Freitag, 29. März 2024
Motorsport XL Das Motorsport Magazin Vorschau   Abonnement
24h Spa
29.07.2021

Zwölf Porsche 911 GT3 R beim 24-Stunden-Rennen in Spa

Zehn Kundenteams, zwölf 911 GT3 R und insgesamt 40 Rennfahrer, sieben davon mit Werksfahrerstatus: Porsche ist bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps mit einem großen Aufgebot vertreten. Von kaum einem anderen Hersteller stehen am kommenden Wochenende bei dem Langstreckenklassiker mehr Rennwagen am Start. Die traditionsreiche Veranstaltung auf der 7,004 Kilometer langen „Ardennen-Achterbahn“ gehört zu den bedeutendsten GT3-Events der Welt und zählt in dieser Saison zu zwei Meisterschaften, dem GT World Challenge Europe Endurance Cup sowie der Intercontinental GT Challenge (IGTC).

Porsche peilt auf dem belgischen Grand-Prix-Kurs den Hattrick an. 2019 sicherten sich die Werksfahrer Michael Christensen (Dänemark), Kévin Estre (Frankreich) und Richard Lietz (Österreich) mit dem 911 GT3 R von GPX Racing den Gesamtsieg. Im vergangenen Jahr gewann mit Nick Tandy (Großbritannien), Earl Bamber (Neuseeland) und Laurens Vanthoor (Belgien) erneut ein Werksfahrer-Trio den Höhepunkt der GT3-Saison, dieses Mal für das Team Rowe Racing.


Das Rennen

Es ist eine jahrhundertalte Motorsport-Tradition. Seit 1921 gehört der Circuit de Spa-Francorchamps zu den größten Herausforderungen für Fahrer aus der ganzen Welt. Bereits 1924 – also nur drei Jahre nach der Eröffnung – fand im äußersten Osten Belgiens unweit der deutschen Grenze erstmals ein 24-Stunden-Rennen statt. Seinerzeit verlief die Strecke noch über 14,863 Kilometer zwischen den Ortschaften Malmedy, Francorchamps und Stavelot. 1979 wurde die Distanz verkürzt. Mit 7,004 Kilometern und 21 Kurven ist der traditionsreiche Grand-Prix-Kurs noch immer die längste Strecke im Formel-1-Kalender. Seinen Beinamen „Ardennen-Achterbahn“ trägt er auch weiterhin zurecht, wie das spektakuläre Steilstück „Raidillon/Eau Rouge“ und die Bergab-Passage mit der berühmt-berüchtigten „Blanchimont“-Kurve beweisen. Dem steht am Ende der Start-/Zielgeraden die enge Spitzkehre „La Source“ entgegen: Sie zählt zu den langsamsten Kurven der GT3-Saison.

Anzeige
Porsche hat in der langen Geschichte dieses Endurance-Klassikers für GT-Rennwagen bislang acht Gesamtsiege eingefahren, die letzten beiden in Serie. Bei dem Event in Spa-Francorchamps erhalten Fahrer und Fahrzeuge jeweils nach 6, 12 und 24 Stunden Punkte für die IGTC und den GT World Challenge Europe Endurance Cup. Aufgrund der Corona-Pandemie wird nur eine limitierte Anzahl an Zuschauern beim 24-Stunden-Rennen zugelassen.


Die Porsche Teams und Fahrer in der Übersicht

Die zwölf 911 GT3 R der Kundenteams von Porsche gehen bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps in vier verschiedenen Wertungsgruppen an den Start. Um den Gesamtsieg kämpfen in der rund 25 Autos starken Pro-Division gleich sieben Neunelfer mit jeweils drei Fahrern. Dinamic Motorsport und KCMG schicken dabei jeweils zwei der über 500 PS starken, in Weissach entwickelten Hecktriebler ins Rennen. GPX Racing – die Spa-Gewinner von 2019 – setzen ein Auto ein. Hinzu kommt erstmals ein 911 GT3 R von Rutronik Racing und ein weiterer Porsche von Schnabl Engineering. Das von der Nürburgring-Nordschleife bekannte Team feiert kurzfristig sein Debüt beim wallonischen Langstreckenklassiker. Die Fahrzeuge von GPX, Schnabl Engineering, die Startnummern 47 von KCMG und 54 von Dinamic sowie die Rennwagen von Huber Motorsport und Herberth Motorsport aus der Am- beziehungsweise Pro-Am-Klasse können darüber hinaus auch für die Herstellerwertung in der IGTC punkten.

Im Silver-Cup hält das Team Allied Racing die Fahnen des Sportwagenherstellers hoch. In dieser Klasse dürfen die vier erlaubten Fahrer pro Rennwagen höchstens den FIA-Status „Silber“ besitzen. Er ist – vereinfacht gesagt – für Semi-Profis reserviert. Mit voraussichtlich 17 Fahrzeugen ist diese Klasse die zweitstärkste im Teilnehmerfeld.

In der Pro-Am-Klasse gehen 14 Fahrzeuge an den Start. Neben Herberth Motorsport schickt ein weiterer Newcomer einen 911 GT3 R in den Langstreckenklassiker: EBM Giga Racing. Das Team gehört Will Bamber und seinem Bruder Earl, der als Werksfahrer von Porsche mit dem 919 Hybrid zweimal die Gesamtwertung in Le Mans gewonnen hat. In der Pro-Am-Kategorie müssen wenigstens zwei Fahrer „Bronze“-Status besitzen, sich das Steuer für mindestens acht Stunden teilen und pro Rennviertel mindestens 60 Minuten lang im Cockpit sitzen. 

Im Am-Cup, der reinen Privatfahrern vorbehalten ist, wird Porsche durch Huber Motorsport und Hägeli by T2 Racing vertreten. Auch in dieser Kategorie dürfen sich vier Akteure ein Auto teilen, von denen mindestens drei den „Bronze“-Status besitzen müssen und der vierte nicht besser als „Silber“ eingestuft sein darf.

Porsche steht seinen Kundenteams mit Ingenieuren und Beratern sowie sieben Werksfahrern zur Seite: Kévin Estre und Richard Lietz greifen für Rutronik ins Lenkrad, Matt Campbell (Australien) und Mathieu Jaminet (Frankreich) tragen die Farben von GPX Racing. Laurens Vanthoor ist für das Nummer-47-Auto von KCMG aktiv, während der Franzose Romain Dumas für Dinamic Motorsport und sein Landsmann Frédéric Makowiecki für Schnabl Engineering an den Start gehen. Hinzu kommt Porsche Testfahrer Lars Kern aus Deutschland, der das Team Allied Racing verstärkt.


Stimmen vor dem Rennen

Sebastian Golz (Projektleiter Porsche 911 GT3 R): „Nachdem wir 2019 und 2020 mit dem Porsche 911 GT3 R das 24-Stunden-Rennen in Spa gewinnen konnten, ist die Erwartungshaltung natürlich sehr groß. In den vergangenen Jahren lag der Schlüssel zum Erfolg in der Team-Arbeit. Genau dies wollen wir immer weiter optimieren. Unsere zehn Teams gehen mit insgesamt zwölf 911 GT3 R sowohl in der Pro- als auch in der Pro-Am-, Silver- und Am-Kategorie an den Start. Auf der traditionsreichen Strecke in Belgien ist alles möglich. Wie am Nürburgring kann das Wetter innerhalb kürzester Zeit vollständig umschlagen. Aus diesem Grund legen wir viel Wert darauf, unsere Kundenteams mit hilfreichen Informationen auf der Strecke zu unterstützen. Wir geben alles, um den Spa-Hattrick zu ermöglichen.“

Frédéric Makowiecki (Schnabl Engineering, Porsche 911 GT3 R #3): „Bereits im Vorfeld des Rennens in Spa ging es für uns etwas wie auf einer Achterbahn zu. Ich sollte für Frikadelli Racing fahren, das wurde im letzten Moment wegen der Hochwasserkatastrophe in der Eifel abgesagt – ganz generell eine schwierige Situation für die Menschen in Deutschland, die ihr Leben, Angehörige oder ihr Zuhause verloren haben. Michael Christensen, Dennis Olsen und ich bekommen jetzt mit Schnabl Engineering doch noch die Chance, an diesem 24-Stunden-Rennen teilzunehmen. Wir sind hochmotiviert und werden alles geben, das kann ich versprechen. Spa zählt zu den größten Events der gesamten GT3-Saison. Als Zweitplatzierter stand ich bei diesem Langstreckenklassiker zwar schon auf dem Podium, nur gewinnen konnte ihn bislang noch nicht…“

Kévin Estre (Rutronik Racing, Porsche 911 GT3 R #21): „Ich bin sehr froh, in dieser Saison wieder in Spa zu starten. Schon in den vergangenen drei Jahren bin ich dort zusammen mit Richard Lietz angetreten. Jetzt kommt Sven Müller hinzu, ebenfalls ein sehr schneller Mann mit viel Erfahrung. Das Team Rutronik ist neu in der Serie und bei Porsche, aber auch sie haben sehr routinierte Leute wie zum Beispiel den Sportlichen Leiter Manuel Reuter. Sie konnten schon beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring beweisen, wie konkurrenzfähig sie sind. Das Teilnehmerfeld umfasst wieder sehr viele siegfähige Autos, das wird bestimmt sehr cool. Spa ist für mich immer ein Highlight – in diesem Jahr auch wieder mit Zuschauern.“

Richard Lietz (Rutronik Racing, Porsche 911 GT3 R #21): „Die 24 Stunden von Spa-Francorchamps gehören zu den härtesten GT3-Rennen der Welt. Meine Mitfahrer Kévin Estre und Sven Müller kenne ich gut, nur das Team ist für mich neu. Aber wir haben Rutronik Racing bereits beim Vortest in Spa kennengelernt, das Auto sollte gut funktionieren. Ich bin für das Rennen positiv gestimmt. Es gehen extrem viele Fahrzeuge an den Start, die müssen die Distanz erst einmal überstehen. Und dann schauen wir mal, wo wir stehen…“

Matt Campbell (GPX Racing, Porsche 911 GT3 R #22): „Wir sind mit unserem Team GPX Racing ohne Zweifel sehr gut aufgestellt – das haben wir bei unserem bärenstarken Auftritt zuletzt beim Rennen der GT World Challenge Europe in Le Castellet eindrucksvoll bewiesen. Wir führen in der Meisterschaft und kommen nun mit großem Selbstvertrauen zum 24-Stunden-Rennen nach Spa. Das Team hat dort 2019 gewonnen – die wissen also, wie es geht. Es kann für uns in Belgien definitiv nur ein einziges Ziel geben: den Sieg!“

Mathieu Jaminet (GPX Racing, Porsche 911 GT3 R #22): „Die 24 Stunden von Spa sind mein persönliches Highlight im diesjährigen Rennkalender. Das Langstreckenrennen ist die größte GT3-Veranstaltung weltweit und zudem ein wichtiger Lauf zur GT World Challenge Europe. In dieser Meisterschaft stehen wir mit unserem Team GPX Racing aktuell an der Tabellenspitze. Ein gutes Resultat in Belgien ist enorm wichtig, um unsere Titelchancen weiter zu verbessern. Wir wollen in den ersten Stunden vorsichtig agieren und in den letzten vier oder fünf Stunden voll angreifen. Mal sehen, ob das funktionieren wird. In den vergangenen beiden Jahren hat jeweils ein Porsche 911 GT3 R in Spa gesiegt. Das sind gute Voraussetzungen für uns.“

Laurens Vanthoor (KCMG, Porsche 911 GT3 R #47): „Für mich ist das 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps ein Heimspiel. Allerdings freue ich mich nicht nur deswegen auf den Event. Es ist das größte GT3-Langstreckenrennen der Welt mit starken Herstellern, Teams und Fahrern. Der Wettbewerb ist jedes Jahr enorm spannend und intensiv. Im vergangenen Jahr durfte ich als Sieger jubeln. Das möchte ich sehr gern mit dem Team KCMG und meinen Fahrerkollegen Nick Tandy und Maxime Martin wiederholen. Maxime kommt wie ich aus Belgien – er aus Wallonien, ich aus Flandern. Wir waren bisher immer Gegner, nun treten wir gemeinsam an. Das wird ein großer Spaß.“

Romain Dumas (Dinamic Motorsport, Porsche 911 GT3 R #56): „Mit fast 60 GT3-Fahrzeugen auf der Strecke gehören die 24 Stunden von Spa-Francorchamps zu den härtesten Aufgaben des Jahres. Ich habe dieses Rennen bereits 2003 und 2010 gewonnen und genieße es immer, dort an den Start zu gehen. Aber du weißt nie, was dich in den Ardennen erwartet. Schlechtes Wetter könnte für uns ein Vorteil sein. Tatsächlich wäre ich sehr froh, wenn es regnen würde. Hoffentlich springt für uns ein gutes Ergebnis heraus.“
Anzeige