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DTM
28.04.2022

Ricardo Feller: „Ich möchte in der DTM beweisen, was ich kann“

Audi-Sport-Fahrer Ricardo Feller (21/Schweiz) gilt als eines der größten Talente im GT3-Sport. Nachdem er im vergangenen Jahr im ADAC GT Masters den Titel gewann, stellt sich der Scherer-Markenbotschafter in diesem Jahr als Fahrer von ABT Sportsline erstmals der Herausforderung DTM. Bei den zweitägigen Abschlusstestfahrten vor dem Saisonauftakt am Wochenende in Portimão glänzte der Youngster bereits mit einer Bestzeit. Im Interview spricht Feller über seine Ziele, sein Team ABT Sportsline, seine etablierten Teamkollegen und sagt, warum es ihm Spaß macht, auf und neben der Rennstrecke die Scherer-Farben zu vertreten.
Ricardo, am Wochenende startest du erstmals in der DTM. Bist du schon aufgeregt?
„Natürlich ist die DTM etwas ganz Besonderes. Aufgeregt bin ich nicht, aber ich freue mich schon sehr auf das Wochenende. Ich habe, als ich mit dem Motorsport angefangen habe, davon geträumt, irgendwann in der DTM zu fahren. Jetzt ist es so weit.“
Wie kam es überhaupt dazu, dass du jetzt in der DTM antrittst?
„Ich habe Christian Scherer kennengelernt, als ich über die Firma meines Vaters Autos von Scherer in die Schweiz importiert habe. Für 2022 hatte ich einige interessante Angebote und habe mich nach sehr guten Gesprächen mit Christian für Scherer Sport entschieden. Scherer hat mir dann den Einstieg in die DTM ermöglicht. Auch die Konstellation mit ABT Sportsline ist ideal, da ABT und die Scherer Gruppe eine langjährige Partnerschaft verbindet.“

Du hast schon viel Erfahrung im GT3-Sport gesammelt, aber es gibt für dich trotzdem viel Neues. Was sind hier die wichtigsten Faktoren?
„Die größte Umstellung sind sicherlich die Michelin-Reifen, die ich noch nicht so gut kenne. Sie funktionieren in einem anderen Fenster als die Reifen, die ich bisher gefahren bin, und müssen anders belastet werden. Wir haben schon ein paar Mal getestet, aber ich lerne mit jedem Reifensatz dazu und entwickele mich stetig weiter. Da ist sicher noch etwas Potenzial vorhanden. Aber das Team kennt die Reifen schon aus dem Vorjahr und hilft mir da weiter. Bei den Rennstrecken gibt es auch etwas Neuland. Am Lausitzring kenne ich die Variante mit der Steilkurve als Turn 1 noch nicht, in Portimão bin ich zwar noch keine Rennen gefahren, habe aber dort schon getestet. Ganz neu für mich ist aber der Norisring. Da bin ich schon sehr gespannt. Ich bin noch nie auf einem Stadtkurs gefahren. Das wird mit 29 Autos sicher sehr eng dort.“
Was ist für dich die größte Herausforderung in der DTM?
„In der Serie anzukommen und sich einen Namen zu machen. Das Starterfeld ist mit 29 Fahrern qualitativ und quantitativ sehr stark, aber ich möchte beweisen, was ich kann.“
Anders als in den bisherigen GT3-Serien teilst du dir erstmals das Auto nicht mit einem Teamkollegen. Was ändert sich dadurch für dich?
„Ich kann mich natürlich nicht verstecken und bin fahrerisch allein für die Ergebnisse verantwortlich. Aber ich sehe das Ganze positiv, denn ich kann das Auto so perfekt auf mich abstimmen, wie ich möchte und muss keine Kompromisse eingehen. Aber diesen Vorteil hat natürlich jeder Fahrer in der DTM.“
Neu ist für dich in diesem Jahr auch das Team ABT Sportsline. Wie hast du dich bei den ‚Äbten' eingelebt?
„Sehr gut, es gab eigentlich keine Eingewöhnungsphase. Es hat alles von Anfang an perfekt funktioniert und gepasst. Das ganze Team ist cool drauf und ich fühle mich sehr wohl dort. Die ABT-Mannschaft ist wirklich sehr professionell. Man kann erkennen, warum sie schon so viele Erfolge gesammelt hat.“
Wie ist das Verhältnis zu deinen Teamkollegen Kelvin van der Linde und René Rast?
„Wir verstehen uns gut. Natürlich möchte jeder der Schnellste sein, aber wir tauschen uns aus und sind am Ende ein großes Team. Es ist nicht so, dass jeder nur auf sich schaut.“ 
Was sind deine Ziele in der DTM für das kommende Wochenende und in der Saison?
„Ich kann auch nach den Testfahrten noch nicht so richtig einschätzen, wo ich aktuell stehe. Deswegen möchte ich in Portimão erst mal abwarten, um zu sehen, was möglich ist. Natürlich möchte jeder Fahrer in der DTM gewinnen, aber es ist in meiner Situation unrealistisch, zu sagen: Ich möchte den Titel gewinnen. Das ist auf jeden Fall mein Ziel, aber es wird sicher im ersten Jahr schwierig.“
Du bist seit diesem Jahr Markenbotschafter von Scherer. Was bedeutet dies für dich? 
„Sehr viel. Ich bin sehr happy, jetzt für das Unternehmen als Markenbotschafter tätig zu sein. Nicht nur, dass ich in der DTM und auf der Nürburgring-Nordschleife Scherer auf der Rennstrecke repräsentiere, es gibt auch viele weitere spannende Aufgaben. Ich bin bei Trackdays dabei, mache Taxifahrten auf der Rennstrecke oder unterstütze Scherer bei der Performance-Optimierung und Individualisierung von Serienautos. Das macht mir riesig Spaß, da ich dabei etwas von meiner Motorsporterfahrung weitergeben kann.“
Neben der DTM startest du auch in der Nürburgring Langstrecken-Serie und beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring für Scherer Sport. Bist du auch schon vom Mythos „Grüne Hölle“ infiziert?
„Es macht megaviel Spaß dort zu fahren. Es kein Wunder, dass jeder Fahrer von der legendären Nordschleife schwärmt. Dort mit einem GT3-Fahrzeug zu fahren, ist eines der coolsten Dinge, die ich in meiner Karriere machen durfte.“
Du feierst in diesem Jahr mit Scherer Sport by Phoenix auch Ihre Premiere beim 24h-Rennen. Was ist dort möglich?
„Ich freue mich riesig drauf. Ich muss dort sicher noch viel lernen. Die Nordschleife bietet so viele Herausforderungen – nicht nur wegen der Strecke, sondern wegen des unkalkulierbaren Wetters, wechselnder Streckenbedingungen und des Verkehrs mit 150 Autos aus verschiedenen Klassen. Mit Frank Stippler, Kelvin van der Linde und Vincent Kolb habe ich aber drei sehr erfahrene Teamkollegen, von denen ich sicher profitieren kann. Unser Ziel ist es, am Ende in Schlagdistanz zur Spitze zu liegen und ein Wörtchen um den Sieg mitzureden. Jeder Rennfahrer träumt davon, dort zu gewinnen, aber um dies zu schaffen, muss einfach alles passen. Das 24-Stunden-Rennen ist einfach unberechenbar, es kann so viel passieren.“
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