„Wir gewinnen zusammen als Team und verlieren zusammen“, beginnt Teamchef Daniel Schellhaas. Er sagt weiter: „Das Rennschicksal ist manchmal hart, wir profitieren von einem Reifenschaden des direkten Gegners im Titelkampf und der Traum vom Gesamttitel schien zum Greifen nahe. Letztendlich dürfen wir trotzdem auf das Erreichte stolz sein, Patrick und ich danken unserem gesamten Team für eine unglaublich erfolgreiche Saison und dem Sieg in der Cayman-Trophy!“
Das Qualifying am Morgen – schon aufregend wie ein Krimi
Die Story des neunten Laufes war filmreif. Bodennebel in der herbstlichen Eifel verhinderte die Sicht an vielen Passagen der Nordschleife und sorgte für ein verspätetes und verkürztes Qualifying. Dichter Verkehr und erste Unfälle ließen zudem kaum ein Fenster, um richtig anzugreifen. Für den Titelkandidaten, dem Porsche 718 Cayman GT4 #960, den sich Daniel Blickle (Albstadt), Max Kronberg (Berlin) und Tim Scheerbarth (Dormagen) über die Saison teilten, reichte es nur zum 10. Startplatz in der Klasse Cup 3. Den Vöhringer Porsche 718 Cayman GT4 #959 pilotierten Jürgen Vöhringer (Trochtelfingen), Niklas Steinhaus (Remscheid) und Sébastian Perrot (Frankreich). Sie nahmen von der 11. Position aus das Rennen auf.Der Porsche Cayman #461, gesteuert von René Höber (München) und Dirk Biermann (Brillon), startete von Rang zwei in der Klasse V5. Für das Schwesterfahrzeug mit der #460 mit Kevin Rembert (Neckarbischofsheim) und Niclas Wiedmann (Horgenzell) ging es von der dritten Position aus ins Rennen.
Die Spannung im Rennen war unübertroffen
Verspätet um 13:45 Uhr und verkürzt um 45 Minuten startete das „Schinkenrennen“, der Saisonabschluss der Nürburgring Langstrecken-Serie. Startfahrer - und VLN-Meister 2011 - Tim Scheerbarth schoss sofort mit der #960 einige Plätze nach vorne und war nach wenigen Umläufen bereits an der Spitze der heiß umkämpften Klasse mit 14 Cayman GT4. Ein Reifenschaden beim zweiten Titelaspiranten von Adrenalin Motorsport sorgte für Aufatmen in der W&S-Motorsport-Mannschaft. Kronberg meisterte seine Aufgabe, die Platzierung zu halten, hervorragend und übergab in Führung liegend an Blickle.Im Eifer des Gefechts wurde der Albstädter jedoch 1,5 Sekunden zu früh losgeschickt und unterschritt damit die vorgeschriebene Mindeststandzeit. Nach dem zweiten Boxenstopp – bei der Einfahrt wurde er zudem von einem langsam fahrenden Teilnehmer blockiert und verlor wertvolle Sekunden – sortierte sich Blicke auf Platz fünf in der Klasse ein und konnte in der verbleibenden dreiviertel Stunde auch noch eine Position gut machen. Das reichte jedoch nicht mehr, um aus eigener Kraft Meister 2021 zu werden.
Hängende Köpfe und doch ein positives Fazit
Ein sichtlich enttäuschter Tim Scheerbarth sagte nach dem Rennen: „Dass wir den Gesamtsieg in der NLS, der uns auf dem Silbertablett serviert wurde, nicht geschafft haben, ist sehr schade. Ich hätte meinen zweiten Titel nach genau zehn Jahren erzielt, aber es hat nicht sollen sein. Danach bist du immer schlauer und die Jungs vom Kommandostand können es bis jetzt kaum fassen, dass wir diese einmalige Chance nicht verwandelt hatten.“Scheerbarth betont jedoch: „Wir dürfen trotzdem stolz sein, dass wir die Manthey-Trophy bereits beim vorletzten Lauf gesichert hatten. W&S Motorsport hat die gesamte Saison super gearbeitet und uns immer ein hervorragend vorbereitetes Auto hingestellt. Überhaupt hat die Zusammenarbeit mit dem Team unglaublich Spaß gemacht und war in jeder Hinsicht professionell. Jetzt gehen wir in die Winterpause und ich hoffe, dass wir für das nächste Jahr ein tolles Paket zusammenstellen können, um wieder anzugreifen. Vielen Dank an die gesamte Crew aus Ofterdingen!“
Die Bilanz von Max Kronberg fiel ähnlich aus: „Das Drama begann schon im Qualifying, in dem wir keine freie Runde fahren konnten. Tim fuhr dann eindrucksvoll von zehn auf Platz eins vor und zeigte damit, wie stark er am Steuer ist. Mir gelang es auch zu Beginn meines Stints den erzielten Vorsprung auszubauen, doch aufgrund der Code-60 Zonen und deren - für uns ungünstige Auflösungen - schrumpfte unser Polster wieder bis zur Übergabe an Daniel. Nach dem Aussteigen erfuhr ich dann, dass wir in der Meisterschaft aktuell vorne lagen, im selben Moment aber auch vom Missgeschick mit der Standzeit. Ich hätte mir zum Saisonabschluss ein schöneres Ergebnis fürs Rennen gewünscht, nachdem wir alle Läufe auf Platz eins oder zwei beendeten, war der vierte Platz und die verpasste Meisterschaft schmerzhaft.“
Der Berliner fügt hinzu: „Betrachte ich die gesamte Saison, haben wir die Cayman-Trophy doch stark dominiert und W&S Motorsport leistete einen Top-Job und wir dürfen auf ein erfolgreiches erstes Jahr in der Cup 3 zurückblicken. Vielen Dank an das Team, bei dem ich mich absolut wohlfühle und das uns den Porsche immer tadellos vorbereitete. Wir kamen alle Rennen an und es gab keinerlei Probleme, ich hoffe, im nächsten Jahr wird die Leistung dann mit noch mehr Erfolg belohnt werden.“
Auch Daniel Blickle sagte: „Es hätte keiner zum Saisonbeginn gedacht, dass wir ein so starkes Paket geschnürt hatten und die Cup 3 so dominieren konnten. Alles Weitere haben meine Kollegen bereits ausführlich betont, die Dramatik war unbeschreiblich und die Enttäuschung im ersten Moment groß. Am Ende danke ich allen für ein großartiges Resultat in dieser Saison und in dem knallhart umkämpften Cup. Krönchen richten, Blick nach vorne und nächstes Jahr wieder volle Attacke!“
Gute Leistungen auch mit den anderen Porsche Cayman
Ein Problem mit der Feuerlöschanlage des Vöhringer-Porsche #959 trug ebenfalls zum dramatischen Verlauf des Samstags bei. In der Startaufstellung meldete die Anlage eine Störung und so musste der Cayman GT4 bereits früh in die Box, da es sich hier um eine wichtige, weil sicherheitsrelevante Einrichtung handelt. Gemeinsam mit den Ingenieuren von Porsche wurde fieberhaft der Fehler gesucht und das Auto konnte mit 45 Minuten Rückstand wieder auf die Strecke gehen. Niklas, Jürgen und Sébastian konnten das Rennen dann noch zu Ende fahren und kamen auf dem zehnten Platz noch gut ins Ziel.Jürgen Vöhringer: „Meine erste vollständige Saison, inklusive 24 h-Rennen war im Rückblick sehr schön. Ich durfte viel von Niklas und seinem Wissen profitieren, danke für das professionelle Coaching! Es gelang mir bis auf eine Ausnahme, das Auto immer ohne Fehler über die Rennen zu bewegen. Mein Ziel für das nächste Jahr ist es, die Rundenzeiten weiter Schritt für Schritt zu verbessern. Ich fühle mich beim Team W&S Motorsport zu Hause, wirklich eine großartige Mannschaft mit einer ausnahmslosen super Performance, mein großes Lob, ich freue mich jetzt schon auf 2022!“
Sein Teamkollege Niklas Steinhaus sagte: „Wir erlebten eine Saison und das finale Rennen mit Höhen und Tiefen. Zwischendurch konnten wir mit dem Am-Fahrzeug auch Top 10 Platzierungen erzielen. Die letzten Rennen hatten wir dann weniger Glück, das gehört im Rennsport halt mit dazu. Das Coaching mit Jürgen hat viel Spaß gemacht und er hat sich wirklich gut gesteigert und gewann Sicherheit im Cayman GT4. Sein Vize-Titel in der Amateurwertung der Cup 3 ist die Belohnung für seine Lernkurve, Gratulation!“
Die seriennahen Porsche Cayman in der Klasse V5 kämpften Stoßstange an Stoßstange mit den Klassengegnern, aber auch teamintern um die Positionen. Das Auto mit der #461, auf dem sich Höber und Biermann die Arbeit teilten, verunfallte in der letzten Runde im Bereich Tiergarten kurz vor dem Ziel noch und ging damit ohne Punkte aus dem Rennen. Die beiden Fahrer Rembert und Wiedmann im Cayman mit der #460 überquerten auf dem dritten Platz die Ziellinie und durften beim Finale nochmals das Podium besteigen.
Kevin Rembert nach seinem NLS-Debüt: „Auf meine erste Saison in der NLS bin ich sehr stolz. Ich konnte mich sehr gut weiter entwickeln und hab vieles dazugelernt. Am Ende landete ich in unserer Klasse auf dem dritten Platz in der Meisterschaft. Ich werde mein Bestes geben, nächstes Jahr darauf aufzubauen. Mit der Teamleistung von W&S bin ich sehr zufrieden. Die Crew hat dieses Jahr bei jedem Boxenstopp fehlerfrei abgeliefert und das Auto immer perfekt vorbereitet.“
René Höber, der ebenfalls seine erste Saison in der Nürburgring Langstrecken-Serie bestritt, sagte: „Ein erstes lehrreiches Jahr in der NLS mit Höhen und Tiefen in der Klasse v 5 mit meinem Team ist absolviert. Im letzten Rennen mit Dirk Biermann sind wir leider in der letzten Runde durch den Unfall mit der #461 ausgeschieden. Für mich persönlich gab es über die gesamte Saison viel zu lernen und ich konnte viel Erfahrung sammeln. Die gesamten Abläufe einzuüben und vor allem das Auto über die Distanz zu bringen, war im ersten Jahr eine Herausforderung. Ich bin dem Team sowie auch den Fahrerkollegen aus den anderen Klassen sehr dankbar für die wertvollen Hilfestellungen und Analysen. Hier wurde ich sehr professionell unterstützt. Mein besonderer Dank gilt der gesamten Mannschaft von W&S, wir hatten viel Spaß zusammen.“
Nach dem Rückblick geht der Fokus nach vorne
Insgesamt verlief das Jahr in der Nürburgring Langstrecken-Serie für W&S Motorsport sehr gut. Auch im GTC Race lieferte der Rennstall aus dem Schwabenland hervorragende Ergebnisse. In den nächsten Wochen stehen noch zwei Rennwochenenden im ADAC GT4 Germany auf dem Plan, hier möchte das Team an die letzten starken Resultate anknüpfen und will sogar einen zweiten Porsche 718 Cayman GT4 an den Start bringen.„Über das Rennen muss ich wohl nichts mehr sagen“, beginnt Teamchef Patrick Wagner und erklärt weiter: „Der Fehler hätte einfach nicht passieren dürfen. Wir haben unsere Lektion schmerzhaft gelernt und in der nächsten Saison gilt es, so was zu vermeiden.
Nichtsdestotrotz hat unsere Truppe großartige Arbeit geleistet, auf die wir alle stolz sein dürfen. Die Neuzugänge bei den Fahrern haben sich super integriert und bleiben hoffentlich im Team, es harmonierte immer und wir durften viel lachen trotz all dem Druck. Wir sind auf dem richtigen Weg und W&S Motorsport kennt nun jeder am Nürburgring. Darauf möchten wir nächstes Jahr aufbauen.“
Daniel Schellhaas schließt ab: „Danke an alle Sponsoren, Partner und Unterstützer, die uns diesen Auftritt ermöglicht haben. Herzlichen Dank auch an die Veranstalter und die Damen und Herren der Streckensicherung, die uns eine ganze Saison unter der Pandemie doch möglich machten. Wohin der Weg 2022 führt, wird spannend, wir werden die Winterpause für die Planungen nutzen, um dann die Messlatte möglichst noch höher zu legen.“