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Formel 1
18.02.2017

Pirelli in der Formel 1

Nachdem Pirelli bereits in den 1950er, den 1980er und den 1990er Jahren ein elementarer Bestandteil der Formel 1 war, kehrte das Unternehmen 2011 als exklusiver Reifenlieferant in die Königsklasse des Motorsports zurück. Nach der neuen Vertragsunterzeichnung im vergangenen Jahr absolviert Pirelli 2017 seine siebte Saison und ist bis 2019 alleiniger Reifenausrüster der Formel 1.

In der Ende März startenden Saison 2017 werden die Fans nicht nur einige bedeutende technische Neuerungen an den Autos sehen. Hinsichtlich der Reifenentwicklung kann von einer Revolution gesprochen werden. Die neue Ära der Formel 1 wird in zwei Wochen eingeläutet. Dann nehmen die Teams mit ihren neuen Autos und den neuen Reifen an der ersten offiziellen Test-Session des Jahres in Barcelona teil. Dort erwartet sie eine schnelle und technisch anspruchsvolle Strecke, mit relativ rauem Asphalt und allen Teams gut bekannt. Die Strecke gilt als echter Gradmesser: Wer in Barcelona schnell ist, hat in der Regel für alle Strecken ein gutes Paket am Start.

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Die neuen Vorder- und Hinterreifen für die Saison 2017 sind deutlich breiter als ihre Vorgänger. Diese Neuerung ist eine von mehreren Maßnahmen, um die Formel 1-Autos der Generation 2017 deutlich schneller zu machen. Im kommenden Jahr weisen die Slicks die Dimensionen 305/670-13 (Vorderachse) und 405/670-13 (Hinterachse) auf. Der Durchmesser der neuen Intermediates beträgt 675 mm, bei den Regenreifen sind es 680 mm. Der Durchmesser der Felgen wird auch in diesem Jahr 13 Zoll betragen.

In der kommenden Saison sollen die Autos, unter anderem dank der neuen Reifen, je nach Streckenlayout um bis zu fünf Sekunden pro Runde schneller werden. Insbesondere die Kurven werden die Autos mit mehr Tempo nehmen. Denn sie sind breiter geworden und erzeugen durch größere Flügel und eine verbesserte Aerodynamik bis zu 20 Prozent mehr Abtrieb (Downforce).

Die höheren Kurvengeschwindigkeiten führen auch zu höheren Belastungen der Reifen. Daher entwickelte Pirelli für die Formel 1-Reifen-Range 2017 eine völlig neue Philosophie. In den vergangenen sechs Jahren folgte Pirelli der Vorgabe der Formel 1- Verantwortlichen, Reifen zu liefern, deren Leistung nach einer bestimmten Rundenzahl soweit abfällt, dass ein Boxenstopp notwendig wird. Nun schreibt eine neue Richtlinie die Konstruktion von Reifen vor, die langsamer verschleißen und angesichts der neuen, deutlich schnelleren Autos widerstandsfähiger gegen Hitzeschäden sind. Infolgedessen entwickelte Pirelli für die neue Saison völlig neue Mischungen sowie eine neue Reifenstruktur.

Entsprechende Reifen mit den korrekten Spezifikation zu entwickeln war alles andere als eine triviale Aufgabe, zumal Pirelli in der vergangenen Saison noch keines der neuen Autos für das Testprogramm zur Verfügung stand. Stattdessen musste Pirelli auf Datensimulationen und modifizierte Autos von Ferrari, Mercedes und Red Bull aus dem Jahr 2015 zurückgreifen, um die Vorgaben für 2017 Vorschriften zu erfüllen.

Mit den modifizierten Autos führte Pirelli ab August 2016 ein Programm mit 24 Testtagen durch. Dabei legten die neuen breiteren Reifen auf fünf Rennstrecken insgesamt rund 12.000 Testkilometer zurück.

Allerdings ist davon auszugehen, dass die Leistung neuen Autos wesentlich höher sein wird als die der modifizierten Testautos. Zumal ihre Technologie im Verlauf der Saison nochmals verbessert wird. Fraglich ist zudem, wie sich die neuen Regularien in der Praxis auswirken. In Barcelona werden nur einige der Fragen zu beantworten sein, zumal es dort viel kühler sein wird als auf vielen Strecken im Saisonverlauf. Aus diesem Grund erhalten alle Teams für die ersten fünf Rennen des Jahres identische Reifenkontingente. Für den Fall, dass die neuen Autos sich anders verhalten als erwartet, hat Pirelli eine Ersatz-Range mit Reifen vorbereitet, die der Baureihe 2016 ähneln. Falls nötig, können sie im Verlauf der Saison jederzeit eingesetzt werden.
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