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24h Nürburgring
11.05.2016

Kommentar zum Rückzug von Frikadelli Racing

Seit es die Balance of Performance (BoP) gibt, gibt es auch Streit um die Einstufung. Mal fühlt sich Audi benachteiligt, dann Mercedes und jetzt Porsche. In schöner Regelmäßigkeit schimpfen Hersteller oder Teams, weil man ja so stark benachteiligt würde. Keine Frage, wenn man aufgrund einer ungünstigen Einstufung tatsächlich keine Chance hat, macht ein Start bei einem Rennen nur wenig Sinn. Und wie auch Nikolas Raeder von Manthey Racing bestätigte, ist die aktuelle BoP für den Porsche eher von Nachteil. Doch ist das wirklich der einzige Grund für den sofortigen Rückzug des Frikadelli-Porsche aus VLN und 24h?

Allein schon der Blick auf den Terminkalender wirft die Frage auf, wie viele 24h-Teilnehmer beim 3. VLN-Lauf am Wochenende wirklich antreten, denn nicht mal zwei Wochen vor dem großen Highlight ein 4-Stunden-Rennen auf der Nordschleife zu bestreiten, birgt Risiken. Was ist, wenn das Auto bei einem Unfall schwer beschädigt wird? Eine Woche Zeit zur Reparatur ist extrem wenig. Nutzt also Klaus Abbelen hier die Gunst der Stunde, um politischen Druck auszuüben, indem er der VLN fernbleibt, auf die BoP zeigt und hofft eine Änderung zu erreichen?

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Zudem gibt es unterschiedliche Quellen, die davon sprechen, dass es aktuell bei Frikadelli Racing personelle Verschiebungen im Team geben soll. Manch einer soll sogar das Handtuch geworfen haben. Wenn an entscheidenden Positionen die richtigen Leute fehlen, ist der Einsatz auch nicht möglich und gutes Personal für ein GT3-Team findet man nicht über Nacht. Auch wenn es hier ausdrücklich um Gerüchte geht, steht die Frage im Raum: Ist eventuell der Einsatz des 991 GT3 R aufgrund des fehlenden Personals einfach nicht möglich und Abbelen lenkt mit seinem Rückzug vom eigentlichen Thema ab?

Oder sind die Hüter der BoP diesmal wirklich über das Ziel hinausgeschossen und benachteiligen den Porsche? Wie immer wieder betont wird, ist die Einstufung nicht in Stein gemeißelt und bis kurz vor dem 24h-Rennen kann sich noch einiges verschieben. Genau wie die Teams wenig Zeit zum Testen hatten, konnte auch die BoP wegen der schlechten Witterungsbedingungen und entsprechend wenigen Testfahrten nicht in dem Tempo voran gebracht werden, wie dem Thema angemessen gewesen wäre.

Warum Frikadelli Racing letztlich nicht dabei ist, wird nur der Teamchef selbst wissen. Ob die BoP geändert wird, bleibt abzuwarten, aber auf einzelne Rückzüge wird sicherlich nicht reagiert. Einen Flächenbrand löst Abbelen erst einmal mit seiner Entscheidung nicht aus. Eine Änderung der BoP kommt nur, wenn sich herausstellt, dass der Porsche wirklich unterlegen ist. Bleibt es bei der aktuellen Einstufung und Abbelen lässt seinen Porsche stehen, gebührt ihm aber auch Respekt für die Entscheidung.

Ein Kommentar von Martin Brock-Konzen
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