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DTM
15.09.2014

DTM-Champion 2014: Marco Wittmann im Portrait

Marco Wittmann hat nach acht von zehn Rennen der DTM-Saison 2014 den Fahrertitel in der wohl am härtesten umkämpften Tourenwagenserie gewonnen – und damit den vorläufigen Höhepunkt seines rasanten Aufstiegs seit seinem Debüt 2013 erreicht. Mit 69 Punkten Vorsprung auf Vietoris liegt er vor den beiden letzten Läufen uneinholbar an der Spitze.

Im Alter von 24 Jahren und 294 Tagen ist Wittmann der jüngste DTM-Champion in Diensten von BMW und der jüngste Gesamtsieger aus Deutschland aller Zeiten. Vor ihm hatten bereits Volker Strycek (1984, DE), Eric van de Poele (1987, BE), Roberto Ravaglia (1989, IT) und Bruno Spengler (2012, CA) in der DTM triumphiert. Markenübergreifend ist er der drittjüngste DTM-Champion aller Zeiten. Zum ersten Mal in der Geschichte der „neuen“ DTM ab dem Jahr 2000 ist es einem Fahrer gelungen, bereits in seinem zweiten Jahr Champion zu werden.

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„Es ist sehr schwierig, meine Gefühle zu beschreiben“, sagte der BMW Team RMG-Pilot nach dem Rennen auf dem Lausitzring. „Wenn man so viele Jahre im Motorsport ist und irgendwann sein großes Ziel erreicht, dann ist das unglaublich. Ich wollte es immer in die DTM schaffen. Jetzt bin ich der Champion. Das ist Emotion pur, denn man lässt viele Momente der Vergangenheit Revue passieren. All das fühlt sich großartig an.“ Trotz seiner großen Erfolge steht Wittmann im Privatleben mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Als gelernter Karosseriebauer ist er, wann immer es seine Zeit erlaubt, neben seinen Starts in der DTM in der Kfz-Werkstatt seines Vaters in Fürth im Einsatz. „Mir war es sehr wichtig, ein zweites Standbein zu haben, falls es mit dem Motorsport irgendwann einmal nicht weitergehen sollte“, sagt er über seine Ausbildung. „Und als Karosseriebauer zu arbeiten, hat mir eine Menge gebracht. Teamwork, Präzision und natürlich das technische Verständnis: All das ist auch im Motorsport wichtig.“

Der 24-Jährige hat seine Jugend gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder im fränkischen Markt Erlbach verbracht. Obwohl Wittmann schon früh viel Zeit in den Motorsport investierte, schloss er die Mittlere Reife erfolgreich ab. Er hätte auch auf das Gymnasium gehen können, doch das ließ seine immer aufwändigere Karriere im Motorsport nicht zu. Wittmanns Laufbahn war schon früh eng mit BMW verbunden. Mit dem Gewinn des DTM-Titels schließt sich für ihn nun ein Kreis: Nach Erfolgen im Kartsport hatte er in der deutschen Formel BMW seine ersten Schritte im Rennsport gemacht. Mit zwei Siegen und vier weiteren Podiumserfolgen belegte Wittmann 2007 den fünften Platz in der Gesamtwertung. Ein Jahr später ging es für ihn mit Platz zwei in der Formula BMW Europe noch weiter nach oben.

Anschließend kämpfte der schnelle Youngster drei Jahre lang in der Formel-3-Euroserie um Punkte und Siege, erreichte sowohl 2010 als auch 2011 jeweils den zweiten Gesamtrang und konnte bei den Formel 3-Klassikern wie in Macau (CN) und Zandvoort (NL) mit Podestplätzen überzeugen. Auch in dieser Zeit war der Kontakt zu BMW Motorsport nie abgebrochen und so überraschte es nicht, Wittmann am 14. Dezember 2011 erstmals als Nachwuchspilot am Steuer eines BMW DTM-Rennwagens zu sehen. Bei den Tests in Monteblanco (ES) stellte er im BMW M3 DTM sein herausragendes Talent auf Anhieb unter Beweis.

Folgerichtig absolvierte Wittmann in der Saison 2012 ein abwechslungsreiches Einsatzprogramm für BMW Motorsport. Wittmann startete im BMW Z4 GT3 für BMW Kundenteams bei diversen Rennen und trat bei den 24 Stunden auf der Nürburgring-Nordschleife an. Gleichzeitig war er als Test- und Entwicklungsfahrer in das BMW DTM-Programm eingebunden, fuhr weitere Testkilometer und machte sich bei den Rennen aus nächster Nähe mit den Abläufen in der Serie vertraut. Seine Leistungen waren derart überzeugend, dass Wittmann ein Stammcockpit für die DTM-Saison 2013 erhielt. Eine Pole-Position, zwei schnellste Rennrunden und der zweite Platz beim DTM-Lauf in Spielberg (AT) bescherten ihm in seinem Premierenjahr mit dem BMW Team MTEK den Titel des besten Rookies.

2014 setzte Wittmann seinen sportlichen Höhenflug fort. Ein Meilenstein auf seinem Weg zum Titelgewinn war der erste Triumph in seinem elften DTM-Rennen: Beim Saisonauftakt in Hockenheim überquerte er als Erster die Ziellinie und sorgte für den ersten Triumph des neuen BMW M4 DTM und seines BMW Team RMG sowie den 60. Erfolg von BMW in der DTM insgesamt. Es folgten drei weitere Siege – und der vorzeitige Gewinn des Fahrertitels auf dem Lausitzring. Damit konnte Wittmann eine besondere Tradition fortsetzen: Wann immer BMW mit einem neuen Modell in der DTM angetreten ist, ging am Saisonende der Fahrertitel nach München. Nach Stryceks Erfolg 1984 mit dem BMW 635 CSi war dies 1987 bei van de Poele und dem BMW M3 genauso der Fall wie 2012 beim Triumph von Spengler mit dem BMW M3 DTM. Nun bescherte Wittmann auch dem neuen BMW M4 DTM eine goldene Debütsaison.
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