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Kartsport Allgemein
17.04.2016

Die Schweizer Kart-Szene lebt

Kart-Sport – das ist die Formel 1 für Normalverbraucher: Die Kosten für die Teilnehmer sind überschaubar, dafür der Fahrspass für die Fahrer und das Spektakel für die Zuschauer umso grenzenloser. Der Startschuss zur offiziellen Schweizer Kart-Meisterschaft erfolgt am 23./24. April in Pavia südlich von Mailand. Zwei der insgesamt sechs Meisterschaftrennen finden in der Schweiz statt.

Zu Unrecht fristet die Schweizer Kart-Meisterschaft in der nationalen Medienlandschaft ein Mauerblümchendasein. Denn in keiner anderen Motorsportserie auf vier Rädern kann der Rennsport so hautnah miterlebt werden. Am Rennsonntag finden jeweils fünfzehn Rennläufe – je drei pro Kategorie – statt. Für Spektakel ist in allen fünf Rennklassen gesorgt, in einem einzigen Rennen gibt es so viele Überholmanöver wie in der Formel 1 während einer ganzen Saison. Und dank einem strengen Reglement sind die Chancengleichheit garantiert und die Kosten für alle Beteiligen überschaubar.

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Saisonstart mit Gaststarter Fabio Leimer

Die Schweizer Kart-Meisterschaft startet am Wochenende des 23./24. April in die Saison 2016. Gefahren wird auf der international renommierten Strecke Sete Laghi bei Pavia, nur eine Autostunde von der Schweizer Grenze bei Chiasso entfernt. Für Zuschauer ist der Eintritt gratis, Rennbetrieb herrscht am Samstag (Training) und Sonntag (Rennen) von 8 Uhr morgens bis nachmittags um 17 Uhr.

Rund 100 Fahrer und Fahrerinnen werden in den fünf Klassen um die ersten Meisterschaftspunkte kämpfen. Als Gaststar(ter) wird sich einer der bekanntesten Schweizer Autorennfahrer, Fabio Leimer, in der neuen Kategorie OK Senior der nationalen Elite stellen. Der 26-jährige Leimer gewann 2013 im Rahmen der Formel 1-WM die GP2-Klasse 2013, ist in der Langstrecken-WM und in der Formel 1 als Testpilot aktiv. Leimer begann seine erfolgreiche Automobil-Rennkarriere im Kartsport (2000 bis 2006).

Bezahlbare Technik

Die meisten erfolgreichen Autorennfahrer der Welt, ob Louis Hamilton, Michael Schumacher, Fernando Alonso oder Ayrton Senna, haben ihre Karrieren im Kart-Sport begonnen. Denn mit geringem Aufwand kann echter, faszinierender Motorsport betrieben werden.

Das gilt auch für die nationale Schweizer Kart Meisterschaft. Für ein konkurrenzfähiges Fahrzeug reichen zehntausend Franken, für den Einstieg gibt es gebrauchte Karts für weniger als die Hälfte dieses Betrags. Die strengen Reglemente – nur ein Reifensatz am Renntag erlaubt, starke Einschränkungen bei der Motorenbearbeitung, Minimalgewichte – tragen weiter zur Kosteneindämmung bei. Für den Transport des Karts an die Rennstrecken reicht ein Kleinbus oder ein Anhänger aus, und die Einschreibung für ein Rennen wurde für 2016 vom Organisator (Auto Sport Schweiz ASS) auf nur 250 Franken reduziert.

2x Schweiz, 1x Italien, 3x Frankreich

Im Unterschied zum Auto- und Motorradbereich sind Kartrennen auf abgeschlossen Rennstrecken in der Schweiz ausdrücklich erlaubt. Die beiden einzigen permanenten Schweizer Kart-Strecken in Lyss/BE und Wohlen/AG verfügen leider aktuell nicht über die nötige Infrastruktur, um die Durchführung und Sicherheit der Fahrer bei offiziellen Meisterschaftsläufen zu garantieren.

Dennoch können zwei der sechs Meisterschaftsläufe auf helvetischen Boden bestritten werden. Das für Kart-Rennen hervorragend geeignete, viel Sicherheit bietende TCS-Trainingsgelände in Lignières (auf dem Plateau de Diesse oberhalb von Neuchâtel) wird die Kart-SM gleich zwei Mal beherbergen. Dennoch werden es zwei komplett verschiedene Rennen sein, denn am 21./22. Mai wird die schnelle Piste im Gegenuhrzeigersinn befahren, am zweiten Meeting vom 17./18. September hingegen im Uhrzeigersinn.

Der Saisonstart findet wie oben erwähnt in Pavia/ITA statt, die restlichen drei Rennen in Frankreich. Während Mirécourt und Vesoul längere Anreisewege benötigen, befindet sich Lévier nur 30 Autominuten von der Schweizer Grenze bei Pontarlier entfernt.

Die 5 Kategorien der Schweizer Kart Meisterschaft 2016:
  • KZ2 125 ccm, 6-Gangschaltung)
  • Iame X30 Challenge (125 ccm, Fliehkraftkupplung)
  • Iame X30 Junior (neu, 125 ccm, Fliehkraftkupplung)
  • OK Senior (neu, 125 ccm, Direktantrieb)
  • Super Mini (60 ccm, Fliehkraftkupplung, Jugend)

KZ2: Die Königsklasse

125 ccm, 6 Gänge, bis zu 48 PS bei mind. 175 kg: Die mit Gangschaltung ausgerüsteten KZ2-Karts gelten als die Königsklasse im Kart-Sport. Die je nach Strecke über 160 km/h schnellen, äusserst aggressiven Flitzer, stellen nicht nur an das Fahrkönnen, sondern auch konditionell und technisch hohe Ansprüche an Fahrer und Techniker. Als einzige Kart-Klasse wird in der KZ2-Klasse der Start mit stehenden Fahrzeugen durchgeführt. Den Schweizer Meister-Titel 2015 holte sich Shaun Vogel (CRG-Maxter).

Iame X30 Challenge: Hohe Leistungsdichte

In keiner anderen Meisterschafts-Kategorie ist die Leistungsdichte so hoch. Alle Fahrer sind mit identischen, knapp 30 PS starken Motoren ausgestattet (Iame X30). Das Chassis kann frei gewählt werden. Das Minimalgewicht von Fahrzeug inklusive Fahrer und Ausrüstung muss wegen der Chancengleichheit 162 kg betragen. Die Rennen der X30 Challenge zählen wegen der technischen Ausgeglichenheit zu den spannendsten der SM-Serie. Den Schweizer Meister-Titel 2015 holte sich Fabio Scherer (Top-Kart). Iame

X30 Junior: Vorstufe für die X30 Challenge

Die X30-Junioren sind in dieser Saison erstmals in die offizielle Kart-Meisterschaft integriert. Das Material und das Reglement sind grundsätzlich identisch wie dasjenige in der X30 Challenge, die Fahrer sind jedoch maximal 15 Jahre alt, und die Motorleistung wurde mit Restriktoren abgesenkt. Das Minimalgewicht liegt dafür mit 145 kg deutlich tiefer.

OK-Serie: Das Sprungbrett zur internationalen Karriere?

Die 2016 neu lancierte Serie mit streng limitierten Motoren soll mittelfristig als Sprungbrett für Fahrer dienen, die eine internationale Karriere anstreben. Im Unterschied zur gestrichenen KF3-Klasse sollen, dank den wesentlich geringeren Tuningmöglichkeiten die Kosten gesenkt werden. Diese Karts verfügen weder über eine Freilaufkupplung noch einen Elektrostarter, sie müssen also wie in früheren Kart-Epochen von Hand angeschoben werden. Den letzten Schweizer Meister-Titel in der gestrichenen, finanziell aufwendigeren KF3-Kategorie 2015 holte sich Ricardo Feller (Exprit).

Super Mini: Eltern und Kinder

Hier rasen die Hoffnungen der Zukunft (ab 8 Jahren)! Mit den rund 12 bis 15 PS starken 60ccm-Motörchen erzielen die Nachwuchspiloten erstaunliche Rundenzeiten. Für emotionale Hochspannung sorgen nicht zuletzt auch die Väter (und Mütter), die am Pistenrand mit ihren Sprösslingen mitfiebern. Den Schweizer Meister-Titel 2015 holte sich Mike Müller (Swiss Hutless-TM). Müller wird 2016 in der Kategorie Iame X30 Junior antreten.
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