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Rallye WM
10.02.2014

Volkswagen Doppelsieg in Schweden

Volkswagen hat beim zweiten Lauf der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) den zweiten Saisonsieg gefeiert. Jari-Matti Latvala / Miikka Anttila (FIN / FIN) und Andreas Mikkelsen / Mikko Markkula (N / FIN) sorgten dabei nicht nur für einen frenetisch gefeierten Doppelsieg, sondern auch für ein äußerst packendes Duell.

Bei schwierigen Bedingungen – Tauwetter, Schnee und Regen bildeten einen schwierigen Mix – erwies sich bei der Rallye Schweden zum zweiten Mal in Folge der Polo R WRC als schnellstes Auto. 43 von 69 möglichen Top-3-Zeiten, davon 18 Prüfungsbestzeiten sowie die zeitweilige Dreifachführung – Schweden war auch 2014 Wohlfühl-Terrain für Volkswagen.

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Ganz besonders die nordischen Fahrer des Teams, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen duellierten sich über weite Teile der Distanz um Sekundenbruchteile. Beide waren am Ende echte Sieger: Latvala feierte seinen neunten Rallye-WM-Sieg, den dritten bei der Rallye Schweden sowie den zweiten in Volkswagen Diensten – und übernahm die Führung in der Fahrer-Weltmeisterschaft. Mikkelsen stand erstmals in der Königsklasse des Rallye-Sports auf dem Podium. Die Weltmeister Sébastien Ogier / Julien Ingrassia (F / F) beendeten die Rallye Schweden nach einer starken Aufholjagd auf Rang sechs, nachdem sie ein Fahrfehler auf die 20. Position zurückgeworfen hatte.

„Wir freuen uns, dass sich die gute Performance von Jari-Matti Latvala an diesem Wochenende ausgezahlt hat“, so Dr. Heinz-Jakob Neußer, Volkswagen Vorstand für technische Entwicklung. „Dieser Sieg war verdient und clever herausgefahren. Andreas Mikkelsen als unser Junior hat unter schwierigsten Bedingungen gezeigt, dass er das Potenzial hat, in der Weltspitze mitzufahren. Ein bisschen Pech hatte Sébastien Ogier bei seinem Ausrutscher. Nichtsdestotrotz war er auch an diesem Wochenende mit zehn Bestzeiten das Maß der Dinge.“

Duell des Wochenendes: Latvala vs. Mikkelsen

Finnland–Norwegen 13:10 – das Volkswagen interne Duell Latvala gegen Mikkelsen hielt die Fans über beinahe die gesamte Distanz der Rallye Schweden in Atem. Im direkten Vergleich der beiden Teamkollegen brachte erst der abschließende Rallye-Samstag die Entscheidung. Nur 3,6 Sekunden lagen am Morgen zwischen Routinier und Youngster. Erst ein minimaler Fahrfehler von Andreas Mikkelsen bei extrem schwierigen Bedingungen nahm den größten Druck von den Schultern von Jari-Matti Latvala. Mikkelsen verlor nach einem Dreher auf der 18. WP der Rallye die entscheidenden Sekunden. Wie sehr die Volkswagen Fahrer die Rallye Schweden dominierten zeigt ein Blick in die Statistik: Latvala rangiere 18 Mal unter den Top Drei, Mikkelsen 13 Mal. Jari-Matti Latvala feierte in Schweden zudem seine 300. Prüfungsbestzeit.

Aufholjagd des Wochenendes: Ogier auf Position sechs

Einen Sekundenbruchteil zu spät eingelenkt, in einen Schneewall gerutscht, aber dank der Fans mit Minutenrückstand weitergekämpft – Sébastien Ogier und Julien Ingrassia lernten die Härte und die Vorteile der Rallye Schweden am Rallye-Freitag in vollem Umfang kennen. Obwohl ihr Fahrfehler sie die Führung kostete, setzte das Weltmeister-Duo mit dem Polo R WRC die einzige Schneerallye der Saison fort. Eine Serie von Bestzeiten brachte Sie von Platz 20 zurück in die Punkteränge. Insgesamt setzten Ogier / Ingrassia zehn Mal die beste Zeit.

Wertvolles Gut: Einteilung der Spike-Reifen Schlüssel zum Erfolg

Eine dünne Schicht aus Eis und Schnee im ersten, nach oben gewühlter Schotter im zweiten Durchgang – für die einheitlich eingesetzten Spike-Reifen bildete die Rallye Schweden nicht gerade Ideal-Bedingungen. Dort, wo der Schotter aus der Fahrbahndecke hervortrat, riskierten die Fahrer bei zu viel Attacke die Wolfram-Nägel der Michelin „X-ice North 2“ abzubrechen. Im Kampf um den Sieg hatten sich sowohl Jari-Matti Latvala als auch Andreas Mikkelsen ihre 28 Exemplare gut eingeteilt – sie gingen auf die abschließenden beiden Schleifen am Samstag jeweils mit sechs nagelneuen Michelin-Reifen.

Führung ausgebaut – Volkswagen Motorsport an der Spitze der Hersteller-Wertung

Vorsprung um zwölf Punkte ausgebaut: Volkswagen liegt nach dem zweiten Sieg des Jahres in der Herstellerwertung vorn. 72 Zähler gingen bisher an das Werksteam aus Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala, 16 mehr als an Citroën und 50 mehr als an M-Sport-Ford.

Zwei Zusatzpunkte für Jari-Matti Latvala in der Powerstage

Jari-Matti Latvala übernahm mit dem Schweden-Sieg zum ersten Mal in seiner Karriere die Tabellenführung in der Weltmeisterschaft, zwei Zusatzpunkte nahm er zudem auf der sogenannten Powerstage als Bonus mit. Rang zwei hinter Ford-Pilot Mads Østberg auf der abschließenden Wertungsprüfung, in der Extra-Zähler für die besten drei vergeben werden, bedeuten insgesamt 40 Punkte auf Latvalas Konto. Dahinter rangiert der Weltmeister: Sébastien Ogier folgt mit fünf Punkten Rückstand. Andreas Mikkelsen ist mit 24 Zählern WM-Vierter.

Stimmen nach Tag 3 der Rallye Schweden

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1: „Der sechste Platz ist ein versöhnlicher Abschluss für uns. Klar, Julien und ich hätten gern unseren Erfolg vom Vorjahr wiederholt, aber nach meinem Fehler am Freitag sind acht Punkte ein optimales Resultat. Wir haben bei unglaublich rutschigen Bedingungen einen sauberen Schlusstag hingelegt. Und mit insgesamt zehn Bestzeiten haben wir gezeigt, dass im nächsten Jahr wieder mit uns zu rechnen ist. Denn die Rallye Schweden ist definitiv eine meiner absoluten Lieblingsveranstaltungen im Kalender. Gratulation an Jari-Matti und Miikka, die genau wie Andreas und Mikko eine fantastische Leistung gezeigt haben. So haben wir im Team wieder einen Grund zu feiern. Und in der Weltmeisterschaft ist es spannend.“

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2: „Großartig, die Rallye Schweden zum dritten Mal zu gewinnen. Dieser Sieg bedeutet mir besonders viel, weil ich schon 2008 hier meinen ersten Triumph überhaupt gefeiert habe. Den Sieg ins Ziel zu bringen, war keine leichte Aufgabe, denn aufgrund der schwierigen Bedingungen und der starken Zeiten meiner Teamkollegen mussten mein Beifahrer Miikka und ich immer konzentriert sein und unser Bestes geben. Aufgrund des Tauwetters sind wir viel auf Schotter gefahren und mussten unsere Reifen clever einteilen. Andreas Mikkelsen hat es uns gestern nicht leicht gemacht, er ist eine starke Rallye gefahren und steht hochverdient auf dem Podium. Dass wir fair gegeneinander kämpfen durften und es keine Stallregie gibt, ist großartig und in dieser Form einmalig. Nicht nur deshalb fühle ich mich sehr wohl bei Volkswagen.“

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9: „Zum ersten Mal auf dem Podium! Dieses Resultat habe ich mir so sehr gewünscht. Es erreicht zu haben, und das direkt vor meiner Haustüre, ist der Hammer. Der letzte Tag hier in Schweden war noch einmal eine echte Herausforderung. Die Bedingungen mit viel Schneematsch und mit dem herausgetretenen Schotter, der die zweite Schleife bestimmte, waren alles andere als leicht. Ich habe lange am Sieg geschuppert – das hat sich großartig angefühlt. Nach einem kleinen Fehler habe ich den Druck auf meinen Teamkollegen Jari-Matti Latvala nicht mehr hochgehalten. Stattdessen habe ich mich darauf konzentriert, den Abstand zum Drittplatzierten Mads Østberg zu kontrollieren. Am Ende wurde es noch einmal eng. Doch wir haben Rang zwei am Ende gut verteidigt. Hier bei der Rallye Schweden, bei den wohl schwierigsten Bedingungen seit Jahren, einen Durchbruch in der WM geschafft zu haben, macht mich besonders stolz. Heute haben sich meine Mannschaft, mein Beifahrer Mikko Markkula und ich uns ein Bier oder zwei verdient. Wir werden heute ordentlich feiern.“

Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor: „Wir haben die besten Rallye-Fahrer der Welt unter Vertrag und die hatten hier in Schweden mit dem Polo R WRC das schnellste und zuverlässigste Auto. Wir wussten das schon immer, jetzt kann man es leicht am Ergebnis ablesen. Jari-Matti Latvala hat sich den Sieg mit einer perfekten Leistung, aber auch mit einem harten Kampf verdient. Den hat er sich mit Andreas Mikkelsen geliefert, der uns alle überzeugt hat. Hut ab vor den beiden. Aber auch vor Sébastien Ogier. Zehn Bestzeiten und seine starke Aufholjagd sprechen für sich. Dass er diesmal nicht das Glück des Tüchtigen hatte und lange in einer Schneewehe feststeckte, gehört zum Rallye-Sport dazu. Als Team haben wir jetzt das Luxusproblem, in Mexiko als Meisterschaftsführende, Tabellenzweite und -vierte die Route eröffnen zu müssen. Das nehmen wir gern in Kauf. Ich bin wahnsinnig stolz auf das Ergebnis und auf die Mannschaft, deren harte Arbeit sich auch diesmal ausgezahlt hat.“

Und da war dann noch ...

... der neue Rekord von Sébastien Ogier. Erst nach 41 Metern landete der Volkswagen Werksfahrer nach der berühmten Sprungkuppe „Colin’s Crest“ – und verbesserte die bisherige Bestmarke des US-Amerikaners Ken Block um satte vier Meter.

Und da war dann außerdem noch ...

... Prinz Carl Philip von Schweden, der dem Volkswagen Team am Samstagmittag einen Spontanbesuch abstattete. Als Herzog von Värmland, wo die Rallye Schweden ausgetragen wird, kennt sich die Nummer drei der schwedischen Thronfolge nicht nur geographisch gut aus. Im Vorjahr war Carl Philip von Schweden mit einem historischen Porsche 911 selbst bei der Rallye Schweden gestartet – im Rahmenprogramm des zweiten Saisonlaufs.
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