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STT
21.09.2011

5. Lauf STT H&R Cup: Kammtastisch!

Edy Kamm ließ es in Zolder richtig krachen. Beim fünften Lauf der Spezial Tourenwagen Trophy räumte der Schweizer zwei astreine Gesamtsiege ab. Weder Pertti Kuismanen noch René Snel konnten den Audi A4 DTM knacken. Im ersten Heat landete Kuismanen im Ford GT hinter Snel auf der dritten Gesamtposition. Der Finne drehte in Durchgang zwei den Spieß um und verwies den GT2 Porsche von Snel auf Platz drei.

Schon im Vorfeld war klar, dass der Gesamtsieg nur über den pfeilschnellen Schweizer gehen würde. Die vier Kilometer lange Piste ist für den ex-DTM Audi wie maßgeschneidert. Ein Manko gab es aber trotzdem. Mit null Streckenkenntnis ging Kamm ins erste Qualifying. Dennoch stand der Audi in der ersten Startreihe - knapp eine Sekunde hinter Polemann Kuismanen. „Da ich den Kurvenverlauf noch nicht richtig kenne, kann ich noch nicht mit 100 Prozent fahren“, so Kamm. Dass es noch schneller ging, bewies der sechsfache Schweizer Motorsportmeister prompt. Mit seiner Zeit von 1.33,281 verwies der Audianer Pertti Kuismanen mit 0,213 Sekunden auf Startplatz zwei.

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Die knappen Zeitabstände ließen auf ein spannendes Rennen hoffen. Zumindest in der Anfangsphase wurden die Zuschauer nicht enttäuscht. Der Finne verteidigte gegenüber Kamm Platz eins, musste aber im Verlauf der zweiten Runde dann doch zurückstecken. Im zweiten Durchgang fackelte Kamm nicht lange und münzte seine Pole in einen lupenreinen Start- und Zielsieg um. Bereits gegen Rennmitte konnte der Audi-Pilot das Tempo rausnehmen. Dadurch kam Kuismanen auf knapp acht Sekunden noch einmal ran. „Es lief hier genial und viel besser als erwartet. Ich bin hier das erste Mal gefahren und war daher schon etwas skeptisch, ob es nach vorne reicht. Für mich war es also ein gelungenes Wochenende“, freute sich Kamm.

Kuismanen sichert sich volle Punktausbeute

Wer Pertti Kuismanen kennt, weiß, dass er ungern anderen das Siegen überlässt. In Zolder wird es den Ford GT Piloten aber weitaus weniger gejuckt haben als sonst. Denn viel wichtiger als der Gesamtsieg war der doppelte Erfolgt in der STT Klasse bis 6000 ccm. Zumal er dem derzeitigen Tabellenleader Christopher Gerhard gleich vier Punkte abknüpfte. Dank des Streichergebnisses hat Kuismanen nun gute Chancen in der Eifel seinen dritten STT Titel einzustreichen. In Zolder bewies der Finne jedenfalls, dass er im Ford GT nicht langsamer als mit der Viper unterwegs ist. Die schnellste Rennrunde des Tages zeigte, dass der Gesamtsieg durchaus in Reichweite lag. Dem hatte neben Kamm vor allem René Snel etwas entgegen zu setzen.

Der Niederländer feierte am Samstag seinen 60. Geburtstag und war das gesamte Wochenende über gut aufgelegt. Im Mai war der Porsche-Pilot an selber Stelle noch ohne Fortüne unterwegs und schied zweimal aus. Diesmal klappte es weitaus besser – trotz leichter Berührung mit dem Porsche Cayman von Reiner Lutz. Gerade im ersten Durchgang bot Snel eine starke Leistung. Mit 0,863 Sekunden konnte er Kuismanen niederringen. Völlig in die Hose ging der Start ins zweite Rennen. Als das STT Feld zum ersten Mal über den Zielstrich fuhr, wurde der weiße GT2 Porsche nur an elfter Stelle geführt.

Doch am Ende sprang sogar noch der dritte Platz auf dem Treppchen hinter Kamm und Kuismanen heraus. Zudem gab es gleich zwei Klassensiege in der großen STT Klasse zu bejubeln. „Es war ein schönes Wochenende. Der Start im zweiten Rennen aber war katastrophal. Dazu war die Batterie leer. Sonst hätte es vielleicht doch zu mehr gereicht“, gab René Snel zu Protokoll.

Bis kurz vor Rennende wurde Daniel Schrey (Chrysler Viper GTS-R) an der dritten Gesamtposition geführt. Nach dem vierten Platz im ersten Heat schien das Podest zum Greifen nahe, als die Kardanwelle in der letzten Runde brach und die Innenkonsole regelrecht zerfetzte. „Da hatte ich richtig Glück. Aber die Verbesserungen am Auto klappten schon teilweise ganz gut“, sah sich Schrey auf einem guten Weg mit der noch zickigen Giftschlange. Vom Ausfall profitierte nicht nur Snel, sondern auch Ralf Karst. „Ein Wahnsinnswochenende“ sollte der Porsche-Pilot am Ende konstatieren.

Dabei sah es eigentlich gar nicht gut für den AC/DC Fan aus. Schon im Quali verlor der GT2 Porsche Kühlflüssigkeit und im Rennen machte der Motor Scherereien. Dass im zweiten Rennen sogar der zweite Platz in der Klasse und Gesamtrang sechs herausspringen würde, hätte Ralf Karst wohl selbst nicht mehr erwartet. „Das zweite Rennen war total chaotisch. Zuerst schiebt mich Ed Nicelife in der Schikane an, ich fliege ab, kämpfe mich wieder vorbei. Ausgerechnet in der letzten Runde geht mir auf der Gegengerade der Motor aus. Kurz vor dem Bergaufstück geht der Motor beim vierten Mal wieder an und im Notprogramm fahre ich die letzten Meter ins Ziel. Das war der Wahnsinn“, fasste er das turbulente zweite Rennen zusammen.

Der Blick in die Klassen

Christopher Gerhard (Porsche 997 GT3 Cup) gab zwar alles, aber gegenüber dem rund 200 PS stärkeren Ford GT war er machtlos. Die Plätze fünf und vier waren zwar stark, aber in der Klasse reichte es nur zum zweiten Rang hinter Kuismanen. „Die Performance war in beiden Rennen gut und ich habe auch keine gravierenden Fehler gemacht. Mehr war da nicht zu machen. Das Rennen war für mich etwas einsam, da nach vorne zu viel Luft war, genau wie hinter mir“, so Gerhard. „Ohne die Hockenheim-Entscheidung wäre das eine ganz andere Ausgangssituation für die Meisterschaft. Bei normalem Verlauf haben wir gegen den Ford GT keine Chance. Für das Finale müssen wir uns etwas einfallen lassen“, blickte der derzeitige Meisterschaftserste voraus.

Dritter in der Klasse wurde zweimal Reiner Lutz im Porsche Cayman. Im ersten Rennen ließ er Dr. Thomas König (Porsche 944 GTR) und Dr. Ingolf Piechota hinter sich. Nachdem Michael Irmgartz im zweiten Durchgang den 944er Porsche ohne Ladedruck abstellen musste, landete Dr. Ingolf Piechota auf dem vierten Klassenrang. Nicht so richtig Glück hatte Jörg Lorenz (Porsche dp 935), der nach Problemen im Quali von ganz hinten starten musste. Bis Platz 15 führte die Aufholjagd, aber im zweiten Rennen zwangen Probleme am Fahrzeug zur vorzeitigen Aufgabe.

In der großen STT Klasse holte sich in Rennen eins Rolf Rummel im Porsche 996 GT2 den dritten Platz vor Ed Nicelife (Corvette C6R), Ralf Karst und Petr Zrubecky (Porsche 996 Turbo). Der zweite Durchgang endete weit weniger erfreulich. Vor dem Bergauf-Stück flog der schwarze GT2 Porsche in einer riesen Staubwolke ab. „Die Bremsscheibe ist gebrochen und die wegfliegenden Teile haben den Kühler getroffen und zerschlagen. Das Federbein ist auch in Mitleidenschaft gezogen. Ohne diese Geschichte wäre ich zufrieden gewesen“, erklärte der STT-Rekordmeister.

Starker Auftritt von Achim Heinrich im M1

Die 3,5 Liter Klasse der STT sah mit Achim Heinrich im BMW M1 einen überlegenen Sieger. Im zweiten Rennen landete der M1 Pilot sogar auf einem starken fünften Gesamtrang. Klassenprimus Joachim Duscher (Audi 80 Turbo) blieb im ersten Rennen nur der zweite Platz. Beim zweiten Rennen konnte der Audianer nichts mehr entgegensetzen. Der Audi musste wegen Temperaturproblemen in der Box bleiben. Somit kämpften Gerhard Füller (BMW M3 E30) und Dr. Heinrich Spies um Rang zwei. Nach tollem Kampf setzte sich der Leon Pilot durch und das, obwohl Füller bis eine Runde vor Schluss in Front gelegen hatte. „Die Strecke ist super und passt gut zu meinem Auto. Es waren schöne Kämpfe in beiden Rennen.

Im ersten Rennen hat es mit dem vierten Klassenplatz noch nicht ganz so geklappt“, freute sich der Gesamtsechste der Meisterschaft. Für Füller bedeute dies schon wieder Rang drei in der erneut stark besetzten Klasse 4. Dahinter freute sich Marzena Kwapisz im VW Scirocco über den vierten Platz, nachdem im ersten Durchgang Wolfgang Scheerbaum den Scirocco noch zu Rang fünf pilotiert hatte. Erstmals in der STT unterwegs war Christian Heck. Der Belgier belegte bei seinem Heimspiel die Klassenplätze sechs und fünf. Die weiteren Plätze belegten Petra Kolic-Wiese (Audi TT) und das STT Rookie Team, bei dem sich diesmal Niklas Bauckhage und Dominic Drabiniok das Cockpit des Opel Astra OCP teilten.

Bunkus und Bernhard holen 2-Liter Siege

Spannung boten erneut die 2-Liter Fahrzeuge, wobei es im Vorfeld schon Marc Roth erwischte. Der Schweizer musste bereits im Quali den Audi A4 mit einem Loch im Motor abstellen. „Am Montag werden wir dann schauen, was alles wirklich kaputt ist. Aber ich fürchte, dass es nicht gut aussieht“, so der Audi-Pilot. Um den Klassensieg kämpften Joachim Bunkus (Triumph Dolomite) und Jörg Bernhard (Honda S2000). Im ersten Heat setzte sich Bunkus im nun 36 Jahre alten Dolomite durch, wenn auch Bernhard gegen Rennende gefährlich nahe rankam.

In Durchgang zwei legte sich Bunkus klassenübergreifend mit Gerhard Füller an. Als er den M3 geschnappt hatte, schlug ausgerechnet in der letzten Runde das Pech gnadenlos zu. Im Schritttempo rettete sich Bunkus in die Box und wurde immerhin noch als Klassenzweiter gewertet. „Ich vermutete, dass es die Antriebswelle ist. Das Rennen war sehr spannend und abwechslungsreich. Wir hatten immer Zweikämpfe mit verschiedenen Autos und dann sah ich da immer noch etwas Graues im Rückspiegel“, so Bunkus. Das graue Etwas war der Honda S2000 von Jörg Bernhard. Ohne Qualizeit von ganz hinten gestartet, hatte sich der S2000 Pilot an die Dreiergruppe um Bunkus herangekämpft.

Der Ausfall des sympathischen Norddeutschen bescherte ihm schließlich den vierten Klassensieg in dieser Saison. Zweimal auf Rang drei landete Domenic Bendix im BMW 318i E30. Pech hatte erneut der Vorjahressieger der 2-Liter Klasse Jochen Thissen. Der zweite Klassenplatz im ersten Quali ließ auf ein endlich erfolgreiches Wochenende hoffen. Der rote Astra konnte Jörg Bernhard problemlos folgen. Doch bei der Attacke auf den Honda räuberte der Astra-Pilot etwas zu heftig über die Curbs, wodurch die Getriebehalterung riss. „Das ist einfach dumm gelaufen. Das Getriebe hat sich danach immer mehr losgerissen und am Ende ging auch noch die Kopfdichtung kaputt. Vom Gefühl her war ich bis dahin schnell unterwegs und hätte meine Gegner vielleicht kriegen können“, war Jochen Thissen etwas geknickt.

Alexandra Irmgartz im Pech

Das war Alexandra Irmgartz ebenfalls. Im ersten Rennen hatte sie mit ihrem Porsche 964 RS die männliche Klassenkonkurrenz voll im Griff. Doch im zweiten Heat musste die derzeit bestplatzierte STT Juniorin die Box ansteuern. „Ich hatte mir auf der Strecke etwas im Reifen eingefahren. Dadurch hatte ich einen schleichenden Plattfuß und musste den Reifen wechseln“, so die enttäuschte Porsche-Pilotin. Dadurch kam Ralf Bender (Porsche 964 Cup) zu seinem ersten Klassensieg in der STT. Zuvor gab es mit dem Porsche 911 von „Renn F“ einen spannenden Zweikampf, der aber leider ein zu frühes Ende fand. „Ich habe gemerkt, dass Öl auf den Auspuff kommt. Da muss man vorsichtig sein. Zur Sicherheit bin ich rausgefahren, auch um die Strecke nicht mit Öl ein zu sprühen“, so „Renn F“.

Nach diesem ereignisreichen Wochenende geht es für die STT erst am 22. Oktober wieder weiter. Dann steht auf dem Nürburgring das große Finale an, wo sich entscheidet, wer den Titel in diesem Jahr holen wird.
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