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Rallycross
02.10.2017

Solberg liefert Hollywood-Story in Deutschland

Der verletzte Petter Solberg vom PSRX Volkswagen Team Schweden hat beim deutschen Lauf der Rallycross-Weltmeisterschaft eine hollywoodreife Story abgeliefert. Entgegen aller Prognosen startete der noch am vergangenen Montag an seinem gebrochenen Schlüsselbein operierte Norweger am Estering, schaffte es sensationell ins Finale und verteidigte als Vierter seine Silberposition in der Fahrer-Weltmeisterschaft.

Mit diesem Happyend hatte nach seinem schweren Crash beim vorhergegangen WM-Lauf in Lettland, bei dem sich Solberg zudem zwei Rippen gebrochen hatte, wirklich niemand gerechnet. In Riga hatte sich das PSRX Volkswagen Team Schweden vorzeitig den Team-Weltmeistertitel und Johann Kristoffersson (S) die Fahrer-Krone gesichert.
 
Doch beim deutschen WM-Lauf stand nur Teambesitzer Petter Solberg im Mittelpunkt. Normalerweise dauert die Heilung eines gebrochenen Schlüsselbeins zwischen sechs und 16 Wochen. Doch Petter Solberg biss die Zähne zusammen und saß fünf Tage nach seiner Operation schon wieder im Volkswagen Polo GTI Supercar. Der dreimalige Weltmeister verzichtete auf größere Auftritte im freien Training und konzentrierte sich ganz auf die zwei Qualifikationsläufe. Bei nassen und tückischen Bedingungen überraschte er alle als Dritter. Als am Sonntag die Sonne herauskam, setzte er seine unglaubliche Erfolgsstory mit zwei Bestzeiten in den folgenden Qualifyings und dem Sieg im Halbfinale fort. Im Finale verlor er den möglichen Sieg, als er an der ersten Kurve zu weit herausgetragen wurde. Doch auch sein vierter Platz war eines Superhelden würdig – und mehr als man selbst von absoluten Topstars der Motorsport-Szene erwarten kann.
 
„Es war meine Entscheidung zu fahren. Nach dem Crash in Riga war ich ziemlich am Boden und ich dachte, alles ist vorbei. Die Schmerzen waren wirklich schlimm. Aber nachdem ich mit den Ärzten und Operateuren gesprochen hatte, wusste ich, dass ich die Operation machen und dann über meinen Start im Rennen entscheiden kann. Meine Familie und das ganze Team haben eine Menge darüber nachgedacht, was zu tun ist. Und ich wollte unbedingt fahren“, erklärte der erschöpfte, aber überglückliche Solberg.
 
Der Teambesitzer trug eine spezielle Apparatur unter dem Rennoverall, um sein Schlüsselbein zu fixieren. „Trotzdem hatte ich ein bisschen Angst und habe auf den ‚Big Bang‘ gewartet, wenn jemand von hinten auf mein Auto fährt. Aber es gab nur ein paar kleinere Berührungen und nichts Schlimmeres.“ Natürlich hätte der 42-Jährige gern diese hollywoodreife Story mit einem Sieg gekrönt, doch auch so war er hochzufrieden: „Vom Krankenhaus auf die Rennstrecke zu kommen und dann ins Finale einzuziehen, fühlt sich wie ein großer Sieg für mich, meine Familie und das Team an. Nach Riga gab es Tränen. So zurückzukommen, ist unglaublich. Wenn man daraus einen Film machen würde, würden die die Leute die Story nicht glauben, wenn sie sie nicht selbst gesehen hätten.“
 
Der bereits feststehende Weltmeister Johan Kristoffersson schied dieses Mal nach soliden Vorstellungen in den Qualifying-Läufen bereits im Halbfinale aus. Nach seiner Rekord-Siegesserie von fünf Triumphen in Folge konnte er diesmal nicht zufrieden sein. „Das war nicht mein Wochenende, aber dieser unglaubliche Lauf musste halt mal zu Ende gehen. Aber ich bin immer noch superhappy mit dieser Saison und dieses Wochenende gehört Petter. Er ist ein echter Held!“
 
Der als Gast ins Team gekommene Volkswagen-Testfahrer Dieter Depping landete bei seinem Debüt in der Rallycross-WM auf Platz 16 im Qualifying und verpasste damit den Sprung ins Halbfinale. „Ich danke dem PSRX Volkswagen Team Schweden für all die Unterstützung, die sie mir gegeben haben. Das Team und das Polo GTI Supercar sind einfach brilliant. Ich habe das Wochenende genossen und habe jetzt noch mehr Respekt vor dem, was Petter und unser Weltmeister Johan leisten“, so Depping.
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