Kurs nahezu. Daher entschied sich die Rennleitung für einen Start hinter dem Safety Car. Trotz dieser Sicherheitsmaßnahme beklagten sich einige Piloten über Aqua-Planing und Caterham-Rookie Marcus Ericsson drehte sich direkt, konnte das Rennen jedoch fortsetzen. Konsequenz des Ganzen: Das Rennen wurde nach nur zwei Runden hinter dem Safety Car vorerst abgebrochen.

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Um 15.25 Uhr Ortszeit gingen die 22 Piloten dann wieder hinter dem Mercedes von Bernd Mayländer auf die Strecke. Ferrari-Pilot Fernando Alonso sorgte direkt für das nächste Problem, denn der Spanier blieb nach Wiederaufnahme des Rennens auf der Strecke stehen und musste seinen Arbeitstag somit vorzeitig beenden. Nach insgesamt neun Runden hinter dem Safety Car gab Rennleiter Charlie Whiting das Rennen dann endlich frei. Nico Rosberg (Mercedes) konnte beim Restart seine Führung verteidigen, doch Teamkollege Lewis Hamilton versuchte direkt, ihm diese Position streitig zu machen. Doch Rosberg behielt die Nase vorn und konnte sich auch schnell von seinem britischen Teamkollegen absetzen. Eine große Überraschung war eine riskante, aber brillante Strategieentscheidung von McLaren und Jenson Button: Der Brite wechselte direkt seine Regenreifen gegen Intermediates aus und machte damit zahlreiche Positionen gut. Nur eine Runde nach seinem Wechsel steuerte der Großteil des Feldes ebenfalls die Box an, um die Reifen zu wechseln.

In Runde 13 bekam dann auch der Führende Rosberg die Ansage, die Box anzusteuern, um sich die Intermediates abzuholen. Damit bahnte sich zum wiederholten Mal in dieser Saison ein aufregendes Mercedes-Duell an, denn Hamilton auf Regenreifen war wesentlich schneller unterwegs als der Teamkollege auf Intermediates. Doch Rosberg konnte die Führung nach Hamiltons Stopp wieder übernehmen und führte nach ereignisreichen ersten 15 Runden in Japan den Grand Prix vor Hamilton und Reifenflüsterer Jenson Button an.

Hinter dem Führungs-Trio sorgte das Red Bull-Duo Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo für viel Unterhaltung, denn die beiden duellierten sich über mehrere Runden mit den Williams-Piloten Valtteri Bottas und Felipe Massa. In Runde 18 schob sich Vettel an Bottas vorbei und Ricciardo schickte sich ebenfalls sofort an, den Finnen zu überholen. Auf den Positionen vier und fünf zeigten die beiden „roten Bullen“ ihr Können und waren mit Abstand am schnellsten unterwegs. In der Spitzengruppe fuhr Button unterdessen die besten Rundenzeiten, während Hamilton die Lücke zu Rosberg schloss. Der Deutsche hatte offensichtlich mit einigen Problemen zu kämpfen, insbesondere im dritten Sektor, in dem Teamkollege Hamilton besonders viel Zeit auf den Führenden gutmachte.

Im Rennen nur wenig Beachtung geschenkt wurden dem Marussia-Piloten Jules Bianchi und dem Caterham-Rookie Ericsson. Die beiden jungen Piloten waren gegen Rennmitte auf den Positionen 13 und 14 unterwegs und hielten ihre Verfolger konsequent hinter sich. Weniger glorreich verlief währenddessen das Rennen der Scuderia Ferrari: Nach Alonsos frühem Aus lief es auch bei Kimi Räikkönen alles andere als gut. Der Finne war auf Position neun unterwegs und holte sich bereits in Runde 25 neue Intermediates ab. Der Stopp ging nur sehr langsam über die Bühne, wodurch der Finne auf Rang zwölf zurückfiel.

Zeitgleich hatte Hamilton den Vorsprung von Rosberg auf weniger als eine Sekunde verringert und setzte seinen Teamkollegen mächtig unter Druck. Profitieren konnte der Brite insbesondere auch von dem mittlerweile freigegebenen DRS und war daher geradezu im Heck von Nico Rosberg unterwegs. In Runde 27 kam der Brite jedoch von der Strecke ab, doch war nur wenige Sekunden später wieder direkt hinter dem deutschen Silberpfeil-Piloten. Zwei Runden später schnappte er sich Rosberg in der ersten Kurve und konnte sich sehr schnell einen immensen Vorsprung erarbeiten.

Der Kampf an der Spitze entwickelte sich unterdessen zu einem interessanten Fünfkampf: Die beiden Mercedes-Piloten führten zwar weiterhin das Rennen an, doch die Verfolger machten in großen Schritten Boden gut. Insbesondere Sebastian Vettel zauberte eine schnellste Rennrunde nach der anderen auf den Asphalt und schob sich damit an Jenson Button vorbei, dessen problematischer Stopp ihn einiges an Zeit kostete. Problematisch war zur selben Zeit auch die Performance von Nico Rosberg, der zunehmend langsamer wurde. Der daraufhin vorgezogene Stopp verlief problemlos und lediglich Daniel Ricciardo setzte sich zwischen Rosberg und den Führenden Hamilton. Doch das Verfolger-Duo Vettel und Button hatte sich an den WM-Zweiten herangekämpft und war zudem wesentlich schneller unterwegs. Für Ricciardo ging es nach seinem Stopp wieder auf Platz fünf zurück, womit Hamilton den Grand Prix vor Rosberg, Vettel und Button anführte.

An der Spitze konnten sich die Silberpfeile etablieren, während Button die Lücke zu Vettel schloss. Dabei profitierte der Brite insbesondere von einem Ausritt Vettels, welcher dem Deutschen knapp drei Sekunden kostete. Doch der McLaren-Routinier bekam zusätzlichen Druck von Daniel Ricciardo, der sich in Runde 40 dann kurzzeitig an ihm vorbeikämpfte. Da es zeitgleich allerdings wieder anfing zu regnen, konnte Button sofort kontern und setzte sich somit wieder vor den Australier.

Buttons Teamkollege Kevin Magnussen holte sich in Runde 42 als erster der Piloten wieder Regenreifen ab, da die Wetterbedingungen zunehmend schlechter wurden. Dies bekam insbesondere Sauber-Pilot Adrian Sutil zu spüren, der aufgrund der extrem rutschigen Streckenbedingungen im Reifenstapel landete. Jenson Button tat es unterdessen seinem jungen Teamkollegen gleich und wechselte ebenfalls auf die blau markierten Regenreifen. In Runde 44 wurde dann wieder das Safety Car auf die Strecke gerufen, da die Bergung von Sutils Boliden problematischer verlief als zunächst angenommen. Viele Piloten nutzten daher die Chance, Reifen zu wechseln, doch das Mercedes- Führungs-Duo entschied sich gegen diese Option.

Nur wenige Runden später dann wieder Chaos: Zunächst sah man wie Nico Hülkenberg (Force India) am Boxenausgang stehen blieb und kurz daraufhin wurde das Rennen abgebrochen. Die Gründe dafür waren zunächst unklar, doch scheinbar war auch Marussia-Pilot Jules Bianchi in die Sutil-Kollision verwickelt. Da ein Medical-Car auf die Strecke gerufen wurde, machte man sich große Sorgen um die beiden involvierten Piloten. Sutil gab nur wenig später Entwarnung, doch von Jules Bianchi gab es weiterhin kein Statement. Zudem bestätigte der Sauber-Pilot, dass Bianchi an derselben Stelle von der Strecke abgekommen und seitlich unter den Bergekran gerutscht sei. Der junge Franzose wurde unterdessen mit dem Medical-Helikopter ins Krankenhaus transportiert.

Das Rennen gewann trotz des vorzeitigen Abbruchs Lewis Hamilton vor Nico Rosberg und Sebastian Vettel. Auf dem Podium zeigten sich die drei Piloten stark betroffen und verzichteten auf das übliche Champagner-Sprayen. Bereits nächstes Wochenende geht es für die Formel 1 in Sotchi zur Russland-Premiere. Die Hauptsache ist allerdings, dass Jules Bianchi seinen Unfall möglichst unbeschadet übersteht. Wir warten weiterhin auf medizinische Updates.

Text: Antonia Grzelak – motorsport-xl.de
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