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GTC
14.09.2015

18. Bavarian 24h mit Wahnsinnsrennen

Was für ein Rennen. Das 18. Bavarian 24h in Wackersdorf war das Ereignis der Langstreckenszene schlecht hin. Niemals zuvor in der Geschichte des Klassikers waren so viele Mannschaften am Start. Was die 50 gestarteten Teams erleben mussten, ging an die Grenze der Belastung. Gefühlte fünf Grad Celsius in der Nacht und das bei Dauerregen. Insgesamt 204 Runden hinter dem Saftey-Car, das waren weit mehr als drei Stunden. Dazu passte, dass die Zeitnahmeschleife bei einsetzendem Regen ihren Dienst quittierte.

Schwerstarbeit auch für die Organisatoren. Das bei solchen Bedingungen die Dramen auf der Strecke und in der Boxengasse um ein Vielfaches den „Normalzustand“ überschritten ist nicht weiter verwunderlich.

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Als kleines Beispiel dafür war die unglaubliche Fahrt von „Die90“ aus Rödermark. Bereits in der zweiten Rennstunde legten die Jungs mit ihrem WildKart einen Blitzsauberen Überschlag hin und rissen dabei zwei weitere Mannschaften mit ins Verderben. Zeitstrafe, Blitzreparatur und weiter ging es. Ergebnis: Platz elf im Gesamtklassement und Klassensieg im BEBA-Cup. Unglaublich – zumal das Feld so eng zusammen lag wie noch nie. 47 der 50 Teams lagen mit ihrer schnellsten Rennrunde in einer Sekunde! Im Verlauf der 24 Stunden durften sich gleich zehn Teams über die Gesamtführung freuen und diese wechselte gigantische 66 Mal. Sieganwärter gab es also genug, darunter auch die beiden Prominenten Mannschaften von den Bentley Boys und Audi Racer.

Diese, von der Schnitzelalm betreuten Mannschaften, waren besetzt mit äußerst schnelle ADAC GT-Master, Formel 3 und Formel 4-Piloten. Die im Vorfeld befürchtete harte Fahrweise der „Promis“ erwies sich als unbegründet, im Gegenteil, sie lieferten einen Super-Job ab. In der Nacht bei schlechter Sicht und Dauerregen gewannen die Bentley Boys sogar die 6h-Wertung und nahmen dem gesamten Feld eine Runde ab. Zeitstrafen wegen Untergewicht, „Ampel-Vergehen“ an der Waage sowie Missachtung von Haltelinien warfen die GTC-Unerfahrenen zwar zurück aber den Spaß hat die Truppe nie verloren. Platz 17 im Gesamtklassement und Platz vier im BEBA-Cup war der verdiente Lohn.

Die Schlacht um den Gesamtsieg war dramatisch. Nach und nach verabschiedete sich ein Sieganwärter nach dem anderen durch Ausrutscher und technische Probleme. Zur Halbzeit durften sich dennoch elf Teams Hoffnung auf den prestigeträchtigen Sieg machen. Auf Position elf lag man gerade vier Minuten hinter der Spitze zurück. Die Top-Runner von ATW Racing, MSC Oberflockenbach, BPR Racing und auch die Cool Runnings hatten da schon mehr Abstand nach vorn. Doch die Nacht war noch längst nicht zu Ende. Honda Spirit führte Rundengleich vor den Zehn Geboten (das ging schon 3h so), Nur eine Runde zurück lagen die Braunschweiger von PixelX. Shark Endurance und H&R Pergande folgten mit drei Runden Rückstand. Die Schnitzelalm II, HTP Kart Team, MSC O Junioren, Schnitzelalm I, Messebau Racing und die Motorsportanlage folgten alle mit einer weiteren Runde Rückstand!

Alles offen also. Als der Morgen graute kam die Sonne durch. Die ersten setzten wieder auf Slicks. Auf dem Monitoren Stand der Rückstand von acht Sekunden zwischen Platz zwei und eins. Diesen hielten gerade Die Zehn Gebote vor Honda Spirit. Die weiteren Verfolger mussten also Federn lassen, während die Top-Zwei weiter ohne Probleme um den Sieg fighteten. Messebau Racing hatte sich auf Platz drei geschoben vor der Schnitzelalm II, MSC O Junior Team und dem Schnitzelalm Team I. Dahinter, alles offen bis Position zehn. Diesen hielt nun wieder ATW Racing, knapp hinter dem HTP-Kart Team. Noch sieben Stunden zu fahren.

Während es in den letzten Stunden von Platz drei bis Platz 19 drunter und drüber ging – hier war alles möglich – war die Spitze Konstant. Keine Fehler, keine Probleme. Honda Spirit und die Zehn Gebote zeigten ein Wahnsinns Rennen ohne jegliche technische Gebrechen oder taktischen Fehlern. Die letzten 15 Stunden lagen die beiden dicht zusammen und sorgten für etliche Führungswechsel. Die letzte Stunde brach an und damit die letzten Boxenstopps, Fahrerwechsel und Tankstopps. Und erst jetzt deuteten sich Probleme an der Spitze an. Honda Spirit Schlussfahrer Fabian Buss, kämpfte mit einer „waidwunden“ Kupplung und damit mit stumpfen Waffen. Daniel Haas im Kart der Zehn Gebote holte pro Runde 0,3-0,5 Sekunden auf. Schnell war die acht Sekunden Lücke zugefahren und das Desaster nahm seinen Lauf. „Fabi“ erlag wohl dem naiven Glauben, die nun wesentlich schnelleren Zehn Gebote die letzten 30 Minuten blocken zu können. Und Daniel im Kart der Zehn Gebote? Der hätte in aller Ruhe abwarten können, 30 Runden lang auf seine Chance warten die er fraglos schon in den nächsten zwei bis fünf Runden bekommen hätte. Aber, er lässt sich dummerweise zu einem, sagen wir Mal vorsichtig ausgedrückt, fragwürdigem Überholmanöver mit Kontakt zum Gegner hinreißen. Es kam wie es kommen musste. Die Nerven lagen blank. Zeitstrafe, Protest, Einspruch und Riesen Kuddel-Muddel. Unwürdig für die zwei erfahrensten Teams aus der GTC.

Auf der Strecke kreuzten die Zehn Gebote die Ziellinie als Erste, neun Sekunden vor Honda Spirit. Freuen kann sich keiner. Der Ausgang ist weiterhin offen bis das Schiedsgericht tagt. So etwas gab es in den letzten 18 Jahren und von „Jeli“ organisierten 142 Langstreckenrennen noch nie. Und so etwas, versprach uns Frank Jelinski, wird es unter seiner Leitung auch nie wieder geben.

Platz drei in diesem denkwürdigen Rennen, ging ohne Wenn und Aber an den Titelverteidiger. Das MSC O Junior Team aus Oberflockenbach kämpfte, rackerte, fror und feierte einen großartigen dritten Platz. Knapp dahinter der dreimalige Bavarian 24h Sieger von ATW Racing. Ja, ATW Racing, die lagen bei Halbzeit eigentlich schon abgeschlagen auf Platz zwölf. Starke Leistung der Reichartshausener. Zwei Runden dahinter folgt mit PixelX Racing der Sieger aus der Trophy Klasse vor H&R Pergande Racing. Weiter ging es mit beiden Schnitzelalm Teams die im Parallelflug auf den großartigen Gesamträngen sieben und acht folgten. Die Top-Ten beschließen dann das HTP Kart Team und der MSC Oberflockenbach. Nicht nur die Top-Ten-Teams werden dieses Rennen jemals vergessen. Es war im Guten wie im Schlechten das Jahrhundert Rennen der GTC.
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