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24h Le Mans
25.05.2013

Jeroen Bleekemolen startet in Le Mans

Besser hätte es für Race Performance nicht kommen können: Mit Jeroen Bleekemolen holt sich der renommierte Schweizer Rennstall Race Performance für das diesjährige 24h-Rennen von Le Mans nicht nur einen der schnellsten und erfahrensten Langstrecken-Piloten an Bord. Bleekemolen gewann auch am Pfingstwochenende das 24h-Rennen Nürburgring für das AMG-Team von Mercedes-Benz.

Damit bewies Bleekemolen erneut seine herausragenden Qualitäten. So verfügt der 32-jährige zweifache Porsche Supercup-Champion als einer der erfolgreichsten Langstrecken-Piloten über eine beeindruckende Biografie im internationalen Motorsport und gilt zudem als einer der vielseitigsten Rennfahrer mit umfassender Erfahrung vor allem auch in der Le Mans Series.

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Insgesamt 17 Mal stand Bleekemolen allein in der American Le Mans Series auf dem Podium, sieben Mal startete Bleekemolen beim 24-Stunden-Langstrecken-Klassiker an der Sarthe, das er 2008 gewann. Im vergangenen Jahr steuerte Bleekemolen, der weltweit als einer der schnellsten Rennfahrer gilt, einen Lotus LMP-1 für Rebellion bei diesem anspruchsvollsten Langstreckenrennen der Welt. Mit Jeroen Bleekemolen im Team hofft Race Performance-Chef Michel Frey in diesem Jahr nun auf einen Platz auf dem Podium. Dabei setzt Frey auch auf eine ungewöhnliche technische Paarung seines Rennfahrzeugs mit der Startnummer 34: Sein LMP-2-Prototyp, ein offener Oreca 03 Spyder, wird in Le Mans von einem Judd-BMW-Triebwerk befeuert. Eine leistungsstarke sowie einzigartige Kombination, die Race-Performance bereits im vergangenen Jahr erfolgreich ins Ziel brachte.

„Dass wir Jeroen Bleekemolen für das diesjährige 24h-Rennen von Le Mans im Team haben, ist ein großartiger Gewinn für uns“, freut sich Michel Frey. „Jeroen ist ein herausragender Fahrer mit umfangreichen Erfahrungen im internationalen Langstrecken-Sport. Er verfügt über die nötige Konstanz und Gelassenheit, wie sie für ein 24h-Rennen zwingend erforderlich sind“, sagt Frey. „In Verbindung mit dem modifizierten und leistungsstarken Judd-BMW-Motor in unserem Oreca Spyder sowie der technischen Optimierung bei Chassis, Fahrwerk und Aerodynamik rechnen wir uns nun gute Chancen fürs Podium aus.“

Technischer Feinschliff durch die Ingenieure der MVI Group

Für den technischen Feinschliff seines Rennfahrzeugs holte sich Frey auch dieses Jahr wiederum industrielles Knowhow aus der Automobilindustrie ins Haus. Eine erneute Kooperation und Partnerschaft mit dem Münchener Entwicklungs- und Beratungshaus MVI Group soll das Fahrverhalten des LMP-2-Boliden gezielt noch weiter verbessern.

So richten die Ingenieure der Münchener MVI Group ihr Hauptaugenmerk dieses Mal auf die fahrdynamische Optimierung und das Reifenmanagement des Oreca-Judd. Dabei wollen sie das Fahrverhalten des LMP-2-Prototypen an Vorder- und Hinterachse so verbessern, dass auf der teils recht unebenen Rennstrecke von Le Mans durch die Vertikaldynamik beim Ein- und Ausfedern sich der Frontspoiler-Winkel nur in einem sehr engen Toleranzbereich bewegt. Die Ingenieure wollen auf diese Weise erreichen, dass Aerodynamik und Rollwiderstand möglichst stabil bleiben. Zugleich verbessern sich Bodenhaftung und Anbremsverhalten, was letztlich auch der aktiven Fahrzeugsicherheit dient.

Oreca lässt MVI-Empfehlungen in modifizierte A-Frames einfließen

Bereits im vergangenen Jahr bedienten sich die Schweizer des Expertenwissens und Knowhows der Münchener Fahrzeugentwickler und sicherten sich dadurch die erfolgreiche Zielankunft beim 24h-Rennen von Le Mans. Unvorhergesehene technische Probleme durch Resonanzen am Chassis des in Leichtbauweise hergestellten CFK-Monocoques drohten jedoch nur wenige Wochen vor dem Start den Einsatz des Rennboliden in Le Mans 2012 zu gefährden.

„Damals stand das Risiko im Raum, das Fahrzeug könne die 24 Stunden dauernde Höchstbelastung nicht durchhalten“, erinnert sich Team-Chef Michel Frey. Die Analysen der MVI Group-Ingenieure ergaben im oberen Drehzahlbereich des modifizierten Judd-BMW-Motors zu hohe Schwingungsbelastungen auf das CFK-Monocoque. Während des Rennens hätte dies ein Versagen an den A-Frames bedeuten können. Die in sprichwörtlich letzter Minute von den Ingenieuren der MVI Group ins Spiel gebrachte Lösung für die A-Frames brachte das Team letztendlich sicher ins Ziel.

Zwischenzeitlich reagierte auch Hersteller Oreca und ließ die Empfehlungen der Münchener Automobilexperten in die Modifikation der aktuellen Konstruktion einfließen. „Das modifizierte CFK-Monocoque von Oreca mit den versteiften A-Frames ist jetzt besser auf das Frequenzverhalten des Judd-Motors abgestimmt“, lobt Frey die gelungene Arbeit der Münchener Spezialisten.

Win-Win-Konstellation von Rennstall und Entwicklern

„Die Vorteile kostspieliger Optimierungen von Fahrzeug und Bauteilen wie bei den professionellen LMP-1-Teams der Fahrzeughersteller, können wir uns als privates Team nicht leisten“, betont Frey. Die Kooperation mit der MVI Group und der Zugriff auf deren personelle und technische Ressourcen sowie Erfahrungen in der Fahrzeugentwicklung und -optimierung sieht Frey daher als „gelungene Win-Win-Konstellation und Chance, das eigene Rennfahrzeug gezielt weiterzuentwickeln“.

Spezialität der Münchener Automobil-Ingenieure ist deren Erfahrung bei mehrachsigen dynamischen Kraft- und Spannungsanalysen, wie sie beim Zusammentreffen von Extremleichtbau mit den hohen Beanspruchungen im Motorsport erforderlich sind. „Langstreckenrennen wie Le Mans liefern für die Serienentwicklung von immer leichteren Automobilen beste Informationen“, begründet MVI-Geschäftsführer Rainer Kurek das wiederholte Engagement seines Hauses beim 24h-Rennen von Le Mans. Denn auch für die Automobilhersteller zählt Leichtbau längst zu einem zentralen Entwicklungsthema „Das sind Erprobungen unter allerhärtesten Bedingungen und der ideale Ort für wertvolle Messdaten und Analysen, die wir bei der Serienanwendung sehr wohl zu nutzen wissen“, betont Kurek.
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