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Interview
10.06.2025

Stefan Wendl: „24h-Triple-Header – das ist eine ganz andere Dimension

Mit den 24h von Le Mans (14./15. Juni), dem ADAC RAVENOL 24h Nürburgring (21./22. Juni) und den CrowdStrike 24 Hours of Spa (28./29. Juni) stehen für Mercedes-AMG drei Langstreckenklassiker an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden auf dem Programm – eine extreme Belastungsprobe für Mensch und Maschine. Die Mercedes-AMG Performance-Fahrer Maxime Martin (BEL) und Luca Stolz (GER) gehen bei allen drei Rennen an den Start. Mit Lucas Auer (AUT), Mikaël Grenier (CAN), Maro Engel (GER) und Fabian Schiller (GER) stellen sich vier weitere Fahrer der Doppelbelastung Nürburgring und Spa-Francorchamps. Auch das Mercedes-AMG Team GetSpeed absolviert zwei der drei Langstreckenklassiker in Folge. Wir beleuchten diese einzigartige Herausforderung aus der Perspektive von Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing ...
Drei Langstreckenrennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden. Gab es das schon einmal in der Vergangenheit?
„Nein, das gab es so bisher noch nicht. Eine solche Belastung ist erstmalig und auch einmalig. Für alle Beteiligten ist das eine sehr intensive Phase und ein echter Härtetest. Wir dachten lange Zeit, dass uns der Triple-Header nicht betreffen würde, da ein Start in Le Mans ursprünglich nicht geplant war. Als sich Ende letzten Jahres abzeichnete, dass wir doch an allen drei Langstreckenrennen beteiligt sind, haben wir frühzeitig entsprechende Maßnahmen getroffen und abgestimmt. Der eng getaktete Rennkalender bringt den Ressourcenhaushalt an seine Grenzen.“
Wie geht ihr diese Herausforderung aus Herstellersicht an?
„Maxime Martin und Luca Stolz sind die einzigen Personen aus unserer Motorsport-Familie, die tatsächlich alle drei 24-Stunden-Rennen bestreiten. Ansonsten haben wir darauf geachtet, dass der Einsatzplan für jeden Beteiligten maximal zwei der drei Rennen umfasst, um gezielt Verschnaufpausen zu ermöglichen. Beim ADAC RAVENOL 24h Nürburgring machen wir vom Reglement Gebrauch und besetzen die Performance-Fahrzeuge mit jeweils vier Fahrern. So lassen sich die Stint Zeiten besser aufteilen und längere Erholungsphasen ermöglichen. Bei den anderen beiden Rennen in Le Mans und Spa-Francorchamps ist das nicht möglich, dort sind laut Reglement nur drei Fahrer pro Fahrzeug erlaubt. Auch bei der Fahrzeugplanung haben wir vorausschauend gehandelt: Für jedes einzelne Rennen – inklusive der DTM, die direkt im Anschluss an Spa folgt – setzen unsere Performance-Teams unterschiedliche Fahrzeuge ein, um Engpässe oder Verzögerungen im Ablauf zu vermeiden.“
Im Zuge der Ressourcenplanung hast Du sicherlich mit vielen involvierten Personen individuell gesprochen – was sind die unterschiedlichen Herausforderungen?
„Die Herausforderungen sind tatsächlich unterschiedlich, die Anstrengung aber für jeden einzelnen gleich hoch. Bei den Fahrern kommt es darauf an, nicht in Stress zu geraten, jederzeit fit und einsatzbereit zu sein. Entscheidend ist, die Pausen zwischen den Sessions an den Tagen vor dem Rennen bewusst zu nutzen und auch während der 24 Stunden gezielt zu regenerieren. Das Gleiche gilt für die Mechaniker: Jede Arbeit am Fahrzeug, jeder Boxenstopp muss perfekt sitzen. Gerade solche Details sind oft entscheidend für ein gutes Ergebnis – und das ist trotz aller Belastung bei jedem Rennen unser Anspruch. Teamseitig steht dem Mercedes-AMG Team GetSpeed sicherlich die größte Belastung bevor. Zwei 24-Stunden-Rennen direkt hintereinander bringt allein schon eine besondere logistische Herausforderung mit sich. Am Sonntagabend wird am Nürburgring abgebaut, und bereits am Montagmorgen beginnt der Aufbau in Spa. Auch aus Sicht der Ingenieure muss jedes Rennen individuell angegangen werden. Jedes Event hat unterschiedliche sportliche Regularien. Jeder Einfluss hat andere Folgen, jede Strafe hat andere Konsequenzen. Auch wenn es in der Formel 1 mittlerweile häufiger Triple-Header gibt – wir reden hier von Kundensport und von Langstreckenrennen, das ist eine ganz andere Dimension.“
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