FIA WEC
01.12.2014
Emotionales WEC-Finale für Audi in São Paulo
Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer wurden Vize-Weltmeister in der Fahrerwertung. Das Trio kämpfte sich nach einer sehenswerten Aufholjagd im Audi R18 e-tron quattro mit der Startnummer zwei vom letzten bis auf den fünften Platz bei Saison-Finale nach vorn.
Spitze bis zum Schluss: In seinem letzten Einsatz bewies Tom Kristensen noch einmal, was in ihm steckt. Zusammen mit Lucas di Grassi und Loïc Duval errang der neunmalige Le Mans-Sieger als Dritter in Brasilien seine letzte Trophäe für Audi. In der spannenden Schlussphase setzte er sich gegen den Toyota mit der Startnummer sieben durch – dank erstklassigen Rundenzeiten bei geringem Kraftstoffverbrauch. Der Däne, der vor dem letzten Saisonrennen das Ende seiner Profi-Karriere verkündet hatte, erlebte ein überaus emotionales Wochenende voller Anerkennung. Eine Medaille des Brasilianischen Automobil-Verbandes, eine Ehrenrunde am Samstag, der Schriftzug „Thanks Tom – Mister Le Mans“ auf dem Audi R18 e-tron quattro mit der Nummer eins sowie eine Zielankunft mitsamt Grußbotschaften aller WEC-Teams und der Ehrung auf dem Podium bereiteten dem Dänen nach 138 Sport-, GT- und Tourenwagen-Rennen mit Audi ein unvergessliches Finale.
Auch für Lucas di Grassi war das Ergebnis etwas Besonderes: Von Platz sechs gestartet, präsentierte sich der in São Paulo geborene Brasilianer vor seinem Heimpublikum in Bestform. Das Schwesterauto mit der Startnummer zwei hatte trotz eines Rückschlages ebenfalls Chancen auf ein Podiumsergebnis. Nachdem Benoît Tréluyer in der ersten Rennrunde einen System-Neustart vornehmen musste und bis ans Ende des Feldes zurückfiel, begann seine Jagd nach vorn. Bereits nach 30 Minuten hatte sich der Franzose wieder bis auf Platz sechs vorgekämpft. Teamkollege André Lotterer unterstrich mit der schnellsten Rennrunde das Tempo. Die Weltmeister von 2012 belegten am Ende nach der Reparatur von Karosserieschäden den fünften Rang. Nach einem Unfall von Mark Webber, der für den Australier glimpflich ausging, beendete ein Safety-Car-Einsatz das Rennen.
Am Ende der dritten Saison der FIA WEC blickt Audi auf eine erfolgreiche Zwischenbilanz. In 24 Rennen seit dem Jahr 2012 ist das Unternehmen mit 13 Siegen (Quote: 54 Prozent) die erfolgreichste Marke der LMP1-Klasse. Zwei Weltmeister-Titel in der Fahrer- und der Markenwertung in den Jahren 2012 und 2013 komplettieren die sportliche Bilanz. Höhepunkt der Saison 2014 war der Erfolg in Le Mans im Juni – es war der 13. Sieg von Audi bei dem 24-Stunden-Klassiker seit dem Jahr 2000.
Stimmen nach dem Rennen
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): „Das war ein sehr emotionales Wochenende. Es war super, dass Tom Kristensen in seinem letzten Doppel-Stint noch den Podiumsplatz verteidigt hat. Uns ist in Brasilien ein versöhnliches Ende der FIA-WEC-Saison gelungen. Es ist schön, dass wir es auf das Podium geschafft haben, aber unser Ziel ist es natürlich, ganz oben zu stehen.“
Chris Reinke (Leiter LMP): „Das Jahr 2014 war für uns eine Achterbahn der Gefühle. Das galt schon für die 24 Stunden von Le Mans, trifft aber auch auf die WEC-Saison zu. Unser Abschluss war nicht ideal, aber versöhnlich. Höhepunkt des Wochenendes war fraglos der Abschied von Tom Kristensen, der uns so lange verbunden war. Vielen Dank an ihn – er hat die schönsten Erfolge mitgeprägt.“
Ralf Jüttner (Teamdirektor Audi Sport Team Joest): „Glückwunsch an Porsche zum ersten Sieg. Wir haben das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht. Das Schönste ist, dass es Tom zum Abschluss aufs Podium geschafft hat. Diese Sektdusche hat er mehr als verdient. Wenn ein Fahrer besonders gut Treibstoff sparen kann und dennoch die bestmögliche Leistung aus dem Audi holt, dann Tom. Wir nehmen ein gelungenes Saisonfinale mit in die Winterpause und werden 2015 wieder voll angreifen.“
Lucas di Grassi (Audi R18 e-tron quattro #1): „Es war eines der härtesten Rennen der gesamten Saison. Zum Schluss wurde es mit dem Abschied von Tom noch einmal sehr emotional. Wir haben alles gegeben, aber leider kleinere Probleme gehabt. Wir haben dennoch nie aufgegeben. Es ist toll, beim Finale hier in meiner Heimatstadt São Paulo auf dem Podium zu stehen. Und besonders schön ist es, diesen Moment mit Tom teilen zu dürfen. Einfach unglaublich!“
Loïc Duval (Audi R18 e-tron quattro #1): „Ich freue mich über unseren gelungenen Saisonabschluss insbesondere für Tom. Das Rennen war alles andere als einfach. Aber wir waren wettbewerbsfähig und standen auf dem Podium – ein schöner Lohn für das Team. Und ich bin natürlich froh, dass Mark Webber von gravierenden Folgen verschont worden ist.“
Tom Kristensen (Audi R18 e-tron quattro #1): „Vielen Dank an alle! Mein erstes Rennen mit Audi habe ich 2000 in Sebring auf dem Podium beendet, zum Schluss meiner Karriere stehe ich wieder auf dem Treppchen. Und das nach einem schwierigen Rennen. Um uns einen weiteren Boxenstopp zu ersparen, mussten wir zum Ende hin sparsamer fahren. Das traf dann mich. Es wurde noch einmal spannend, bis das Safety-Car kam. Glückwunsch an Porsche zum ersten Sieg und an Toyota zum Titel. Und ich freue mich, meine Karriere bei Audi mit dem besten Team der Welt verbracht zu haben. Emotional war es das beste Wochenende meiner Karriere.“
Marcel Fässler (Audi R18 e-tron quattro #2): „Es war eine große Ehre für mich, zusammen mit Tom Kristensen in einem Team zu fahren. Einen derart großen Motorsportler zu verabschieden, ist natürlich ein riesiger Schritt und für uns ein Verlust. Was unser Auto anbelangt: Im Rennen hatten wir gleich zu Anfang Pech und mussten die Systeme neu starten. Das hat leider viel Zeit gekostet, danach haben wir eine Jagd nach vorn gestartet. Am Ende überwiegt die Freude als Vizeweltmeister. Es war ein harte, schwierige Saison, auf die wir mit diesem Endergebnis dennoch stolz sein können.“
André Lotterer (Audi R18 e-tron quattro #2): „Wir haben zum Schluss noch einmal ein starkes Rennen gefahren. Ich freue mich besonders für Tom Kristensen, der sein Karriereende mit einem weiteren Podestplatz krönt. Wenn eine Rennlegende wie er seinen Helm an den Nagel hängt, ist das wirklich etwas Besonderes. Er war ein Vorbild für mich und hat mich stets inspiriert. Unser Rennen ist eigentlich bis auf ein paar Probleme, die uns leider das Podium gekostet haben, gut verlaufen. Ich hatte Spaß am Auto und das Tempo hat ebenfalls gepasst. Wir konnten auch die schnellste Rennrunde verbuchen.“
Benoît Tréluyer (Audi R18 e-tron quattro #2): „Ich bin überglücklich, dass Tom in seinem letzten WEC-Rennen ein Podiumsergebnis feiern konnte. Er hat genauso wie seine Teamkollegen eine bemerkenswert starke Leistung gezeigt. Ich möchte zugleich Porsche zum ersten Sieg gratulieren. Es war für uns ein schwieriges Rennen und wir hatten einige Rückschläge. Dennoch war unser Auto schnell. Wir haben zum Schluss noch einmal Punkte gesammelt – das ist positiv.“