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Porsche Carrera Cup
20.10.2012

René Rast nach dramatischem Rennen vorzeitig Meister

Der 16. und vorletzte Saisonlauf des Porsche Carrera Cup Deutschland hatte alle Zutaten zu einem Drama – vor allem für die Titelfavoriten René Rast und Sean Edwards vom Team Deutsche Post by tolimit. Dem Deutschen reichte schließlich ein siebter Rang zum vorzeitigen Titelgewinn im schnellsten deutschen Markenpokal, während der Brite wegen eines Reifenschadens erneut mit der Vize-Meisterschaft vorlieb nehmen muss.

Das spannende 14-Runden-Rennen auf dem 4,574 Kilometer langen Hockenheimring gewann der Däne Nicki Thiim vor seinem französischen Teamkollegen von Hermes Attempto Racing, Kévin Estre. Dritter wurde der Österreicher Philipp Eng von MRS GT-Racing. Auch die Entscheidung in der Amateur-Wertung ist bereits heute gefallen. „Bill Barazetti“ (Esslingen, MRS GT-Racing) ist bei 240 Zählern der Titel nicht mehr zu nehmen.

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Zunächst sah alles nach einem Wechsel an der Tabellenspitze der Gesamtwertung aus. Sean Edwards setzte seine Pole-Position in eine klare Führung um. Die Kameras aber weilten auf dem gelben Post-Elfer von René Rast. Der war im Getümmel der ersten Runde in der Spitzkehre versehentlich umgedreht worden und nahm das Rennen als Letzter wieder auf. Die Aufholjagd des 25-Jährigen war denn auch absolut sehenswert. Während Edwards an der Spitze davonzog, machte sein Widersacher aus demselben Rennstall entschlossen Platz um Platz gut. Die Entscheidung fiel in der neunten Runde, als Edwards Sieg-Ambitionen von einem Reifenschaden gestoppt wurden. Zwar versuchte das Team noch, die Chancen des Briten – den bereits beim Auftaktrennen in Hockenheim ein Reifenplatzer aus dem Rennen geworfen hatte – mit einem Wechsel des Reifens zu wahren. Das klappte aber nicht mehr.

Damit machte das Meisterteam Deutsche Post by tolimit den Weg frei für den ersten Doppelsieg des Teams Hermes Attempto Racing in dieser Saison. Für Nicki Thiim, den Sohn des ehemaligen DTM-Champions Kurt Thiim, war es der dritte Saisonsieg. Damit festigte er auch seinen dritten Rang in der Gesamtwertung. Kévin Estre sicherte sich mit dem Podiumsplatz in Hockenheim gleichzeitig den Titel als bester Neueinsteiger, den Sieg in der Rookie-Wertung.

Auch Porsche-Junior Klaus Bachler jubelte im Ziel. Der Österreicher vom Team Deutsche Post by tolimit kam vom achten Startplatz perfekt ins Rennen. Er hielt sich aus den Rangeleien heraus und war bereits nach der ersten Runde Fünfter. Durch den Ausfall von Edwards fiel ihm der vierte Platz zu, das Podium verpasste der Österreicher nur ganz knapp. Ausgesprochenes Pech hatte sein Junior-Kollege Michael Cristensen. Der dänische Konrad-Motorsport-Pilot stand nach einem ausgezeichneten Qualifying als Vierter in der Startaufstellung und rechnete sich Chancen aus, weiter nach vorne zu kommen. In dem Pulk, in dem Rast umgedreht wurde, verlor auch Christensen an Boden. Er fuhr auf dem für ihn enttäuschenden siebten Rang, als ein Reifenschaden seine Punktejagd ganz beendete. Einziger Trost: Ins Finale startet der 22-Jährige als Zweiter. Lediglich 0,009 Sekunden fehlten dem Porsche-Junior auf die Trainingsbestzeit von Sean Edwards.

Auf den Plätzen fünf und sechs kamen die Routiniers Norbert Siedler (Österreich, Konrad Motorsport) und Jaap van Lagen (Niederlande, FE Racing by Land-Motorsport) ins Ziel. René Rast wurde als Siebter abgewinkt vor Michael Ammermüller (Pocking, Switch IT Lechner Racing) als Achtem. Die besten Zehn komplettierten Gaststarter Robert Renauer (Jedenhofen) und sein Schweizer Attempto-Racing- Teamkollege Philipp Frommenwiler.

„Bill Barazetti“ ist der erste Amateur-Meister des Porsche-Markenpokals

Für die 23. Saison des Carrera Cup Deutschland gab es einige attraktive Änderungen – unter anderem wurde eine eigene Amateur-Wertung eingeführt. Und nun steht der erste Meister der hart umkämpften Wertung fest: Es ist der unter dem Pseudonym „Bill Barazetti“ startende Hobbypilot vom Team MRS GT-Racing. Der Zahnarzt aus Esslingen nahe Stuttgart ging mit 19 Zählern Vorsprung auf seinen härtesten Verfolger, den Niederländer Wolf Nathan (FE Racing by Land-Motorsport), in den 16. Saisonlauf und machte das Beste draus: Mit Platz zwei sicherte er sich den Titel.

„Wahnsinn“, freut sich Barazetti. „Wenn mir das jemand am Anfang der Saison prophezeit hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt.“ Das Geheimnis seines Erfolges lag in seiner Konstanz. „Mit Ausnahme eines Rennens bin ich immer ins Ziel gekommen und stand regelmäßig auf dem Podest. Das verdanke ich auch einer tollen Teamleistung“, so der 42-Jährige. Beim Saison-Highlight auf der Nordschleife eroberte der stets besonnene Amateur die Tabellenführung – und gab sie danach nicht mehr ab. Dabei stand der neue Meister nur einmal, beim 15. Saisonlauf in Oschersleben, ganz oben auf dem Treppchen.

Das Finalrennen wird morgen um 9.35 Uhr gestartet und auf der offiziellen Porsche-Website exklusiv in hoher Qualität live übertragen – mit redaktionellen Beiträgen vor dem eigentlichen Livestream, Live-Timing und Kommentar in Deutsch und Englisch. Am 22. Oktober, dem Montag nach dem Rennwochenende, strahlt der Nachrichtensender N24 um 18.30 Uhr das 30-minütige „Porsche Carrera Cup Magazin“ aus. Sport1 sendet die Carrera-Cup-Highlights am Samstag, 3. November, von 18.00 bis 18.30 Uhr.

Nicki Thiim (Sieger): „Das Rennen heute ist für mich nach Maß gelaufen. Mein Traum war, die Saison in Hockenheim gut abzuschließen. Für mich und mein Team ist das Resultat beim vorletzten Rennen absolut das Beste, was uns passieren konnte: endlich mal ein Doppelsieg in diesem Jahr.“

Kévin Estre (Zweiter): „Es war ein gutes Rennen für mich. Ich kam vom siebten Startplatz, daher ist Rang zwei und ein weiteres Podium ein absolut tolles Resultat. Mein Auto war schnell und sehr konstant. Ich sollte also auch morgen zum letzten Lauf gut sortiert sein. Rookie-Champion zu werden, ist ein Erfolg für mich. Ich war es 2011 im Supercup, jetzt habe ich den Titel im Carrera Cup geholt. Für die erste Saison sollte ich damit wohl zufrieden sein.“

Philipp Eng (Dritter): „Das war ein unglaubliches Rennen. Ich bin stolz auf mich und das ganze Team. Genau auf ein solches Resultat haben wir die gesamte Saison hingearbeitet. Mal gucken, was morgen beim letzten Rennen noch geht.“

Klaus Bachler (Porsche-Junior, Vierter): „Das war ein Spitzenrennen für mich. Ich war schon mit Platz acht im Qualifying zufrieden, weil der Abstand nach vorne okay war und ich wusste, dass ich im Rennen stärker sein würde. Nach einem super Start war ich gleich auf Platz sechs. Aus dem Getümmel an der Spitzkehre bin ich sogar als Fünfter hervorgegangen und dann war ich plötzlich sogar Vierter, weil Sean ausfiel. Am Schluss kam ich näher an Philipp Eng heran, aber für Platz drei hat es dann nicht mehr gereicht.“

Michael Christensen (Porsche-Junior, 21.): „Mein Start war gut. Vielleicht habe ich mich ein bisschen zu sehr auf den Abstand zu René vor mir fokussiert und dabei nicht auf die Leute hinter mir geachtet. Jedenfalls ist es Philipp Eng gelungen, sich neben mich zu setzen. Ich musste nach innen in den Verkehr ausweichen, um eine Kollision zu vermeiden. Das war ziemlich eng und unübersichtlich. Fakt ist, dass ich in dem Getümmel einige Plätze verloren habe und schließlich einen Reifenschaden hatte. Morgen starte ich als Zweiter - und will aufs Podium.“
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