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03.03.2016

Ellen Lohr: „Das Podium muss unser Ziel sein“

Im Fahrerlager der FIA Truck-Racing-Europameisterschaft (FIA ETRC) ist sie bereits eine Legende. Seit ihrem Debüt im Jahr 1997 hat Ellen Lohr durch ihre entschlossene und beeindruckende Fahrweise in zahlreichen Rennen der ETRC die Herzen tausender Fans erobert. Durch ihre Erfolge auch in anderen Serien – unter anderem der Formel 3, der DTM und bei Marathon-Rallyes – gehört sie zu den besten weiblichen Piloten in der Geschichte des Motorsports.

ETRA bat Ellen Lohr zum Interview und sprach mit ihr unter anderem über die aktuelle Lage und die Zukunft der Truck-Racing-Europameisterschaft.

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Ellen, wie schätzt du die Zukunft des Truck-Rennsports ein?

„Nun, ich glaube, wir blicken in eine aufregende Zukunft. Es hat sich viel getan, seit ich meine ersten Truck-Rennen im Jahr 1997 bestritten habe. Damals waren mehr Werksteams am Start. Ich selbst saß in der Super-Race-Truck-Klasse für Mercedes-Benz hinter dem Steuer. Wie wir aber wissen, drehen sich Meisterschaften, die von Herstellern und Werksteams dominiert werden, meist im Kreis und sterben nach einer gewissen Zeit. Darum glaube ich, dass es nicht schlecht ist, wenn sich das Engagement von Herstellern in Grenzen hält – die Serie ist dann einfach krisenfester. Natürlich wird die Unterstützung der Werke gebraucht. Gerade im Bezug auf die Motoren ist sie wichtig. Es ist eine Frage der Balance. Ich denke, so wie es sich bei uns derzeit darstellt, ist es genau richtig. Die Zukunft mit unserem neuen Promoter, der ETRA Promotion GmbH, sieht wirklich gut aus und schon bald werden die ersten großen Fortschritte zu sehen sein. Dessen bin ich mir sicher.“

Erzähle uns etwas über deine Pläne für 2016.

„Das vergangene Jahr war meine erste komplette Saison in der FIA ETRC, nachdem ich für ein paar Jahre hauptsächlich im Rallye-Sport unterwegs war. Wenn ich auf 2015 zurückschaue, denke ich schon, dass meine Rückkehr ins Truck-Racing mit einem Top-Team durchaus erfolgreich war. Das Lutz Bernau-Team ist in der Meisterschaft eines der professionellsten und wir hatten ein paar gute Top-Fünf-Resultate. Seit 2012 fahre ich wieder im Truck und gehe jetzt in meine vierte Saison. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich in diesem Jahr einige gute Resultate erreichen werde. Die Pläne und Ziele für 2016 sind klar. Wir wollen möglichst oft aufs Podium fahren. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es eine gewisse Konstanz: Ich fahre wieder gemeinsam mit Lutz Bernau im MAN. Wir wollen es in dieser Saison besser machen. Dass wir nicht um den Titel mitfahren können, ist uns durchaus bewusst. Nichtsdestotrotz gibt es einige lohnenswerte Ziele zu erreichen.“

Haben sich die Anforderungen, der Wettbewerb im Verlauf deiner Karriere sehr verändert?

„Für mich persönlich fühlt es sich noch genauso an, wie in den späten 1990er-Jahren. Natürlich gibt es einige technische Unterschiede. Die Trucks haben jetzt mehr Leistung. Aber, als ich 2012 wieder in den Trucksport eingestiegen bin, hat es sich gut und bekannt angefühlt. Wenn ich mich dagegen an mein erstes Truck-Rennen im Jahr 1997 erinnere... Das war im Vergleich zur DTM ein Schock. Ich musste sehr viel dazulernen. Als ich nun wieder in den Trucksport zurückgekehrt bin, wusste ich, was mich erwartet. Natürlich ist die Fahrweise im Vergleich zu anderen Rennserien eine ganz andere. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum immer die gleichen vier oder fünf Piloten die Geschehnisse beherrschen. Dennoch haben junge Piloten auch im Truck-Rennsport immer eine Chance, ihr Talent zu beweisen und sich einen guten Namen zu machen.“

Gefällt dir der Rennkalender für 2016?

„Beständigkeit ist immer wichtig, um Rennen zu einem echten Event heranwachsen zu lassen. Das Wochenende am Nürburgring ist dafür ein gutes Beispiel. Ebenso das in Spielberg. Dort wird großartige Arbeit geleistet und sich richtig viel Mühe bei der Ausrichtung des Events gegeben. Le Mans wird von Jahr zu Jahr auch immer größer. Als Fahrer liebe ich es, auf diesen Strecken zu fahren. Der diesjährige Rennkalender bietet einen guten Mix. Ich finde ihn gut.“

Wie verhält es sich mit den Fans? Ist das Interesse bei Truck-Rennen groß?

„Ich habe keinen Zweifel daran, dass Truck-Rennen eine der spektakulärsten Disziplinen im Motorsport ist. Es ist nicht nur interessant für die Fans an den Rennstrecken. Auch am Fernsehen oder über die neuen Medien hat dieser Sport eine faszinierende Wirkung. Ich war sehr erfreut darüber, das ETRA nun mit der _wige MEDIA AG, die sehr erfolgreich und bekannt im TV-Sektor ist, zusammenarbeitet. _wige wird mit seiner Arbeit ganz automatisch dafür sorgen, dass die Serie bestens vermarktet wird. Ich glaube, so können wir frohen Mutes in die Zukunft sehen, und sicherlich mehr Fans in der Welt des Truck-Rennsports begrüßen können.“
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