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VLN
29.04.2013

Derscheid Motorsport: Mehr ging nicht

Nach einem ereignisreichen Training stand der Start für den BMW 325i des Teams Derscheid Motorsport mehr als auf der Kippe – Fehlerteufel und Reglement schienen den Erfolgskurs vereiteln zu wollen. Anders das Duo auf dem „kleinen“ BMW, dem 318is: Training und Rennen verliefen problemlos. Nach vier Stunden standen doch beide Fahrerpaarungen auf dem Siegerpodest.

Nach einer frühlingshaften Woche kehrt der Winter am vergangenen Wochenende in die Eifel zurück: Zum zweiten Lauf der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) herrschten Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt, Regen und Graupelschauer wurden mit eisigem Wind waagerecht über den Nürburgring und die Nordschleife getrieben.

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Dennoch startete der zweite Lauf pünktlich mit dem freien Training um 08:30 Uhr. Martin Hörter (Ransbach – Baumbach) ging als erster Fahrer des Teams auf dem BMW 318is ins Training, kam gut mit den winterlichen Bedingungen zurecht und drehte drei Runden mit einer vielversprechenden Zeit von 13:20 Minuten. Nur eine Sekunde schneller war sein Fahrerkollege Matthias Butz (Bergisch-Gladbach), der damit nicht nur das teaminterne Duell gewann, sondern den BMW mit einem Vorsprung von fast 30 Sekunden auf den ersten Platz der Klasse V2 und den 195. Gesamtstartplatz katapultierte.

Unterdessen kämpfte Michael Flehmer (Overath) mit den Tücken der Technik des BMW 325i: Nach zwei Einrollrunden über den Grand Prix-Kurs kehrte er mit leuchtender Warnlampe im Cockpit in die Box zurück. Die Mechaniker untersuchten den Wagen, glaubten den Fehler gefunden zu haben und schickten Flehmer wieder auf die Strecke. Noch bevor er die Hälfte der gut 25 Kilometer langen Nordschleife bezwungen hatte, stoppte ihn die Leuchte erneut. Um größeren Schaden zu vermeiden, ließ er den Wagen in die Ausfahrt nach Breidscheid rollen und wartete auf die Mechaniker, die ihn per Anhänger ins Fahrerlager transportierten.

Fieberhaft arbeitete die Crew an der Fehlersuche und dessen Behebung: Nach dem Tausch von Wasserpumpe und Thermostat sowie einiger elektrischer Verbinder lief der BMW wieder wie eine 1. Allerdings war das Training vorbei und Michael Flehmer stand nebst seinem Fahrerkollegen und Teamchef Rolf Derscheid (Much) ohne eine gezeitete Trainingsrunde da.

Start als Letzter – Kontrolle von vorne

Die Crew Butz / Hörter konnte ihren Startplatz einnehmen und Matthias Butz legte einen exzellenten Start hin. Auf extrem nasser Strecke setzte er sich nicht nur schnell von seinem direkten Verfolger ab, sondern konnte sogar zahlreiche Autos größerer Klassen überholen und hinter sich halten. Nach sechs Runden war die Sensation perfekt: Matthias Butz überrundete seinen Verfolger und führte die Klasse V2 mit mehr als einer Runde Vorsprung an, ehe er den Wagen an seinen Kollegen Martin Hörter übergab.

Unterdessen hatte der Regen aufgehört, die Ideallinie trocknete ab und Hörter konnte auf Slicks ins Rennen gehen. Unbeirrt von den sich häufenden Unfällen der Wettbewerber drehte er mit Umsicht seine Runden und lieferte mit 11:29 Minuten die schnellste Zeit im Team und der Klasse ab. Am Ende gewannen sie mit zwei Runden Vorsprung überlegen die Klasse, landeten auf Gesamtrang 142 und zeigten damit bei über 200 gestarteten Fahrzeugen auch vielen PS stärkeren Boliden den Auspuff.

Nach den technischen Problemen bangte das Team um die Startberechtigung des 325i – dennoch durfte sich das Team am Ende der Boxengasse in die „Reserveliste“ aufstellen, um bei erteilter Genehmigung dem Feld in die Einführungsrunde nachzufahren. Das Team Derscheid hatte das Glück des Tüchtigen: Startgenehmigung erteilt und so konnte Startfahrer Flehmer dem Feld hinterher fahren. Auf richtig nasser Piste ließ er es ruhig angehen, versuchte seinen Rhythmus zu finden, um schnell voranzukommen.

Ohne Blessuren rollte er das Feld und die Klasse V4 von hinten auf und lag nach der Hälfte seines zu fahrenden Stints schon auf Rang vier der Klasse. Nach acht Runden kam Flehmer dann planmäßig in die Box. Danach ging Teamchef Rolf Derscheid ins Rennen. Da die Piste immer schneller abtrocknete galt es abzuwägen, wann auf die profillosen Slicks zu wechseln war. Nach sechs Runden entschied sich dann das Team zum Radwechsel und dem noch notwendigen Tankstopp.

Nach dem problemlosen Boxenstopp konnte Derscheid dann auf abtrocknender Piste mit Slicks weiteren Boden gut machen. Stetig reduzierte er seine Rundenzeiten und legte trotz der vielen, zum Schluss sich ereignenden Unfälle einen fehlerfreien Stint hin, der dem Team den dritten Platz in der Klasse und den 104. Gesamtrang einbrachte. Übrigens: Mit einer Rundenzeit von 10:01 Minuten drehte das Duo Flehmer / Derscheid die schnellste Runde in der Klasse V4. Das nächste Rennen für das Team Derscheid ist das 24h-Rennen am 19./20. Mai 2013.

Rolf Derscheid, Teamchef und Fahrer (BMW 325i): „Diesmal ging nicht mehr. Bei dem Duo auf dem 318is war auch nicht mehr nötig: Hörter und Butz haben ein perfektes Rennen hingelegt, sich hervorragend verkauft und waren ein Musterbeispiel dafür, wie man mit einem kleinen Auto ein gutes Rennen fährt und viele große Konkurrenten vorführt. An den beiden sollten sich einige der Herrenfahrer mal eine Scheibe abschneiden. Was heute geboten wurde, war nicht mehr schön: Viele Fahrer waren mit Wetter, Strecke, Auto, Verkehr und sich selbst völlig überfordert und gefährdeten damit nicht nur sich, sondern auch alle anderen. Mein Lob geht an unsere Mechaniker, die vorbildlich gearbeitet haben. Und dann an Michael Flehmer, der den Grundstein für den tollen Erfolg gelegt hat. Auch wenn er mit sich nicht zufrieden war – wir waren es. Auf abtrocknender Strecke häuften sich gegen Ende die Unfälle – ich vermute, dass viele dann wieder ihren Mut fanden und sich überschätzen. Jetzt bereiten wir uns intensiv auf das 24h-Rennen vor.“
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