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VLN
27.12.2015

Höhen und Tiefen für Nils Jung und Florian Wolf

Nicht nur landschaftlich hat die 20, 832 Kilometer lange Nordschleife des Nürburgrings, auch gerne als „grüne Hölle“ bezeichnet, ihre Höhen und Tiefen, auch die Teilnehmer erleben nicht selten Achterbahngefühle. An Langeweile mangelt es den jeweils mehr als 100 Startern pro Lauf der Rundstrecken Challenge (RCN) und der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) wahrlich nicht. Während sich die RCN mit teils vorgegebenen Rundenzeiten nur auf der Nordschleife abspielt, gilt bei der VLN Vollgas über die volle Distanz von 24, 358 Kilometer lange Kombination aus GP- Sprintstrecke und Nordschleife.

Das erfuhren dieses Jahr sprichwörtlich auch Nils Jung aus Pohlheim und Florian Wolf aus Linden. Beide kommen wie viele andere Rund- und Langstreckenfahrer aus dem Kartsport. Der heute 25- Jährige Jung begann 2002 und wurde unter anderem 2010 Cupmeister auf einem Rotax Max DD2-Kart. Zu Beginn dieses Jahres erfolgte der Umstieg in den Automobilrennsport im Team von Dörr Motorsport aus Frankfurt. Das Einsatzfahrzeug war ein Toyota GT 86 mit einem 200 PS starken Boxermotor und zwei Liter Hubraum. Um in der anvisierten VLN innerhalb des TMG (Toyota Motorsport GMBH) GT 86 Cup starten zu dürfen, musste der Student der Technischen Hochschule Mittelhessen zunächst in der tiefer angesiedelten RCN starten. Der Deutsche Motorsportbund (DMSB) fordert drei Rennen in der RCN unter den ersten 50 Prozent der jeweiligen Klasse als Nordschleifenlizenz. Mit seinem damaligen Teamkollegen Arne Hoffmeister wurde Jung beim Debüt auf den dritten Platz unter 13 Startern in der Klasse V3. Beim zweiten Lauf schaffte das Toyota- Duo einen Klassensieg. „Das war für mich der erste Höhepunkt des Jahres“, bekennt Jung im Gespräch mit dem Anzeiger. Mit dem Ausfall im dritten Lauf musste der gebürtige Gießener einen Rückschlag hinnehmen. Als Solostarter beendete er den vierten RCN- Lauf als Klassenzweiter, die Qualifikation zur VLN war erfüllt.

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Eine Woche später dann zusammen mit Florian Wolf die Premiere im Toyota GT 86 beim dritten von zehn VLN- Läufen. Wolf begann 2002 im Kart, stieg 2009 in den Tourenwagen um und 2011 in die VLN ein. „Wir drei Fahrer mussten uns erst aufeinander einstellen“, erinnert sich der 28- Jährige Wolf. Bei Jung war die Vorfreude groß. „Zuhause fuhr ich etwa 100 Runden Nordschleife im kleinen Simulator, um die Eindrücke zu festigen“, schmunzelt der Pohlheimer rückblickend. Unter acht Autos in der Cup- Klasse 4 reichte es mit dem dritten Platz auf das Siegerpodest. „Das war mein zweites Highlight in dieser Saison“, so Jung.
Beim vierten Lauf wurde das Duo von Thomas Bolz, Wolf´s letztjährigem Teamkollegen, verstärkt. „Die Fahrerwechsel waren Anfangs zwar etwas holprig, aber die Zusammenarbeit klappte dann immer besser. Auch die neue Fahrwerkseinstellung machte sich mit Platz vier in der Klasse bemerkbar“, resümiert Wolf.

Nach Rang drei beim folgenden Lauf mussten die Mittelhessen zwei Ausfälle hinnehmen. „Mal war es ein Unfall mit einem Mitstreiter aus dem Toyota- Cup und dann eine defekte Antriebswelle“, berichtet Jung. Beim vorletzten Einsatz griff Bolz wieder mit ins Lenkrad. Mehr als ein fünfter Platz war jedoch auch wegen eines Radlagerschadens nicht drin. „Für die Top 3 muss man mit zwei Fahrern starten, sonst verliert man beim Fahrerwechsel zu viel Zeit“, erklärt Jung, der dennoch sein drittes Highlight hatte. Der Pohlheimer, dessen Vorbild Stefan Bellof ist, knackte mit 9:56,735 Minuten erstmals die 10- Minutenmarke.

Das Finale stand mit Feuchtigkeit und Nebel unter typisch herbstlichen Eifelbedingungen, den das Trio auf dem dritten Rang beendete. In der Gesamtwertung belegten Jung/Wolf den fünften Platz. „Ohne die Ausfälle hätten wir um den zweiten Platz mitkämpfen können“, lautet das Fazit der beiden. Das ist durchaus als Kampfansage an die Mitstreiter für 2016 zu sehen. Insofern erübrigt sich insgeheim die Frage nach dem Ziel für die nächste Saison. Ein Podestplatz soll her. Deren Förderer Theo Weimer, dessen Sohn Dennis ebenfalls früher VLN fuhr, sieht in seinen beiden Schützlingen ebenfalls Potenzial. „Florian und Nils lernen schnell und das lässt für nächstes Jahr hoffen“, ist der Staufenberger zuversichtlich. Der Gesamtsieg im TMG GT 86 Cup blieb mit Arne Hoffmeister und Fabian Wrabetz „in der Familie“ von Dörr Motorsport.

Nils Jung und Florian Wolf werden auch nächstes Jahr Toyota treu bleiben. Ob beim Team Dörr oder anderswo. Die 33 Links- und 40 Rechtskurven der Nordschleife bleiben auch weiterhin Mythos und Herausforderung zugleich. Der VLN- Saisonstart ist am 2. April auf dem Nürburgring.
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