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Kartsport Allgemein
27.09.2023

Schweizer Kart-Meisterschaft in Wohlen: Alles ist offen

Am kommenden Samstag, 30. September, findet in Wohlen das mit Spannung erwartete Finale zur autobau Schweizer Kart-Meisterschaft 2023 statt. Wobei die Betonung auf „Spannung” liegt. Denn noch sind die Entscheidungen in allen fünf Kategorien offen. Insgesamt haben noch 18 Fahrer und Fahrerinnen Titelchancen. Den grössten Vorsprung vor dem letzten Rennen hat Ethan Frigomosca bei den Schaltkarts mit 47 Punkten. Die kleinsten Polster haben Albert Tamm (Super Mini) und Pascal von Allmen (OK Senior) mit je sechs Zählern. Einem atemraubenden Showdown steht also nichts im Weg.

Bei den Super Minis, den 8- bis 12-Jährigen, sind noch vier Fahrer im Titelrennen. Wobei zwischen Platz 1 und Platz 4 nur 23 Punkte liegen. Die besten Karten hat Albert Tamm. Der Tessiner führt die Meisterschaft mit 206 Punkten an. Vier Läufe hat der 10-jährige Tessiner mit estnischen Wurzeln in diesem Jahr bereits gewonnen – darunter die Finalrennen in Franciacorta und Mirecourt. Nur sechs Punkte dahinter liegt Dan Allemann (11). Der Vorjahresmeister hat wie Tamm ein Rennwochenende weniger bestritten. Sieben Mal hat er in dieser Saison bereits ganz oben gestanden. Wie Tamm hat auch er zwei Finalläufe gewonnen (7 Laghi und Levier). Erst kürzlich hat sich der Sohn von Spirit-Teamchef Ken Allemann bei einem Rennen in Italien das Schlüsselbein gebrochen. Laut Allemann sr. sollte einer Teilnahme am Finale in Wohlen, der heimstrecke von Allemann, aber nichts im Weg stehen. „Ich gehe davon aus, dass er fährt”, sagt Ken. Ebenfalls noch im Rennen um den Titel bei den Super Minis sind Dario Palazzolo (193 Punkte) und Yven Ammann (183). Die beiden Fahrer aus dem Team Innovate Competition werden alles daran setzen, Tamm und Allemann noch einzuholen.

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Die einzige Kategorie, in der nur noch zwei Fahrer respektive Fahrerinnen als Titelkandidat respektive -kandidatin in Frage kommen, ist die OK Junior. In Führung liegt dort Chiara Bättig (KartBox.ch), die von allen Fahrern 2023 bisher am meisten Punkte eingeheimst hat, nämlich deren 239. Ohne den Motorschaden zuletzt in Levier stünde die junge Zürcherin schon fast als neue respektive alte Meisterin fest. Doch der Defekt im letzten Finalrennen hat nochmals für Spannung gesorgt. Herausforderer Arnaud Voutat (Spirit Racing), der seine erste Saison bei den Junioren bestreitet, liegt nur 17 Punkte hinter Bättig. Auch im Kampf um Platz 3 ist noch alles möglich. Bättigs Teamkollege Neil Russell liegt dort mit 158:145 Punkten gegenüber Shai Derungs (Spirit Racing) vorne. Beide haben Luft nach hinten, weil der Fünftplatzierte Julian Brupbacher (131 Punkte) in Wohlen nicht am Start steht.
In der X30 Challenge Switzerland, der Kategorie mit Einheitsmotoren von IAME, sind ebenfalls noch vier Fahrer im Titelrennen, wobei der Viertplatzierte Yan Rothen aus dem Team von Ken Allemann nur noch theoretische Chancen hat. 41 Punkte müsste er auf den zurzeit Drittplatzierten Kilian Boss wettmachen, um noch unter die Top 3 der Meisterschaft zu kommen. Das ist nicht unmöglich, aber in der Verfassung, in der sich Boss seit Mirecourt befindet, wird es für Rothen ein sehr schwieriges Unterfangen. Boss hat bei den letzten zwei Rennwochenenden von 150 möglichen Punkten 148 geholt! Wenn er auch in Wohlen wieder so auftrumpft, müssen sich sogar die beiden Führenden in Acht nehmen. Zwar hat Samuel Ifrid (UBIQ Racing) und Alessio Strollo (MH Racing) 26 respektive 19 Punkte Vorsprung auf Spirit-Fahrer Boss. Und beide haben in diesem Jahr schon Rennen gewonnen. Doch in dieser Kategorie ist alles denkbar, auch wenn in Wohlen „nur” 22 Fahrer respektive Fahrerinnen am Start stehen. Einer davon ist übrigens Berg-Rennfahrer Joël Burgermeister. Er kehrt nach elf Jahren Abstinenz für das Finale in Wohlen wieder ins Rennkart zurück.

Auch bei den OK Senioren wird es einen Dreikampf geben. Der führende Pascal von Allmen aus dem Team von Max Busslinger liegt lediglich sechs Punkte vor Samuel Schär (UBIQ). Weitere vier Punkte dahinter lauert Jérôme Huber (KartBox.ch). Würde man nach den bisherigen Laufsiegen urteilen, müsste Routinier von Allmen mit fünf ersten Plätzen gegenüber deren drei von Schär und Huber den Vorteil auf seiner Seite haben. Doch der Abstand ist so minimal, dass bereits nach dem ersten Vorlauf alles wieder anders ausschauen kann. Kaum mehr Chancen hat Patrick Näscher aus dem Team MH Racing. Der Liechtensteiner liegt 50 Zähler hinter von Allmen. Und trotzdem: Einen Routinier wie ihn darf man nie abschreiben. Ein weiterer Routinier, der sich das Rennen in Wohlen nicht entgehen lässt, ist Fabio Scherer. Der Le-Mans-Klassensieger hat in diesem Jahr bereits das Finale in Franciacorta gewonnen und kann als Gastpilot mit einer starken Leistung auf seiner Heimstrecke durchaus noch in die Top 10 in der Gesamtwertung fahren. 

Kommen wir zur KZ2. Bei den Schaltkarts hat Ethan Frigomosca (Gerber Team Corse) wie eingangs beschrieben die beste Ausgangslage. 47 Punkte liegt er im Ranking vor Verfolger Kevin Wälti. Angesichts des Speeds und der Konstanz von Frigomosca dürfte dieser Titel eigentlich nur noch Formsache sein. Doch zuletzt in Levier wollte es für den 22-Jährigen aus Locarno nicht so richtig laufen und die Konkurrenz konnte nochmals aufschliessen. Falls die Entscheidung in dieser Kategorie schon in einem der Vorläufe fällt, ist der Kampf um die weiteren Podestplätze umso spannender. Hinter Wälti (180 Punkte) lauern Evan Vantaggiato ( 171), Paolo Castagnetti (164) sowie die punktgleichen Simon Stoller und Michael Pemsing (je 138). 

Auch der Swiss Histo Kart Cup bestreitet im Rahmen der Kart-SM sein Finale. Elf Teilnehmer haben sich für den dritten und letzten Lauf in der historischen Meisterschaft eingeschrieben (der erste fand im Rahmen der Kappelen Trophy statt). Die Besonderheit des SHKC besteht darin, dass nicht die schnellsten Runden für die Klassierung ausschlaggebend sind, sondern die Gleichmässigkeit über mehrere Runden. In Führung liegen mit je sieben Rangpunkten Sandro Melena und Adrian Wepfer, wobei Letzterer in Wohlen nicht starten wird.

Zur Strecke: Im vergangenen Jahr hat die Kartbahn Wohlen ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. Auf diese Saison wurde die 825 Meter lange Strecke, die kürzeste im Kalender der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft, saniert. Die berüchtigten Sandhügel sind verschwunden, auch einige (kranke) Bäume wurden aus Sicherheitsgründen gefällt. Auffällig sind die neuen Fahrbahnteiler aus Kunststoff. Sowie der frische Belag, der im Juli nochmals ausgebessert wurde. Bei den Tests hat sich gezeigt, dass die Rundenzeiten mindestens zwei Sekunden unter den Bestwerten von 2022 liegen.
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