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VLN
07.07.2014

VLN: Vom Umgang mit Kunden und Gelbflaggen

Das Privat-Team Car Collection Motorsport trat vergangenen Samstag beim 5. Lauf der VLN Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring in kleiner Besetzung mit seinen zwei Cup-Porsche an. „Höllenfüchschen“, der Mercedes SLS AMG GT3, der beim 24-Stunden-Rennen vor zwei Wochen beschädigt worden war, war noch nicht wieder einsatzbereit.

Der Porsche mit der Startnummer 99 wurde von dem Schweizer Stammfahrer-Duo Marcel Blumer und Dieter Lehner sowie von Teamchef Peter Schmidt (Eltville) gesteuert. Johannes Siegler (Lohr am Main), „Don Stephano“ (Mayen) und Michael Heimrich (Oberursel) gingen mit dem zweiten eingesetzten 997-Modell in das auf vier Stunden angesetzte Rennen.

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Unangenehme Überraschung nach dem Qualifying

Das trotz trüben Wetters noch im Trockenen absolvierte Qualifying bescherte Car Collection einen guten 23. Startplatz für die Startnummer 99 – die werksunterstützten GT3-Teams glänzten an diesem Tag durch Abwesenheit, weshalb die Veranstaltung für die kleineren Teams gute Positionen erhoffen ließ. Groß war das Erstaunen, als die Startaufstellung nicht pünktlich um 11:20 Uhr vorgenommen wurde, dafür auf dem Monitor der offiziellen Zeitnahme die Meldung erschien, dass der Startnummer 99 sämtliche Trainingszeiten aberkannt wurden. Das Vergehen: zu schnell bei doppelt-gelb geschwenkter Flagge, die Tempo 60 für die Fahrer bedeutet.

Sieben weitere Teams waren an diesem Tag von dieser harten Strafe betroffen, 50 weitere Teilnehmer bekamen ihre schnellste Trainingsrunde aberkannt. Auch noch beim dritten Besuch bei der Rennleitung wurde Car Collection Motorsport nicht mitgeteilt, an welchem Streckenabschnitt und um wie viele Stundenkilometer das Fahrzeug zu schnell gewesen sein soll. So nahm Dieter Lehner das Rennen als Letzter in der ersten der drei Startgruppen auf, das Schwesterfahrzeug mit Startfahrer Siegler erbte die 23. Startposition.

Reifenpoker bei verkürzter Renndistanz

Das durch die langwierige Auswertung sämtlicher Gelbflaggen-Verstöße auf 2 Stunden und 45 Minuten gekürzte Rennen war von typischem Eifelwetter – Sonnenschein und Regen in kurzer Folge aufeinander – gekennzeichnet. Bei rund 24 Kilometern Rennstrecke ist der Asphalt bei solchen Wetterverhältnissen stellenweise trocken, stellenweise nass, was für die Teams Reifenpoker spielen bedeutet. Letztendlich entscheiden die Fahrer, ob sie Slicks oder Regenreifen wählen.

Schon eine Fehlentscheidung kann die Teilnehmer weit zurückwerfen, wie es im Falle des zweiten Porsche passierte: Der Wagen von Siegler, „Don Stephano“ und Heimrich passierte deshalb bei weitaus höherem Potenzial nur als 46. von 130 gestarteten Fahrzeugen die Ziellinie. Die Fahrer der Startnummer 99 rollten derweil das Feld von hinten auf, erlaubten sich keinen Fehler und retteten den vierten Platz in der Klasse SP7 sowie die 14. Gesamtposition nach Hause. Unnötig zu spekulieren, welche Platzierung ohne die Bestrafung möglich gewesen wäre …

Kommentare zum Geschehen

„Don Stephano“, jenseits der Rennstrecke als Stephan Rössel, Geschäftsführer des Car Collection unterstützenden Porsche Zentrum Aschaffenburg bekannt, nahm das unstete Wetter sportlich: „Mein Stint war wunderbar! Doch der Karneval am Nürburgring mit der VLN ist unprofessionell. Heute wurde sich im Breitensport ausgetobt und nicht bei den Werken, bei denen es angebracht wäre. Mit diesem harten Durchgreifen sind heute die falschen Leute bestraft worden. Die VLN sollte sich als Dienstleister verstehen: Wir sind Kunden und so geht man mit Kunden nicht um!“

Auch Teamchef Schmidt findet deutliche Worte: „Die Entwicklung in der VLN ist eine Katastrophe. Die Leute zwei Stunden warten zu lassen, um Gelbverstöße auszuwerten, finde ich unmöglich! Und das Werkzeug Code-60 wird von den Streckenposten völlig falsch eingesetzt. Die Differenz dieser Geschwindigkeit zu der des Rennbetriebs ist viel zu hoch. Sinn von Code-60 ist, die Marshalls zu schützen, die bei der Bergung eines verunfallten Fahrzeugs auf die Strecke müssen und nicht, bei jedem am Rand stehenden Fahrzeug oder jedem kleineren Vorfall eine für von hinten im Renntempo ankommende Teilnehmer lebensgefährliche Blockade zu errichten.“
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