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ADAC Procar
07.10.2010

Saisonfinale ohne Gnade

Mehr Spannung wäre am vergangenen Wochenende gar nicht möglich gewesen. Doch wenn es nach Johannes Leidinger gegangen wäre, hätte das Rennwochenende ruhig weniger spektakulär ablaufen können.

Nach Zündaussetzern ab dem ersten freien Training fuhr der Piesbacher in den beiden Rennen noch auf Platz 2 und Platz 4 über die Ziellinie und beendet die Saison 2010 damit punktgleich mit Roland Hertner, der allerdings auf Grund der höheren Siegquote den Meistertitel tragen darf.

Eine erfolgreiche Saison in der ADAC PROCAR ging für Johannes Leidinger mit einem nervenaufreibendem Finale zu Ende. Der Saarländer, der als Führender mit nur einem Punkt Vorsprung nach Oschersleben reiste, konnte bis zum Qualifying am Samstag Nachmittag nicht eine problemfreie Runde auf dem Börde-Kurs absolvieren. „Schon im ersten Training gab es Zündaussetzer an meinem BMW. Ich steuerte sofort die Box an, wo sich mein Team augenblicklich daran machte, den Fehler zu finden“, erzählte Leidinger. Doch einfach war der Fehler nicht zu finden. Schlaflose Nächte und Sorgenfalten bei seinen Mechanikern waren die Folge: „Ich glaube, dass so gut wie jedes Teil, an dem es hätte liegen können, getauscht worden ist. Wirklich geholfen hat aber nichts und so war ich heilfroh, dass das Auto zum Qualifying wieder einigermaßen problemfrei lief“, so der 23-Jährige, der daher mit großer Skepsis ins Zeittraining ging und kaum glaubte, noch um die Meisterschaft mitfahren zu können.

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Doch Leidinger zeigte sich kämpferisch und überbot seine eigenen Erwartungen mit der drittschnellsten Zeit, die ihm einen Startplatz in der zweiten Reihe bescherte, so dass er wieder ein wenig Hoffnung verspürte: „Ich wusste aber trotz allem, dass ich hier mit dem schwersten Auto von den drei Titelaspiranten am Start bin. Es wäre also in jedem Fall eine schwere Aufgabe geworden“, fasst er zusammen.

Im ersten Rennen ließ er sich davon allerdings wenig beeindrucken. Leidinger zeigte eine bemerkenswerte Leistung, vor allem, wenn man bedenkt, dass er zuvor außer im Qualifying gar keine vollständige Runde hat fahren können. Im letzten Drittel schloss er sogar immer weiter zu dem vor ihm fahrenden Andrei Romanov auf, an dem er schließlich in der letzten Kurve mit viel Glück noch vorbeifahren konnte. Dementsprechend motiviert ging der Rookie dann ins zweite Rennen. „Der Start war super – allerdings merkte ich, dass es wieder zu Zündaussetzern kam und es gar nicht vorwärts ging im zweiten Gang. So fiel ich auf Platz 4 zurück.“ Er wusste jedoch, dass ihm der vierte Platz nicht reichen würde, wenn sein Teamkollege und Titelkonkurrent Roland Hertner Zweiter wurde. „Als ich bei noch verbleibenden 1:30 Minuten über die Start-Ziel-Linie fuhr, war mir klar, dass das die letzte Runde ist. Ich musste alles versuchen. Es gab aber nur eine Möglichkeit zum Überholen: Die Schikane. Ich gab alles, fuhr 100% Risiko. Leider ging mir am Ende die Straße aus, ich musste auf die Wiese ausweichen und wusste, dass ich mich so geschlagen geben musste.“

Doch viel Enttäuschung blieb letztendlich nicht zurück beim BMW-Piloten: „Ich hatte eine tolle Saison in einem super Team. Dass es am Ende nicht für den Meistertitel gereicht hat, ist zwar schade, aber es war meine erste Saison in einem Super2000-Auto und ich habe ebenso viele Punkte eingefahren wie der amtierende Meister. Ich denke, dass das ein Ergebnis ist, mit dem ich mehr als zufrieden sein kann und von dem ich am Anfang der Saison nicht einmal zu träumen gewagt habe.“

Jetzt beginnen für Johannes Leidinger die Vorbereitungen auf die kommende Saison, zu der auch der Besuch auf der Motorshow in Essen (27.11.-06.12.) gehört, auf der er außerdem als Vize-Meister der Rookie-Wertung (Fahrer bis 23 Jahre) ausgezeichnet wird.
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