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GTC
16.10.2015

Sensationelles GTC-Finale in Wittgenborn

Eigentlich sollte es ein Schaulaufen zum Saisonende werden. Es ging noch mal um den Sieg beim 12h Rennen von Wittgenborn, aber die Meisterschaft war schon klar. 35 Punkte Vorsprung für PixelX Racing aus Braunschweig auf den nächsten Verfolger – komfortabler geht es kaum. Das sind diese Finale, bei denen man die Meistershirts schon vorgefertigt im Transporter hat und der Sekt schon kalt steht. Bei einem Sieg der Scuderia Nove Rosso würde den Braunschweigern Platz neun zur Meisterschaft reichen.

Es ging eigentlich nur um den Kampf um die Vize-Meisterschaft. Dieser war eng wie nie, denn es gab gleich neun Mannschaften, die diesen Platz haben wollten. Als erste patzten ausgerechnet die ersten Verfolger in Form der Scuderia Nove Rosso/Berlin. Im Zeittraining vertauschte man die Transponder an den beiden eingesetzten Karts. Da die Berliner Junioren auch noch mit Untergewicht an das Ende des Feldes gestellt wurden, standen beide Teams der Scuderia im Nirwana der Startaufstellung jenseits von Platz 40.

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Aus der Pole-Position heraus übernahm DG by Messebau Racing die Spitze vor Honda Spirit und weiteren acht Teams, die direkten Anschluss halten konnten. Mit dabei waren alle Titelaspiranten – bis auf die Scuderia –, die sich erst mühsam durchs Feld wühlen musste. PixelX konnte den Speed an der Spitze nicht mitgehen, was überraschte aber nicht allzu tragisch war, denn das Rennen war lang.

Bereits nach 15 Minuten gab es den ersten Knaller: Einer der Top-Favoriten auf den Tagessieg, die Zehn Gebote, strandeten mit Motorschaden. Aber es kam noch dicker. Mit neuem Motor wieder auf der Strecke, kam ein Reifenproblem hinzu und wenig später humpelte die #79 mit verbogener Hinterachse in die Box. Das war das Aus für das GTC-Rekordteam aus Hagen. Da auch die Schnitzelalm hatte mit ihrem Nummer-eins-Team einen kapitalen Motorschaden zu beklagen und somit waren gleich zwei Titelanwärter aus dem Rennen.

An der Spitze zeigte sich ein beinharter Kampf zwischen DG by Messebau und Honda Spirit. Das HTP Kart Team als direkter Verfolger sowie die hausexperten.de II, Shark Endurance, WGKC und Format Racing folgten dahinter. Bereits auf Platz acht lag die Scuderia Nove Rosso. Und PixelX? Die dümpelten um Platz 20 herum – waren zwar besorgt aber noch nicht beunruhigt. Das änderte sich, als die #99 in die Box kam um Probleme am Kettenblatt und an den Bremse meldete. Zwei Runden war man schnell, nur um kurze Zeit später wieder die Box anzulaufen, um das eigentliche Übel zu beseitigen. Die Hinterachse war gewandert und hatte dabei so ziemlich alles zerdeppert, was auf oder an der Achse rotiert. Nachdem alles wieder fixiert war, fand man sich mit zwölf Runden Rückstand auf Platz 28 wieder.

Zur planmäßigen Unterbrechung nach sieben Rennstunden sah man mit Motorsportanlage.de ein Team aus dem BEBA-Cup an der Gesamtspitze. Rundengleich mit Shark Endurance, der #101 von der Schnitzelalm und Honda Spirit. Auf Platz fünf mit einer Runde Rückstand folgte Scuderia Nove Rosso vor H&R Pergande, den Hausexperten.de III und DG by Messebau Racing. Die Sinsheimer wurden durch ein Stop-and-Go zurückgeworfen, lagen aber mit ihrem Tank- und Fahrerwechselrhythmus trotzdem in aussichtsreicher Position.

Die Meisterschafts-Blitztabelle führte PixelX Racing an, mit sieben Punkten Vorsprung auf die Scuderia Nove Rosso, dann folgten Shark Endurance Racing, Honda Spirit und DG by Messebau Racing. Trotzdem keimte ein wenig Hoffnung bei den Verfolgern auf. PixelX plante für die Restdistanz am Sonntag und setzte alles auf die letzten drei Rennstunden, für die noch eine Sonderwertung ausgeschrieben war, bei der es noch bis zu zehn Punkte zu verteilen gab.

Sonntag: Die letzten fünf von insgesamt 81 GTC-Rennstunden des Jahres 2015 brachen an. Das Feld ging wieder auf die Reise und man sortierte sich, fieberte der Drei-Stunden-Sonderwertung entgegen und hoffte, dass das Material hält. Nicht so bei den Hausexperten.de III, die strandeten auf der Strecke und fielen aus den Top-Ten heraus. Das gleiche Schicksal ereilte die #101 der Schnitzelalm. Hat man auch nur ein kleines Problem, schon sind drei Runden vergeigt und man findet sich auf Platz neun wieder. Dies alles half den Verfolgern von PixelX, die damit vorrückten und plötzlich Blut leckten. Mit Beginn der letzten drei Stunden lag Shark Endurance Racing vorn, gefolgt von Honda Spirit, DG by Messebau und der Scuderia Nove Rosso. In der Blitztabelle tauchte nun die #9 auf Position eins auf, fünf Punkte vor PixelX. Die Braunschweiger machten aber alles richtig und konzentrierten sich auf die Sonderwertung und die zehn Extrapunkte. Das gelang zunächst prima: Man segelte in dieser Wertung in den Top-Fünf, während die Scuderia Nove Rosso nicht unter den Top-Ten und damit außerhalb der Sonderpunkte fuhr. In der Blitztabelle lag PixelX wieder vorn.

Die Freude darüber währte aber nur kurz und das Racing-Schicksal schlug erbarmungslos zu, als bei PixelX Racing der linke Seitenkasten abhandenkam und die Braunschweiger zur Reparatur in die Box mussten. PixelX blieb nichts weiter zu tun, als auf Defekte der anderen zu hoffen. Honda Spirit lieferte sich einen spannenden Fight mit Messebau um die Spitze, die Scuderia Nove Rosso lagen mit einer Runde Rückstand auf Platz drei. Blitztabelle: Honda Spirit wäre Meister! Die Messebauer gingen erneut an Honda Spirit vorbei. Blitztabelle: Messebau Racing wäre Meister. Dann schlug die Defekthexe zu. Die Motorsportanlage strandete ebenso auf der Strecke, wie Shark Endurance Racing. Die ersten Taschenrechner der Teamchefs kollabieren, keiner hatte mehr den richtigen Überblick, denn die Scuderia Nove Rosso rückte in der 3 Stunden-Sonderwertung immer weiter nach vorn, sprich ergatterte auch hier mehr Punkte als gedacht. Die 3 Stunden-Sonderwertung führte nun das HTP Kart Team an vor Curto Racing und „Die 90“. Erst auf Platz vier folgte Honda Spirit vor H&R und Messebau.

Letzter Akt: Sollte es Honda Spirit gelingen an den Messebauern vorbeizuziehen und überholen die Hessen in der 3 Stunden-Sonderwertung „Die90“ und Curto Racing, dann wären sie Champion. Im Tiefflug jagten die #65 und #22 um den Kurs, direkt dahinter (aber eine Runde zurück) folgte die Scuderia. Honda Spirit versuchte alles – der Rückstand betrug selten mehr als 1,5 Sekunden. Der Kampf war hart aber fair. Sollten die Jungs abfliegen, dann wäre PixelX wieder Meister.

Die Zielflagge fiel und DG Messebau Racing holte sich den Sieg im letzten GTC-Rennen 2015 mit 1,7 Sekunden Vorsprung auf Honda Spirit. Platz drei ging an die Scuderia Nove Rosso. Wie sieht es in der 3 Stunden-Sonderwertung aus? Das HTP Kart Team gewann diese vor Curto Racing und „Die 90“. Und die Meisterschaftsaspiranten? Platz vier für Honda Spirit, Platz sechs für Messebau und Platz sieben für die Scuderia Nove Rosso. Nur langsam sickerte es durch, nachdem die ersten Taschenrechner ein Ergebnis ausspuckten.

Es reichte tatsächlich für die Scuderia Nove Rosso aus Berlin. Mit drei Punkten Vorsprung auf DG by Messebau Racing gewannen die Berliner ihre erste Meisterschaft. Honda Spirit belegte Rang drei und lag in der Endabrechnung weitere vier Punkte zurück.

Bis auf den vierten Rang durchgereicht wurde PixelX Racing. Eine starke Saison für die Braunschweiger – bis auf die letzte Schlacht in Wittgenborn.

Seit 17 Jahren ist die Scuderia Nove Rosso in der GTC dabei, erst dieses Jahr haben sie ihren ersten Gesamtsieg eingefahren und nun auch die erste Meisterschaft. Umso schöner das diese so überraschend und dramatisch zu Stande kam. Es gibt eben Rennen darüber spricht man noch Jahre später. Wittgenborn 2015 war so ein Rennen, das 44 Teams miterleben durften und eindeutig die Vorfreude auf die nächsten GTC Saison nochmals gesteigert haben.
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