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Tourenwagen Allgemein
12.10.2022

Mücke und Scheer bringen Opel Calibra zweimal ins Ziel

Bei den Finalrennen des DTM Classic Cups auf dem Hockenheimring wiederholte sich die Geschichte, und das gleich in zweifacher Hinsicht. Denn als 1995 auf dem Hockenheimring beim DTM-Abschlussrennen der erste Sieg des Opel Calibra V6 4x4 Klasse 1 passierte, lautete die Schlagzeile: Eines Widerspenstigen Zähmung. Genau das ereignete sich 27 Jahre später an gleicher Stelle, zur selben Jahreszeit, zum selben Anlass.

Im Rahmen des DTM-Finales 2022 lernte der Calibra des Modelljahrgangs 1995 abermals das Laufen. Durch Mücke Motorsport Classic runderneuert und wieder in Betrieb genommen, zeigte der Allrad-Opel nach arbeitsaufwändiger Test- und Entwicklungsphase sowie nach zweitägigen Testfahrten in der Motorsport Arena Oschersleben erstmals sein Stehvermögen: Sowohl Stefan Mücke als auch Ronny Scheer kamen in den beiden Punktrunden im badischen Motodrom auf zweite Plätze. Aber nicht nur das: Auch zwei Preziosen der Marke Ford setzten sich noch einmal nachhaltig in Szene und unterstrichen die Vielfalt im Markenportfolio der Klassik-Spezialisten aus Berlin-Rotberg.
 
Ende gut, alles gut: Mit zwei zweiten Plätzen im DTM Classic Cup beendete der von Mücke Motorsport Classic runderneuerte und wieder in Betrieb genommene Opel Calibra V6 4x4 Klasse 1 eine längere Durststrecke. Auf dem Hockenheimring belegten am Samstag zunächst Stefan Mücke und am Sonntag Ronny Scheer zweite Plätze in der Gesamtwertung. Fast noch wichtiger: Zweimal ging der technisch hochkomplexe Allrad-Opel des Jahrgangs 1995 über die komplette Renndistanz von jeweils 25 Minuten plus einer Runde. Testfahrten in der Motorsport Arena Oschersleben brachten im Vorfeld des Saisonfinales den Durchbruch. Alle Systeme harmonierten, lediglich eine durchgebrannte Schuhsohle bei Stefan Mücke blieb am Samstag als unerwartete Kalamität haften. "Es wurde auf einmal heiß, außerdem roch es verbrannt", berichtete Ex-DTM-Pilot Stefan Mücke im Ziel, "beides rührte von einer sich auflösenden Gummisohle – aber ich habe mich natürlich durchgebissen, um die erste Zielankunft sicherzustellen und meinen Mechanikern das erste Ergebnis zu bescheren." In seinem Windschatten hatte sich lange der zweimalige Saisonsieger Ronny Scheer mit dem Ford Sierra RS 500 Cosworth des Jahrgangs 1990 aufgehalten. Doch in der Schlussrunde blieb der Re-Import von der britischen Insel auf einmal stehen. "Ich hatte plötzlich keinen Vortrieb mehr", konstatierte der Dresdener, der sich dennoch freuen konnte: "Zum einen bin ich noch auf dem zweiten Rang gewertet worden, weil es sich beim siegreichen Mercedes-Benz um einen Gaststarter handelte, zum anderen werde ich morgen mit Stefan plangemäß die Autos tauschen und in den Opel umsteigen."
 
Nach einer Reparaturpause stieg Stefan Mücke, nun im Ford, am Sonntagmorgen in das zweite Qualifikationstraining ein. Aufgrund eines Turboladerschadens gab es allerdings einen ungeplant aufregenden Moment zu überstehen, auch wenn sich der Defekt als vor Ort behebbar erwies. Ebenfalls mit von der Partie: Team- und Markenkollege Guido Momm, der nach dem guten Auftritt beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring acht Wochen zuvor abermals mit dem Original-Ford Mustang GT 5.0 aus den DTM-Jahren 1989 bis 1994 antrat. Nach einem Problem an der Ölpumpe einschließlich vollständiger Zerlegung in sämtliche Einzelteile zog es der Kelberger im zweiten Qualifying vor, die Instrumente im Blick zu behalten und nicht auf eine schnelle Runde zu setzen. Mit dieser Strategie startete er schließlich auch ins abschließende Rennen am Sonntagnachmittag, ebenso Ronny Scheer auf dem zweiten Platz im Grid und Stefan Mücke an siebter Startposition. Schnell schloss der Rennen fahrende Teamchef auf den vorausfahrenden Opel auf und gab in der Folgezeit eine Kostprobe seines Könnens. Immer wieder fing er den 560 PS leistenden, rechtsgelenkten "Cossie" aus spektakulären Driftwinkeln ein. Später sollte er, vor Freude strahlend, im Siegerinterview erklären: "Das hat einfach riesengroßen Spaß gemacht heute! Natürlich fangen die relativ schmalen Reifen unter Volllast zu schmieren an, insbesondere an der Hinterachse. Aber das alles lässt sich mit einem ausreichend groß dimensionierten Lenkrad gut wieder unter Kontrolle bringen!" Lohn der Arbeit am Volant mit großem Durchmesser: Gesamtrang drei.
 
Als Gesamtzweiter war auch Ronny Scheer mehr als glücklich über einen gelungenen Saisonabschluss im DTM Classic Cup: "Das einzige Thema war die ausgiebige Sektdusche bei der Siegerehrung, mich hat es voll erwischt!", lachte der einstige Motorrad-Rennfahrer. "Aber ganz im Ernst - wir haben unserer Diva das Laufen beigebracht, auch wenn es etwas länger gedauert hat." Allein Guido Momm musste seinen Ford Mustang GT 5.0, der zur demnächst anstehenden Winterpause einige technische Updates erhalten wird, im zweiten Lauf am Sonntagnachmittag vorzeitig abstellen. Fazit: Noch einmal vollen (team-)Einsatz gezeigt, drei Preziosen des klassischen Tourenwagen-Rennsports präsentiert und dabei mehr als ein Erfolgserlebnis genossen – so darf es gerne weitergehen!
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