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Formel 1
23.10.2012

Harte und softe Slicks für die Hitze von Indien

Am kommenden Wochenende ist die Formel 1 in Indien zu Gast. Wie im vergangenen Jahr liefert Pirelli den harten P Zero Silver und den soften P Zero Yellow. Die 2012er-Mischungen der Slicks sind jedoch weicher als ihre Vorgänger. Der Grand Prix von Indien stellt hohe Ansprüche an die Reifen. Das beginnt bei den zu erwartenden heißen Temperaturen von über 30 Grad.

In den Highspeed-Kurven wird enorm viel Energie durch die Reifen geleitet. Die Kurve zehn, die der berühmten Kurve acht in der Türkei ähnelt, ist exemplarisch: Auf den linken Vorderreifen wirken hier Kräfte von 4G. Maximaler Grip ist nötig, um an dieser Stelle die Ideallinie zu halten. Die Reifen werden dieser gewaltigen Belastung knapp sieben Sekunden lang ausgesetzt, ein gesteigerter Verschleiß ist die Folge.

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Besonders zu Beginn der Runde gibt es deutliche Höhenunterschiede. Hier wirken große vertikale Kräfte auf die Reifen. Die Hauptgerade ist mit mehr als einem Kilometer die längste Gerade der Formel 1-Saison. Die Temperatur der Lauffläche der Reifen steigt hier auf mehr als 100 Grad. Die Strecke nahe Delhi wird während des Jahres selten genutzt. Daher wird sich der Kurs im Verlauf des Wochenendes stark verändern, je mehr Gummi sich ablagert. Häufig kann Schmutz oder Sand auf dem Asphalt Wheelspin, das Durchdrehen der Räder, verursachen. Auch das erhöht den Abrieb. Generell ist der Asphalt des Buddh Circuits allerdings relativ glatt, daher hält sich der Reifenverschleiß in Grenzen. Das macht es den Teams einfacher, die beste Rennstrategie festzulegen.

Paul Hembery, Direktor Motorsport bei Pirelli, sagt: „Vergangenes Jahr erlebten wir beim indischen Grand Prix eine bezaubernde Atmosphäre und wir wurden sehr herzlich empfangen. Daher freuen wir uns sehr darauf, wieder nach Indien zu kommen. Dieses Jahr wissen wir etwas mehr über die Strecke. Der harte und der softe Slicks – die das letzte Mal in dieser Saison gemeinsam nominiert sind – sollten exakt die richtige Balance zwischen Performance und Haltbarkeit bieten. Das Streckenlayout ist eines der schwersten der zweiten Saisonhälfte für unsere Reifen. Beim Bau des Buddh Circuit wurde besonders darauf geachtet, dass es viele Überholmöglichkeiten gibt. Die Idee, Überholvorgänge zu fördern, hat uns auch bei der Entwicklung der Reifen angetrieben. Daher sollten wir ein wirklich spannendes Rennen zu einem wichtigen Punkt der Meisterschaft sehen.“

Narain Karthikeyan (HRT) kommentiert: „Vergangenes Jahr war die Reifenwahl verständlich, aber etwas konservativ. Doch da die Mischungen 2012 etwas weicher sind, könnte das Rennen dieses Mal etwas anders verlaufen. Das Layout ist eine große Herausforderung für die Reifen. Es gibt einige Richtungswechsel, die wir im fünften Gang fahren, zum Beispiel die S-Kurven acht bis neun und 13 bis 14. Hier haben die Autos etwa 200 km/h auf dem Tacho. Und schließlich gibt es die scheinbar unendliche Kurve zehn, in der wir das Lenkrad sechs Sekunden lang einschlagen – ebenfalls bei kaum weniger als 200 km/h. Auch wenn der Asphalt nicht sehr rau ist, müssen die Slicks auf dem Kurs hart arbeiten. Doch der Abrieb sollte nicht der Rede wert sein. Allerdings werden wir erst nach dem freien Training am Freitag wissen, wie sich die Reifen bei längeren Stints schlagen. Wir wollen herausfinden, wie die soften Slicks mit vollen Tanks reagieren. Auf dieses Rennen habe ich mich in diesem Jahr am meisten gefreut. Es gibt viel Begeisterung für das Event, da die Meisterschaft noch so offen ist. Und ich hoffe, alle Fahrer und Formel 1-Teams können Indien genießen.“

Jaime Alguersuari, Testfahrer bei Pirelli, meint: „Ich denke, der Buddh Circuit ist eine der besten Strecken der Formel 1. Ich habe gute Erinnerungen an das Rennen 2011, das ich nach einem guten Qualifying als Achter beendete. Der Kurs bietet eine interessante Kombination unterschiedlicher Kurven und langer Geraden. Es gibt recht ungewöhnliche Abschnitte, wie eine Schikane die im fünften Gang druchfahren wird. Das passiert nicht oft! Die größte Belastung für die Reifen in Indien sind die vielen langen Kurven. Hier treffen hohe Kräfte auf schnelle Richtungswechsel. Die Fahrer benötigen hier allen Grip, den sie von den Slicks bekommen können. Wer kein gutes Reifenmanagement hat, läuft auch Gefahr, dass es zu Graining kommt. Der harte und der softe Slick sind eine gute Wahl. Ich denke, eine Ein-Stopp-Strategie ist möglich.“

Technische Daten zu den Reifen

Der Asphalt des Buddh International Circuit war 2011 ganz neu. Doch ein Jahr später können sich die Eigenschaften des Belags verändert haben. Auf einem neuen Kurs lagert sich teilweise Öl ab, das aus dem Asphalt kommt. Dadurch entsteht ein rutschiger Belag. Mit der Zeit verschwindet dieser Ölfilm aber wieder, dann baut der Asphalt mehr Grip auf. Die Boxengasse in Indien ist mit 600 Metern eine der längsten der Formel 1. Die Fahrer verlieren hier beim Boxenstopp deutlich Zeit, wenn sie Reifen wechseln. Ein wichtiger Faktor bei der Planung der Rennstrategie.

Die Reifenwahl der Formel 1-Saison 2012

Grand Prix P Zero Red P Zero Yellow P Zero White P Zero Silver
Australien Soft Medium
Malaysia Medium Hart
China Soft Medium
Bahrain Soft Medium
Spanien Soft Hart
Monaco Supersoft Soft
Kanada Supersoft Soft
Europa Soft Medium
Großbritannien Soft Hart
Deutschland Soft Medium
Ungarn Soft Medium
Belgien Medium Hart
Italien Medium Hart
Singapur Supersoft Soft
Japan Soft Hart
Korea Supersoft Soft
Indien Soft Hart
Abu Dhabi Soft Medium
USA Medium Hart
Brasilien Medium Hart
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