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24h Nürburgring
23.05.2012

Axel Duffner: Grau ist alle Theorie

Es lief gut für den Hotel- und Küchenchef Axel Duffner (38 /Hornberg) in der Anfangsphase des 24h-Rennens: Das einfache Handling und die mehr als 400PS des Hyundai Coupès von Schumann Motorsport sorgten dafür, dass die vier Fahrer den Wagen Runde um Runde weiter nach vorne brachten. Dann schlug der Fehlerteufel zu. Zweimal und erbarmungslos besiegelte er das Ende eines aussichtsreichen Rennens.

Mit dem Hang zur Perfektion überlässt Schumann Motorsport nichts dem Zufall. „Erst recht nicht, wenn es um das größte und härteste Langstreckenrennen der Welt geht – das 24h-Rennen auf dem Nürburgring. Jürgen und Peter Schumann haben ein erstklassiges Auto zur Verfügung gestellt und alles Menschenmögliche unternommen, um nach 24 Stunden das Ziel zu sehen. Leider war uns der Erfolg trotz aller Anstrengung nicht vergönnt“, resümierte Axel Duffner am Tag eins nach dem Ausfall. Schon nach dem Training mussten die Mechaniker den Motor wechseln – eine kleine Unachtsamkeit der gesamten Mannschaft hatte das Triebwerk zerstört. Dennoch zeigte sich das Fahrerquartett mit den Teamchefs Jürgen und Peter Schumann (Saarbrücken) sowie Alexander Köppen (Bitburg) für das Rennen zuversichtlich. Am Samstagnachmittag, pünktlich um 16 Uhr war es dann soweit: Die Hatz zweimal rund um die Uhr war eröffnet und Jürgen Schumann saß als erster hinterm Volant des Hyundai Coupès. „Das Wetter war einfach herrlich: Strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen und ein richtig guter Stint von Jürgen ließen uns in der Box um die Wette strahlen“, so Duffner. Nach etwas weniger als zwei Stunden nach dem Start begann für den Hornberger die heiße Phase: Mit Helm und Handschuhen bewaffnet stand er parat den Wagen zu übernehmen, um seinerseits elf Runden zu absolvieren. „Ich hatte richtig viel Spaß – wenigstens mit dem Auto. Auf der Strecke jedoch war es alles andere als schön. Überall standen havarierte Fahrzeuge, ständig musste ich Trümmerteilen ausweichen, um den Wagen nicht zu beschädigen. Die Spitzenteams sind sehr hart gefahren, was schon zu Beginn zu unzähligen, zum Teil schweren Unfälle führte“, schildert Duffner seine Eindrücke von der Fahrt. Er habe sich aus allen Zweikämpfen rausgehalten; dort, wo es möglich war der Spitzengruppe genügend Freiraum zum Überholen gelassen und „ansonsten meinen Stiefel gefahren und gut!“

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Nach Duffners Stint, mit dem beide Teamchefs sehr zufrieden waren, übernahm Peter Schumann den Wagen. Zunächst drehte auch er ohne Probleme seine Runden, ehe die Hiobsbotschaft via Funk zur Box gelangte: Peter Schumann stand mit Motorschaden im Streckenabschnitt Bergwerk. „Eine äußerst ungünstige Stelle“, weiß Duffner zu berichten, „man hat im Grunde genommen nur wenige Meter bis zu einer Abfahrt von der Strecke – leider aber hinter sich. Also musste Peter warten, bis ein Abschleppwagen ihn bis zur nächsten Ausfahrt an den Haken nahm. Dummerweise ging es nur bis zur Ausfahrt Pflanzgarten. Dort stand der Wagen erneut, bis ein Zuschauer den Wagen ins Fahrerlager schleppte. Das ist eben Langstreckensport am Nürburgring, selbst Zuschauer sind am Ende Teammitglieder.“ In der Box tauschte die Crew den Motor, Alexander Köppen drehte zunächst zwei Runden zur Funktionsprüfung auf der Grand Prix-Strecke, ehe er von den Teamchefs die Freigabe bekam, das Rennen wieder aufzunehmen. „Beim 24h-Rennen darf man nichts unversucht lassen weiter zu fahren. Das Pech kann auch die Konkurrenz treffen und schon wird man wieder nach vorne gespült“, erklärt Duffner das Engagement der gesamten Mannschaft. Ab da lief es für das Hyundai-Team richtig rund. Duffner / Schumann / Schumann / Köppen wechselten sich bei der Arbeit hinterm Volant ab, drehten konstant ihre Runden und kamen sogar wieder an die Klassengegner ran. Der rasante Koch aus dem Schwarzwald hatte die Aufgabe, den wohl schwierigsten Turn zu fahren. In der Zeit von kurz nach drei Uhr morgens bis 04:20 Uhr jagte er das Hyundai Coupé durch die stockfinstere Eifelnacht. Ohne Probleme absolvierte er seine Runden, der Wagen und er hatten sich angefreundet. „Am Sonntagvormittag war dann jedoch klar, dass wir aus eigener Kraft nichts mehr mit dem Ausgang des Rennens in unserer Klasse zu tun haben würden. Ab dann sind wir tatsächlich nur noch für den Spaß und die Zuschauer gefahren.“ Auch Duffner durfte nochmal ran und drehte weitere elf Runden in der warmen Mittagssonne, ehe er den Wagen an seinen Teamchef Jürgen übergab. Der Spaß fand nur zwei Stunden vor offiziellem Zielschluss ein jähes Ende: Mit einem massivem Differentialschaden musste Schumann das asiatische Renncoupé im Streckenbereich Breidscheid abstellen. Es sei, so Duffner später im Gespräch, zu wenig Zeit gewesen, um das Bauteil zu tauschen. „Eine Weiterfahrt war eigentlich ausgeschlossen, denn dadurch wäre ein deutlich größerer Folgeschaden entstanden.“ Was dann folgte, passiert ebenfalls ausschließlich beim 24h-Rennen in der Eifel: Die Mechaniker griffen tief ihre Trickkiste und arbeiteten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Mit Spanngurten fixierten sie das Hinterachsgetriebe und schafften es tatsächlich, den Hyundai „fahrbereit“ zu machen. Um 15.52 Uhr setzte sich Jürgen Schumann kurz vor Rennende für eine Runde hinters Volant des Genesis Coupé, drehte so die letzte Rennrunde in mäßigem Tempo – ausschließlich, um sich bei den Fans und der eigenen Mannschaft zu bedanken, aber auch, um in die Wertung aufgenommen zu werden.

Sein Resümee zum Rennen fällt eindeutig aus: „Es ist und bleibt das schönste Rennen der Welt. Heuer wurde jedoch mit einer derartigen Brutalität gefahren, dass einem das Lachen im Halse stecken blieb. Ich selbst bin wenigstens dreimal über die Curbs ausgewichen, um den Spitzenautos Platz zu machen, nur so konnte ich einen Unfall vermeiden. Die vielen Unfälle haben verdeutlicht, wie viele Fahrer zu Werke gegangen sind. Der Schumann-Truppe meinen Dank, denn ich habe trotz allem ein tolles Rennsportwochenende erlebt.“
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