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FIA WEC
30.10.2021

Porsche erobert mit Doppelerfolg die Führung in der Weltmeisterschaft

Das Porsche GT Team hat unter schwierigen Bedingungen den dritten Saisonsieg in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC erzielt. Beim 6-Stunden-Rennen in Bahrain setzten sich der Franzose Kévin Estre und Neel Jani aus der Schweiz im Porsche 911 RSR mit der Startnummer 92 knapp gegen die Werksfahrerkollegen Gianmaria Bruni aus Italien und Richard Lietz aus Österreich durch.

Mit dem Doppelerfolg im Königreich am Persischen Golf eroberte Porsche vor dem Saisonfinale die Spitze der Herstellerwertung. In der GTE-Am-Klasse fuhren die Kundenteams Dempsey-Proton Racing und Project 1 mit dem rund 515 PS starken Neunelfer jeweils auf einen Podestplatz.

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„Es war ein schwieriges Wochenende, denn der Druck war hoch – wir mussten im heutigen Rennen unbedingt abliefern“, erklärt Alexander Stehlig, Einsatzleiter FIA WEC. „Es galt, maximale Punktzahl zu erreichen, um den Kampf um die Meisterschaft vor dem Finale offen zu halten. Das hat funktioniert. Da bedanke ich mich bei allen Mechanikern, Ingenieuren und den Fahrern – es war eine perfekte Vorstellung. Von außen betrachtet sah der Doppelerfolg vielleicht leicht aus, aber er war alles andere als das. In der großen Hitze mussten die Reifen lange Distanzen überstehen. Das ist immer ein Ritt auf des Messers Schneide. Wir haben das optimal umgesetzt. Nun starten wir auf Augenhöhe mit unseren Mitbewerbern in das große Finale am kommenden Wochenende. Ich freue mich schon sehr darauf!“

Bei einer Lufttemperatur von bis zu 35 Grad Celsius und einem noch erheblich heißeren Streckenbelag entwickelte sich das fünfte Saisonrennen zur erwarteten Hitzeschlacht. Beim Start von den Positionen eins und zwei blieben Kévin Estre und Gianmaria Bruni äußerst cool und wehrten die Angriffe der Konkurrenz konsequent ab. Anschließend mussten sie die Michelin-Reifen auf dem äußerst fordernden Asphalt über große Distanzen bringen. Dies gelang den erfahrenen Piloten perfekt – auch aufgrund der optimalen Arbeit des Teams an der Box. Die Erfahrungen aus den drei Trainingssitzungen halfen dabei, das Tempo über die rund einstündigen Stints auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Im Ziel hatte die Startnummer 92 in der GTE-Pro-Klasse einen knappen Vorsprung von 0,690 Sekunden auf das baugleiche Schwesterauto. Estre und Jani konnten den Rückstand in der Fahrerweltmeisterschaft vor dem finalen Rennen am kommenden Wochenende in Bahrain auf einen einzigen Zähler reduzieren. Bruni und Lietz rangieren auf Platz drei. In der Herstellerwertung hat Porsche die Führung zurückerobert.

In der GTE-Am-Klasse war das Rennen auf dem Bahrain International Circuit nicht ausschließlich von der Haltbarkeit der Reifen geprägt, sondern auch von den Rundenzeiten der Amateurfahrer. Im engen Wettbewerb der insgesamt 13 Fahrzeuge konnten dabei speziell Christian Ried und Egidio Perfetti besonders beeindrucken. Der Dempsey-Proton-Teameigner aus Deutschland lieferte am Steuer der Startnummer 77 starke Stints ab, seine Teamkollegen Matt Campbell aus Australien und Jaxon Evans aus Neuseeland gehörten auf dem Weg zu Klassenrang zwei zu den Allerschnellsten im Feld. Perfetti teilte sich die Startnummer 56 von Project 1 mit den Italienern Matteo Cairoli und Riccardo Pera. Der Norweger hielt seinen Kunden-RSR im vorentscheidenden Stint zur Mitte des Rennens in den Podesträngen und legte damit die Grundlage für den dritten Platz. Der baugleiche Neunelfer von Dempsey-Proton Racing mit der Nummer 88 fuhr auf die Position 13. Das Auto von GR Racing erreichte das Ziel auf Rang sechs.

Das Finale der FIA WEC findet am kommenden Samstag, 6. November, ebenfalls auf dem Bahrain International Circuit statt. Der sechste und letzte Lauf der Saison führt über eine Distanz von acht Stunden.

Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns in der Nummer 92 und ein extrem wichtiger Doppelerfolg für Porsche. So besitzen wir noch alle Chancen, im Finale um die Titel zu kämpfen. Wir haben als gesamtes Team eine perfekte Vorstellung abgeliefert. Danke an die Kollegen im Schwesterauto, dass sie uns das Leben nicht allzu schwer gemacht haben. Das hilft uns wirklich sehr. Nun freue ich mich auf das entscheidende Rennen. Wir wollen unbedingt noch einmal solch ein Traumergebnis einfahren.“

Neel Jani (Porsche 911 RSR #92): „Ein Doppelerfolg für den Porsche 911 RSR – besser geht es nicht. Wir lagen im gesamten Rennen sehr eng mit unserem Schwesterauto zusammen. Ganz am Ende haben sie uns nicht mehr angegriffen. Vielen Dank an die Kollegen! Für uns ist Platz eins enorm wichtig, um im Finale die beste Ausgangsposition in der Fahrer-Weltmeisterschaft zu haben. Wir liegen nur noch einen Punkt hinter den Führenden. In einer Woche geben wir beim Saisonfinale restlos alles, um alle Titel zu gewinnen.“

Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Ziel erreicht: Wir wollten die Plätze eins und zwei – das ist gelungen. Besser geht es für Porsche gar nicht. Ich bin sehr dankbar, dass ich Teil dieser großen Familie sein darf. Einen Schritt auf dem Weg zum möglichen Titelgewinn haben wir geschafft. Der viel wichtigere soll am kommenden Samstag im Finale folgen.“

Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): „Es war heute enorm wichtig, die Reifen über die Distanz zu bringen. Bahrain ist sehr fordernd, da ist Obacht angesagt. Wer den Grip-Höhepunkt zu Beginn auf frischen Reifen voll ausnutzt, bekommt am Ende eines Stints eine herbe Quittung. Daher lag unser Augenmerk jederzeit darauf, nicht zu viel Energie in die Reifen einzuleiten. Das ist uns gut gelungen. Wir haben zudem auf einen teaminternen Kampf verzichtet, denn dies hätte uns ganz sicher viel Zeit gekostet. Es war aus meiner Sicht ein perfektes Rennen für Porsche.“

Matt Campbell (Porsche 911 RSR #77): „Endlich haben wir unser erstes Podiumsresultat für diese Saison erzielt. Ich ziehe meinen Hut vor dem Team, sie haben das Duell mit dem Porsche Nummer 56 heute für uns gewonnen. Die Boxenmannschaft leistete fehlerfreie Arbeit. Ich musste nur noch mein Bestes geben und das Auto auf der Strecke halten. Einen riesigen Dank also ans Team.“

Egidio Perfetti (Porsche 911 RSR #56): „Wir hatten im Verlauf der Saison bereits sehr viel Pech. Vor diesem Hintergrund sind wir mit dem heutigen Podestplatz sehr glücklich. Wir drei Fahrer waren im gesamten Rennen wirklich schnell. Allerdings haben wir bei den Boxenstopps immer wieder etwas Zeit verloren. Das hat ein noch besseres Ergebnis verhindert. Wir sind dennoch zufrieden. Noch zufriedener wären wir, wenn wir der schnellste Porsche in unserer Klasse gewesen wären. Das hat leider nicht geklappt.“

Ergebnisse Rennen

GTE-Pro-Klasse
1. Estre/Jani (F/CH), Porsche GT Team, Porsche 911 RSR #92, 174 Runden
2. Lietz/Bruni (A/I), Porsche GT Team, Porsche 911 RSR #91, 174 Runden
3. Calado/Pier Guidi (GB/I), AF Corse, Ferrari 488 GTE #51, 174 Runden

GTE-Am-Klasse
1. Keating/Pereira/Fraga (USA/L/BR), Aston Martin Vantage GTE #33, 172 Runden
2. Ried/Campbell/Evans (D/AUS/NZ), Dempsey-Proton Racing, Porsche 911 RSR #77, 172 Runden
3. Perfetti/Cairoli/Pera (N/I/I), Team Project 1, Porsche 911 RSR #56, 172 Runden
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