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Formelsport Allgemein
21.06.2021

Forza Italia – die BOSS GP zu Gast in Misano

Erstmals machte die BOSS GP – die schnellste Rennserie Europas – am Wochenende Station am Misano World Circuit Marco Simoncelli. Beide Rennen endeten mit einem italienischen Trio am Podium.

So wie für die Serie im 27. Jahr ihres Bestehens auch, war der Misano World Circuit Marco Simoncelli für viele BOSS GP-Fahrer Neuland. Der ein oder andere Pilote legte sicherheitshalber im Vorfeld einige Trainingsstunden im Rennsimulator ein. Nicht nur der Asphalt kochte an diesem Rennsamstag, es kochte auch unter den Helmen, denn zahlreiche Piloten rechneten sich wegen der geschlossenen Abwesenheit der Formel 1 und IndyCars aus der OPEN-Klasse dieses Mal Chancen auf den Gesamtsieg aus.


Rennen 1

Aus Reihe 1 starteten Marco Ghiotto (IT, Scuderia Palladio) und Gianluca De Lorenzi (RSM, GDL Racing) ins 20-minütige Rennen. Doch schon auf den ersten Metern bekamen sie Gesellschaft von Luca Martucci (IT, MM International), der sich danebendrückte und die Führung übernehmen wollte. Doch Ghiotto hielt dagegen, bremste innen und ein wenig später als Martucci, und behielt so die Spitzenposition. Nach einer Safety-Car-Phase war Ghiotto dem nächsten Angriff ausgesetzt, denn Colombo versuchte gleich in der ersten Kurvenpassage, einer langsamen Rechts-Links-Rechts-Kombination, am Titelverteidiger vorbeizugehen. Ghiotto blockte aber raffiniert ab, Colombo demolierte sich beim gescheiterten Überholversuch noch dazu den Frontflügel. Es dauerte nicht lange, bis De Lorenzi das ausnutzte und wieder Rang 2 einnahm. Schnell machte sich der flotteste World Series by Renault-Chauffeur auf die Jagd nach Ghiotto – mit schnellsten Rennrunden machte er ordentlich Druck. Doch Ghiotto teilte sich die Reifen geschickt ein und drehte zu Rennhalbzeit ordentlich auf und fuhr dem Sieg entgegen. De Lorenzi hingegen war plötzlich mit Colombo, der mit leicht beschädigtem Frontflügel weiterhin Martucci hinter sich halten konnte, beschäftigt. In der vorletzten Runde vollzog dieser das Überholmanöver und ging an De Lorenzi vorbei. Es sollte noch dicker kommen, denn auch Martucci stürmte in der allerletzten Runde vorbei aufs Podium.


Rennen 2

Bei noch heißeren Temperaturen als in Rennen 1 waren die BOSS GP-Piloten im 25-minütigen Hauptrennen am Misano World Circuit erneut enorm gefordert. Ghiotto behielt von Anfang an kühlen Kopf und war zu keiner Zeit des Rennens gefährdet, seinen Spitzenrang abgeben zu müssen. Der Meisterschaftsführende in der FORMULA-Klasse siegte im sechsten Saisonrennen zum bereits fünften Mal. Damit liegt Ghiotto voll auf Kurs in Richtung Titel Nummer 3. Am längsten am Heck des Dallara-Formel-2 von Ghiotto klebte Landsmann Colombo, der sich die schnellste Runde des Rennens mit Ghiotto teilte und wie schon gestern Rang 2 nach Hause fuhr – wirklich in Bedrängnis konnte aber auch er Ghiotto nicht bringen. Dennoch nimmt Colombo nach diesem für ihn sehr erfolgreichen Wochenende auch die erste Verfolgerrolle in der Gesamtwertung ein. Hinter dem BOSS GP-Rookie klassierte sich MM-International-Teamkollege Luca Martucci, der vor allem zu Beginn des Rennens ungewohnte Zurückhaltung zeigte. In der Anfangsphase war Martucci hinter Andreas Fiedler (GER, Fiedler Racing), der seinen Geburtstag feierte, zurückgefallen und auch im Windschatten dauerte es lange, bis er zu einem Überholmanöver ansetzen konnte. 

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Erneut beeindruckte der irische Newcomer Paul O'Connell (5.; HS Engineering) mit zahlreichen Überholmanövern in seinem erst zweiten BOSS GP-Rennen überhaupt. Thomas Jackermeier (GER, Top Speed) zeigte heute nach einer unglücklichen Startkollision in Rennen 1 eine saubere und furchtlose Leistung – er belegte den sechsten Platz.

Die Siegertrophäen in der SUPER LIGHTS-Wertung gingen an Maurizio Copetti (Scuderia Palladio). Copetti im World Series by Nissan-Auto sorgte dafür, dass bei den Siegerehrungen zweimal die italienische Hymne gespielt wurde.

Nach der Sommerpause steigt für die BOSS GP Racing Series mit dem Auftritt beim AvD Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring (13. bis 15. August 2021) ein Saisonhighlight. Allen Anschein nach endlich wieder mit Fans und im wunderschönen und ehrwürdigen Rahmen einer der größten Motorsportveranstaltungen des Kontinents.

Simone Colombo, neuer Meisterschafts-Zweiter (Klasse FORMULA): „Das Qualifying habe ich noch verkorkst, die Rennen waren super. Am Samstag habe ich versucht, Ghiotto gleich nach dem Safety-Car zu überholen, damit er mir nicht gleich wieder entwischt. Da war ich dann etwas zu übermotiviert – das war mein Fehler. Aber ich hätte gerne gesehen, wie lange ich vor Marco bleiben kann. Gestern (Rennen 1, Anm.) war ich noch besser dabei. Das zweite Rennen ist aufgrund der Hitze und der längeren Distanz schwerer gewesen. Es ist erst mein drittes Rennwochenende in der BOSS GP Racing Series. Ich bin schon froh, wenn ich ohne das Auto abzuwürgen aus der Box komme (lacht).“

Luca Martucci, zweimal am Podest in Misano: „Ich kannte die Strecke nicht gut. Aus den Daten konnte ich aber viel lernen und dann konstant schneller werden. Von Platz 4 auf Platz 3 in beiden Rennen ist zwar nicht das Wahre, aber auch nicht so schlecht. In den letzten Runden war ich eine Sekunde schneller als meine Vorderleute, aber da war ich dann schon zu weit hinten. Auf ein Neues am Nürburgring!“

Sergio Peroni, Gründer und Vorsitzender der Gruppo Peroni Race: „Gruppo Peroni Race hatte das Vergnügen, die BOSS GP Racing Series über die Jahre aufblühen zu sehen. Diese Partnerschaft besteht schon seit geraumer Zeit und wir fühlen uns geehrt, dass BOSS GP jedes Jahr mindestens eine italienische Rennstrecke für unsere Meisterschaften auswählt. Wir sind in dieser Saison bereits zweimal zusammen gefahren, was bedeutet, dass ausländische Fahrer die Rennen auf den prestigeträchtigen italienischen Rennstrecken wie Imola, Mugello und Misano wirklich schätzen und genießen. BOSS GP ist das i-Tüpfelchen auf den vielfältigen Events, die wir anbieten, und runden diese wunderbar ab.“
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