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RCN
06.09.2022

GLP-Lauf „Rhein-Ruhr“: Wetterkapriolen fordern Tribut

Der 5. Saisonlauf der RCN GLP Gleichmäßigkeitsprüfungen, die GLP „Rhein-Ruhr“ stand ganz im Zeichen des Wetters. Schon am frühen Morgen, als die Technische Abnahme ihre Arbeit aufnahm, setzte der Regen ein. Die obligatorische Fahrerbesprechung war daher diesmal etwas feucht! Fahrtleiter Jürgen Seidel ging auf die Gefahren der Nordschleife ein, erläuterte ausführlich die GLP Aufgabenstellung und erklärte zum wiederholten Male die Flaggensignale an der Strecke. Pünktlich zum Start lies der Regen nach, die Fahrbahn aber blieb tückisch. Immer wieder setzte an den verschiedenen Streckenabschnitten der Regen ein.
 
Das Wetter forderte im Laufe der Veranstaltung dann auch zahlreiche „Opfer“ unter den 113 teilnehmenden Teams, glücklicher Weise ohne Personenschäden. Im Streckenabschnitt "Hatzenbach" bekamen gleich mehrere Teilnehmer Probleme und beschädigten nacheinander nicht nur ihre Fahrzeuge, sondern auch die Leitplanke. Da diese nicht auf die Schnelle instandgesetzt werden konnte, ordnete die Streckensicherung für diesen Bereich „Dauergelb“ an. Wer sich auf der feuchten Fahrbahn nur drehte ohne einzuschlagen, hatte noch Glück im Unglück.
 
Trotz wechselnder Fahrbahnverhältnisse schafften einige Teams jeweils ein Null-Runde. Dieses Kunststück gelang Jacqueline und Michael Heßler aus Fritzlar (VW Golf), Stefan Hummelt (Groß-Zimmern) und Frank Mayer (Bonn) im BMW 320, Konstantin Krasnoperov (München) und Axel Theiling (Karlsfeld) im BMW 325i, Axel Berres (Mainz) und Peter Kreckel (Hofheim) im Honda Civic sowie Patrick Gierlich aus Rheinbach und Ralf Schreiber aus Schleiden im Nissan Sunny. Trotzdem war Patrick Gierlich in der Tankpause unzufrieden: „So macht es keinen Spaß.“ Der Auslöser für seinen Ärger war ein Teilnehmer, der sich am Beginn der Döttinger Höhe zwischen dem Nissan Sunny und einen langsam fahrenden Schleppverband, bestehend aus einem beschädigten Fahrzeug und einem begleitenden I-Car, positioniert hatte. Das Problem dabei? Der Fahrer wusste offensichtlich nicht, dass ein Schleppverband auch unter gelber Flagge überholt werden darf und blieb hinter dem beschädigten Fahrzeug. Den langsam fahrenden Konkurrenten aber durften Gierlich/Schreiber wegen der gezeigten gelben Flaggen nicht überholen und waren gezwungen bis zur T13 dahinter zu bleiben. Dadurch hatten sich die beiden Nissan-Piloten bereits in der ersten Bestätigungsrunde 187 Fehlerpunkte eingefangen. Diese konnten sie auch mit dem Nuller und weiteren guten Bestätigungsrunden nicht mehr wettmachen. 192,4 Punkte (187,0/0,2/0,0/1,1/1,6/2,5) reichten am Ende nur für Platz 77.
 
Noch schlimmer erwischte es Oliver und Udo von Fragstein (Leichlingen/Leverkusen). Bis zur vierten Bestätigungsrunde lag das Dream-Team mit nur 1,2 Fehlerpunkten noch an der Spitze der Zeitentabelle. Dann aber passierte es. „In Runde 9 hat es mich in der ersten Rechts beim Flugplatz erwischt“, erzählte Oliver später. „Bei der Kuppe Quiddelbacher Höhe nahm ich das Gas weg und ließ rollen. Beim Einlenken war noch alles ok, aber im Scheitelpunkt begann das Heck plötzlich auszubrechen. Ich lenkte gegen und für zwei lange Sekunden driftet der Puma quer, ehe er wieder Grip hatte und der berüchtigte Konterschwung uns unsanft in die Reifenstapel beförderte.“ Leider war danach eine Spurstange so verbogen, dass an eine Weiterfahrt nicht zu denken war. In dieser Situation zeigte sich der Zusammenhalt innerhalb der GLP Familie. Neben viel Zuspruch und aufbauenden Worten erhielten Oliver und Udo von Fragstein auch tatkräftige Hilfe: Kurt und Marcus Bernhards erklärten sich spontan bereit, statt ihrem Peugeot den verunfallten Puma aufzuladen und auf ihrem Anhänger nach Hause zu transportieren. „Eine wirklich großartige Geste, für die wir sehr dankbar sind.“
 
Dagegen kamen Karin und Winfried Schlüter (Horstmar) mit ihrem Mini JCW ohne größere Probleme über die Runden. Trotz einiger Aha-Erlebnisse („Breidscheid Brücke war gemein.“) schafften sie mit 7,4 Punkten (0,3/2,6/3,0/0,5/0,2/0,8) wieder ein Topergebnis und belegten im Ziel den achten Platz.
 
Den siebten Platz sicherten sich mit 7,0 Punkten (2,2/1,3/1,0/1,0/0,6/0,3) Markus und Christoph Spiller aus Heusweiler. Nachdem sie beim letzten Lauf von der „Punktegleichheits-Regelung“ profitierten und mit ihrem VW Polo den fünften Platz belegten, mussten sie diesmal den ebenfalls mit 7,0 Punkten (0,3/1,5/2,3/2,0/0,6/0,3) gewerteten Michael und Lukas Striebich (Bonn/Frankfurt) im BMW 325 den Vortritt lassen.
 
P5 ging an Jacqueline und Michael Heßler mit 6,3 Punkten (0,0/1,0/2,0/1,7/1,2/0,4) und auf dem vierten Rang platzierten sich Marcus und Kurt Bernhards aus Langenfeld. Mit ihrem Peugeot 206 fuhren sie 5,6 Punkte (0,8/1,9/0,2/0,8/0,3/1,6) ein.
 
Die größte Überraschung in der bisherigen Saison waren sicherlich Natascha Sonnen und Kai Pütz aus Trierweiler. Mit ihrem BMW E36 gewannen sie nicht nur jedes Mal die Rookie-Wertung, sondern platzierten sich auch regelmäßig in den Top-Ten der Gesamtwertung. So auch bei den schwierigen Wetterbedingungen der GLP „Rhein-Ruhr“. Diesmal reichten 5,2 Fehlerpunkte (1,2/1,1/0,1/1,4/0,4/1,0) für einen herausragenden dritten Platz.
 
Doch wer sicherte sich nach dem Ausscheiden von Oliver und Udo von Fragstein den Tagessieg? Die Vorjahresgesamtsieger Harald und Harald Ezaru sen. aus Pforzheim sowie die in dieser GLP Saison nur sporadisch startenden Stefan Kunze (Herdecke) und Uwe Knickmeier (Bochum) zogen alle Register und beherrschten mit ihren BMWs die Nordschleife. Im Ziel hatten beide Teams mit 3,4 Zählern in der Addition identische Werte. Erneut musste wegen Punktegleichheit § 8.2 der Ausschreibung die Reihenfolge regeln. Demnach wurden Ezaru/Ezaru (2,2/0,3/0,2/0,4/0,1/02) im BMW 330ci auf dem zweiten Platz gewertet. Der Tagessieg aber ging an Stefan Kunze und Uwe Knickmeier (0,6/0,5/0,8/0,5/0,1/0,9) im BMW M3.
 
Alles beim Alten an der Spitze der Rookie-Wertung. Erneut siegten Natascha Sonnen und Kai Pütz souverän. Mehr als 10 Punkte dahinter folgten Max Eyck aus Berlin und Felix Schmidt aus Teltow (Lexus RC-F) mit 15,5 Punkten (1,9/3,2/6,4/0,6/0,5/2,7) vor Christian Kürten (Hürth) und Kai-York Marc-Oliver Beckord (Xanten) im BMW Mini mit 16,0 Punkten (2,1/0,7/0,9/4,9/4,6/2,8) auf P3.
 
Das Team der Scuderia Augustusburg Brühl (Kunze/Knickmeier, Striebich/Striebich, Grün/Grün und Orlowski/Klein) sicherte sich mit 28,0 Punkten die Mannschaftswertung vor dem Team „Null Runde“ (Ezaru/Ezaru, Schlüter/Schlüter und Dedekind/Meier) mit 27,54 Punkten.
 
Im Rahmen der Green Challenge waren diesmal drei Elektro-Fahrzeuge am Start, wovon eines nach einem Unfall im dritten Umlauf ausscheiden musste. Der Tagessieg ging mit 14,7 Punkten (5,0/1,7/8,0) erneut an Thomas Overbeck (Tönisvorst) und Uwe Reichle (Recke) im Renault Zoe vor Udo Frey (Nürburg) und Nadine Lohse (Kaltenborn-Herschbach) im VW e-Up mit 64,0 Punkten (19,4/28,7/15,9).
 
Das letzte Wort soll, wie so oft, der Fahrtleiter haben: „Die extrem schwierigen Bedingungen durch die lange Trockenheit, viel Gummi und Schmutz auf der Strecke forderten heute leider ihren Tribut. Dabei blieb es glücklicherweise nur bei Sachschäden.“
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