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ADAC Opel Rallye Cup
09.09.2013

Ein Bilderbuchtag für Marijan Griebel

Hätte sich Marijan Griebel ein Drehbuch für den sechsten Lauf des ADAC Opel Rallye Cups ausdenken dürfen, es hätte dem realen Geschehen der ADAC Ostsee Rallye vermutlich sehr geähnelt. Denn während der 24-jährige Pfälzer und sein Beifahrer Alexander Rath die 12 anspruchsvollen Wertungsprüfungen in Ostholstein ohne Fehl und Tadel bewältigten, ließen ihre Widersacher mächtig Federn.

So konnte Spitzenreiter Markus Fahrner bereits in der zweiten Wertungsprüfung einpacken. „Wir haben den ersten Teil einer Links-Rechts-Kombination verpasst und sind links in einem Graben eingeschlagen. Wir kamen zwar wieder frei, haben aber schnell gemerkt, dass nicht nur ein Reifen, sondern auch die linke Antriebswelle hinüber war“, seufzte der dreimalige Saisonsieger, dessen Co Michael Wenzel die Größe hatte, den Abflug auf seine Kappe zu nehmen: „Ich war beim Vorlesen ein bisschen zu spät dran ...“

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Es setzte ein munterer Bestzeiten-Reigen ein. Die ersten sieben Wertungsprüfungen entschieden sieben verschiedene Piloten für sich. Die Spitzenposition ging in direkter Folge von Marijan Griebel über Christian Allkofer, Patrick Pusch, Simon Larsen und Fabian Kreim erneut an Allkofer über, nachdem Kreims Ambitionen in einem Reifenschaden verraucht waren. Der Stemwede-Sieger büßte fast zwei Minuten und damit alle Siegchancen ein. Dass sich der 20-Jährige in der vorletzten Prüfung auf dem Truppenübungsplatz Putlos noch ein Vorderrad abriss, war quasi die Draufgabe auf einen Tag zum Vergessen. „Wir waren einfach zu schnell“, räumte Kreim freimütig ein.

In WP7 war auch für Simon Lund Larsen Feierabend. Am ADAM des schnellen Dänen war ein Gelenk des Schaltgestänges abgerissen. „Heute hatte ich kurzzeitig ans Gewinnen gedacht“, gab Larsen zu. Das hatten im Stillen auch Christian Allkofer/Kathi Götzenberger. Dass es mit dem Sieg nichts wurde, hatte zum einen mit einem immer stärker werdenden Griebel und zum anderen mit einem Missgeschick in der allerletzten Prüfung zu tun. „Ich war in Gedanken schon eine Kurve weiter und bin zu weit nach rechts geraten, prompt lagen wir im Graben. Meine eigene Dummheit“, schalt sich Allkofer, der durch den Ausritt eine Minute verlor und noch vom zweiten auf den fünften Rang zurückfiel.

Dagegen waren zwei andere, zuletzt arg gebeutelte Teams, am Ende die strahlende Glückseligkeit. Timo Broda und Heinke Mörhpahl knallten nicht nur drei WP-Bestzeiten hin, sondern kamen zur Abwechslung auch einmal ohne Probleme durch. „Auch wenn man weiß, was man kann, ist es schön, das auch mal auf der Resultatliste zu sehen“, strahlte der zweitplatzierte Broda. Und Patrick Pusch stand beim Zieleinlauf neben seinem ADAM, als könne er das alles noch gar nicht fassen. Nach seinem schweren Unfall bei der Rallye Deutschland hatte der Thüringer für die Ostsee-Rallye sowohl Auto als auch Copilot des verhinderten Leo Wolf übernommen. Und prompt feierte Pusch mit Dennis Zenz mit Rang drei seinen ersten Podestplatz im ADAC Opel Rallye Cup. „Mir fällt eine Riesenlast von den Schultern“, jubelte Pusch. „Ich bin die letzte Prüfung nur noch durchgerollt, um das gute Ergebnis auf jeden Fall ins Ziel bringen. Das war ich meinem Team schuldig!“

Das breiteste Grinsen an diesem Samstagabend hatte jedoch Marijan Griebel im Gesicht. Der strich in WP12 noch die fünf Zusatzpunkte für die meisten WP-Bestzeiten (gleichauf mit Broda) ein und liegt in der Junior-Wertung damit uneinholbare 83 Punkte vor Kreim. „Ich habe den ganzen Tag über nie 100 Prozent gegeben, aber immer zugesehen, dass der Abstand nicht zu groß wird“, so die Taktik des Polizeikommissars aus Hahnweiler, der in der Folge Ernst machte, in WP8 die Spitze übernahm, sie nicht mehr abgab und nach der Maximalpunktzahl von 40 Zählern jetzt einen Punkt vor Fahrner neuer Tabellenführer ist. Doch Griebel lässt sich nicht unter Druck setzen: „Natürlich werden wir nun versuchen, auch den ganz großen Triumph zu feiern, aber das Hauptziel ist erreicht. Egal, wie die letzten beiden Saisonrallyes ausgehen – unsere Saison ist schon erfolgreich verlaufen!“
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