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GTC Race
09.11.2020

Drei Rennen, drei Siege für Steer-by-Wire-Technologieträger

Beim GTC Race Saisonfinale im Rahmen der DTM am Hockenheimring bei besten Herbstwetter aber kalten Temperaturen boten die vier Space Drive Technologieträger der Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co. KG, die ganz ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenkgetriebe auskommen, noch einmal ambitionierten Motorsport mit spektakulären Überholmanövern und einer einzigartigen Fahrerpaarung in der Geschichte des GTC Race.

An diesem Wochenende stieg erstmals Mr. Safety Car – Bernd Mayländer – mit Mr. DTM – Bernd Schneider – in das Cockpit des Mercedes-AMG GT3 #31. Die beiden Routiniers lieferten sich mit dem Audi R8 LMS GT3 #99 und Markus Winkelhock spannende Duelle. Ebenfalls am Start war der Porsche 911 GT3 R #117, pilotiert von Kim Berwanger, der an diesem Wochenende seinen ersten GT3 Einsatz hatte und Martin Ragginger sowie der Porsche Cayman 718 GT4, der bereits beim 24h NBR erfolgreich im Einsatz war, pilotiert von den 24h Piloten Nikas Steinhaus und Kai Riemer.

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Die Audi- und Mercedes-Piloten konnten letztendlich die Siege unter sich ausmachen. Markus Winkelhock setzte sich beim Goodyear60 durch, konnte jedoch Maximilian Götz, der in den zwei Rennen davor siegte den Gesamtsieg in der Kategorie PRO nicht mehr nehmen. Beim ersten GTC Race am Samstag konnte DTM Routinier Bernd Schneider den Sieg nach Hause fahren, beim zweiten Rennen holte sich Markus Winkelhock nach einer spektakulären Aufholjagd noch den Sieg und konnte sich somit auch den Gesamtsieg in der PRO-Wertung sichern.

„Wir haben es in einem schwierigen Jahr geschafft die Technologie unter den Extrembedingungen des Rennsports weiter zu perfektionieren“, sagt Roland Arnold CEO der Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co. KG und zugleich Geschäftsführer der PARAVAN GmbH, der die Space Drive Technik aus der Behindertenmobilität entwickelt hat. Die Ingenieure haben die Erkenntnisse aus dem Einsatz des Audi R8 LMS in der Saison 2019 genutzt, das System weiterentwickelt und mit der entsprechenden Messtechnik ausgerüstet. „Die gewonnenen Daten fließen Eins zu Eins in die weitere Optimierung von Space Drive, das in den kommenden zwei Jahren in die Serienreife überführt werden soll. Aktuell haben wir sechs verschiedene Testträger im Renneinsatz sowie drei Straßenfahrzeuge“, so Arnold.

Besonders im Fokus standen die Routiniers Bernd Mayländer und Bernd Schneider. Sie pilotierten das erste Mal gemeinsam den Mercedes-AMG GT3 #31 von Space Drive Racing, der Entwicklungsplattform von Schaeffler Paravan, der von HWA Engineering Speed betreut wird. „Um die Lenkung mache ich mir keine Sorgen“, sagt Bernd Mayländer vor dem Goodyear60 am Freitag, der sich nach 16 Jahren das erste Mal wieder in ein GT3 Auto setzt. „Aber ich muss mich noch etwas gewöhnen an den Abrieb, an die Reifen. Die Herausforderung habe ich gern angenommen.“ Bernd Schneider startete beim Goodyear60 und übergab dann an Bernd Mayländer. Der DTM Champion fuhr dann das Rennen 1 der GTC Race am Samstag. „So macht Motorsport Spaß. Das hat man auch an den Resultaten gesehen, zwei Mal Pole, zweiter im Goodyear und gewonnen im Sprint. Aber es war nicht einfach. Wir mussten beide richtig kämpfen“, resümiert Schneider. Am Sonntag stieg abermals Bernd Mayländer ins Cockpit. Beide haben die Herausforderung souverän gemeistert. „Ich habe riesig Spaß gehabt“, sagt Mayländer. „Bernd Schneider hat die Messlatte sehr hochgelegt.

Voller Erfolg für die Space Drive Technologieträger

Beim Goodyear60 am Freitag startete Bernd Schneider im Mercedes-AMG von Pol, musste die Führung gleich in der Nordkurve an Markus Winkelhock im Audi R8 LMS GT3 #99 - betreut von Phoenix Racing - abgeben. Der Routinier konnte sie sich aber zum Ende der zweiten Runde im Motodrom zurückholen und fuhr als Erstplatzierter zum Boxenstopp. Eine Safetycarphase kurz vor Öffnung des Boxenfensters brachte das Feld wieder zusammen und machte damit den Vorsprung für Bernd Mayländer zunichte, der nach dem Boxenstopp ins Cockpit der #31 stieg. Markus Winkelhock, der auch die schnellste Rennrunde fuhr, nutzte seine Chance und schnappte sich die Führungsposition, die er ins Ziel brachte. Pech hatte Martin Ragginger im Porsche 911 GT3 R, der das Auto von Kim Berwanger übernahm und in Runde 24 nach einem Rampler das Auto abstellen musste. Der Porsche Cayman 718 GT4, der wie der Porsche 911 von KÜS Team75 Motorsport betreut wurde, kam mit Niklas Steinhaus und Kai Riemer auf Platz zehn und wurden 2. in der GT4 Wertung.

Beim Samstagrennen gab es einen Start-Ziel-Sieg für Bernd Schneider im AMG, der sich ein spannendes Rennen mit Markus Winkelhock im Audi lieferte und auch die schnellste Runde fuhr. Kim Berwanger kam mit dem Porsche 911 GT3 R auf Platz 7, der Cayman mit der #4 und Niklas Steinhaus kam auf Gesamtplatz 13 und in der GT4-Klasse auf Platz 2, wie schon am Vortag hinter den BMW M4 von Julian Würtele und Kevin Rohrscheidt.

Bernd Mayländer ging am Sonntag von Position 3 ins Rennen. Eine furiose Aufholjagd lieferte Markus Winkelhock. Vom letzten Startplatz aus konnte er nach spektakulären Überholmanövern letztendlich in Runde 12 in der Sachskurve den bisher Führenden, Kenneth Heyer (Mercedes AMG GT3 #93), überholen und setzte sich an die Spitze. Damit konnte er sich die GTC Race Meisterschaft in der PRO-Wertung sichern. Bernd Mayländer kam mit seinem Mercedes AMG GT3 auf den undankbaren 4. Platz, der Porsche Cayman 718 #4 erreichte mit Kai Riemer Platz 11 und sicherte sich den Klassensieg in der GT4. „Es hat riesig Spaß gemacht durch das Feld zu pflügen“, sagt Markus Winkelhock nach dem Rennen. „Es war richtig gut, die Lenkung war mega, es hat alles gepasst.“

GTC Race Saison 2020 im Überblick

Ein Opening-Testtag, 9 Qualifying, 9 Rennen, 5 Steer-by-Wire Technologieträger und 7.939 zurückgelegte Space Drive Rennkilometer. Die Space Drive Technologieträger konnten insgesamt 17 Podiumsplätze in der Saison 2020 einfahren, davon 9 Siege in 9 Rennen. 5 ganz unterschiedliche Fahrzeuge waren im Einsatz:
 
  • Der Audi R8 LMS GT3 #99 aus dem Vorjahr, pilotiert von Markus Winkelhock und Carrie Schreiner.
  • Der Mercedes-AMG GT3 mit Maximilian Götz, Patrick Assenheimer und zum Finale mit dem prominenten Doppel Bernd Schneider und Bernd Mayländer
  • Der Porsche 911 GT3 R, pilotiert von Jannes Fittje und David Jahn und zuletzt von Kim Berwanger und Martin Ragginger.
  • Der McLaren 570S GT4 von Dörr Motosport der in den ersten zwei Rennen von Christer Jöns pilotiert wurde.
  • Sowie in den letzten zwei Rennen der Porsche Cayman 718 GT4 der auch im 24h NBR Renngeschichte geschrieben hat, mit den Piloten Tim Scheerbarth, Niklas Steinhaus und Kai Riemer, der beide Rennen fuhr.
     
Die Fahrer sehen mittlerweile durchgehend Vorteile und großes Potenzial: „Wenn ich nicht wüsste, dass das System im Fahrzeug verbaut ist, würde ich den Unterschied nicht spüren“, sagt Martin Ragginger, der den Porsche bereits beim ADAC GT Masters am Lausitzring gefahren hat. „Es macht Spaß Teil des Projektes zu sein und die Technologie mit weiter zu entwickeln“, sagt der dienstälteste Space Drive Fahrer Markus Winkelhock. „Du fährst extrem sauber, das schont die Reifen.“ Wen man irgendwann mal die Möglichkeit hat, die Lenkung direkt am Auto an die äußeren Bedingungen oder individuell an den Fahrer anzupassen, über einen Schalter zum Beispiel, dann hat das extreme Vorteile, darüber sind sich die Fahrer einig. „Es ist von großem Vorteil, dass man die Lenkung auf die Bedürfnisse des Fahrers und der Stecke abstimmen kann“, resümiert auch Kim Berwanger. „Wir haben viel erreicht in einer kurzen Zeit“, sagt Bernd Schneider, der im Frühjahr bereits mit dem AMG getestet hat. „Ich denke wir werden noch ein paar Kleinigkeiten ändern und dann werden wir besser sein als eine normale Lenkung. Wir sind ganz nah dran.“ Auch Kai Riemer und Niklaus Steinhaus sahen nach dem 24h NBR weitere Vorteile. „Schläge über die Curbs auf das Lenkrad gibt es nicht wirklich. Das Auto fährt man dadurch ruhiger. Man überfährt nicht so sehr. Man muss nicht so viel Kraft aufwenden und dadurch fährt man auch runder“, berichtet Bernd Mayländer.

„Wir haben sehr viel gelernt in dieser Saison und wir haben ein engagiertes Team mit vielen motivieren Fahrern. Das Interesse die Technologie im Rennsport einzusetzen ist groß. Wir sind gespannt auf das kommende Jahr“, sagt Axel Randolph, Leiter Rennsport der Schaeffler Paravan. „Die Zwangspause im Frühjahr haben wir optimal genutzt und viel Messtechnik verbaut. Anhand der Daten konnten wir das System über die Saison weiter optimieren und konnten wichtige Impulse für die weitere Entwicklung erhalten.“
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