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ATS Formel 3 Cup
07.01.2014

Power aus dem Tower jetzt auch im ATS Formel 3 Cup

Die neue Stimme des ATS Formel 3 Cup ab 2014 ist keine Unbekannte. Swen Wauer wird zur neuen Saison als permanenter Streckensprecher Deutschlands schnellste Formelserie begleiten und damit auch die nächste Sprosse der Karriere unserer Nachwuchsrennfahrer im Monoposti-Rennsport erklimmen.

Seit 2005 ist der 41-Jährige aus Wuppertal der permanente Sprecher der damaligen ADAC Formel BMW-Meisterschaft gewesen und seit 2008 auch der Folgeserie, des ADAC Formel Masters. Für zahlreiche Rennfahrer der Highspeedschule des ADAC im Formelrennsport führt der weitere Weg seit Jahrzehnten in den ATS Formel 3 Cup. Parallel zum ADAC Formel Masters wird ab der kommenden Saison nun auch „der selbe Lautsprecher“ beim ATS Formel 3 Cup den Ton angeben.

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Gibt es eigentlich eine besondere Vorbereitung vor einer Saison?
Swen Wauer: „Auf jeden Fall. Vor dem Beginn einer Saison gilt es natürlich, sich auf mögliche neue oder geänderte Regularien einzustellen. Das Teilnehmerfeld lerne ich zwar nicht auswendig, aber natürlich gehört die Vorbereitung auf gewisse Eckdaten der Fahrer schon zu einer Vorbereitung dazu, bevor das erste Rad sich am ersten Veranstaltungswochenende dreht. Das was danach folgt sind die persönlichen Kontakte, die sich automatisch ergeben, wo man auch ganz andere Infos erhält als alles, was nachzulesen ist. Selbstverständlich ist bei solchen Infos auch nicht immer alles für die Öffentlichkeit bestimmt, aber es geht in der Tat nichts über persönliche Kontakte und die entsprechenden Berichte an einem Wochenende werden damit über die Saison auch nicht langweilig oder monoton.“

Was dürfen die Zuschauer erwarten?
Swen Wauer: „Ich hoffe, du meinst jetzt nicht, was ich zu sagen habe?! (lacht) Der Rennsport, die Aktion, sprich Überholvorgänge, Taktieren und ähnliches. Das sind die Dinge, die eine Serie und die Rennen ausmachen. Das haben die Mädels und Jungs auf der Strecke auszufechten und auszutragen. Und genau das ist es, wofür sie den Sport betreiben. Wir als Streckensprecher haben im Prinzip zwei Aufgaben: Zum einen wollen wir den Zuschauern die Fahrerinnen und Fahrer persönlich näher bringen, ihnen auch mal vermitteln, dass die Piloten auch ganz normale Menschen sind mit verschiedenen Charakteren und Einstellungen. Daher liegt in den Trainingssitzungen bei mir sehr oft der Schwerpunkt auf genau diesem Part. In bzw. während der Rennen lebe ich die Läufe – während der Moderation bin ich eigentlich immer selber im Auto und fahre mit. Genau das bringt dann auch mit sich, dass für einige Randinformationen – halt über die Fahrer, Autos oder Serie – während des Kampfes um die Platzierungen kaum noch Platz ist, es geht dann fast nur noch um das eigentliche Rennen selber! Fakt ist aber, dass es auch zur neuen Saison definitiv eine hochspannende Saison werden wird. Ob nochmal mit einer solchen Dominanz einer Mannschaft bzw. eines Fahrers sei dahingestellt. Hier liegt ein großes Überraschungsmoment vor, auf das wir alle höchstgespannt schauen dürfen.“

Was bedeutet es für dich, die deutsche Formel 3 zu kommentieren?
Swen Wauer: „Stolz und Ehre! Mit einem kleinen Schmunzeln denke ich an 1993 zurück. In der damaligen Deutschen Formel 3-Meisterschaft war Burkhard Bechtel der Streckensprecher und gestattete mir, dass ich vor dem Start des Rennens aus der Startaufstellung ein paar Stimmen einfangen durfte. Claudia Hürtgen war damals meine erste Interviewpartnerin und ich habe mir mit meinen 21 Jahren gesagt: 'Streckensprecher – das möchte ich mal irgendwann beruflich machen.' Und ausgerechnet diese Serie, die deutsche Formel 3, wird 20 Jahre später für mich vakant, sie permanent übernehmen und begleiten zu dürfen. Es erfüllt mich wahrlich mit Stolz und es ist mir eine Ehre, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen. Hinzu kommt die Tatsache, dass ich seit Ende 2004, als mein Freund und Kollege Peter Theisen verstarb, 'seine Jungs und Mädels' übernehmen durfte. Die jungen Wilden, die aus dem Kartsport in den Formelsport wechseln und sich dort ihre ersten Sporen verdienen – sie zu begleiten, zu sehen, wie sie sich immer weiter entwickeln, mitunter bis hin zu echten Stars, ist mir eine wahre Freude und Ehre. Schumacher, Götz, Vettel, Hülkenberg, Perez, Wehrlein und aus der Neuzeit – da bin ich mir recht sicher – auch der amtierende deutsche ATS Formel 3 Cup-Sieger Marvin Kirchhöfer; es ist ein Streifzug durch Zeitepochen seit Anfang der 90er Jahre, die ihren Weg gemacht haben. Und auch zukünftig werden verschiedene Namen in unseren Listen auftauchen, die wir ein paar Jahre später zu den Größeren oder ganz Großen zählen dürfen.“

Was macht den Beruf des Streckensprechers schwieriger, als den eines Rundfunk- oder Fernsehkommentators?
Swen Wauer: „Die Mischung macht es, hätte ich beinahe gesagt. Stell dir einfach mal vor, du sitzt im Auto und hast das Radio an. Bei Live-Kommentierungen bist du als Kommentator in der Pflicht, jedes Geschehen bildlich dem Zuhörer darzustellen, damit er sich in die Situationen reinversetzt fühlt. Wenn du den gleichen Stil als Fernseh-Kommentator pflegst, haut dich jeder Zuschauer vom Mikro weg, denn er sieht ja bereits das Bild und möchte eigentlich ganz andere Infos haben. Wir als Streckensprecher müssen genau diese Gradwanderung betreiben, da die Zuschauer und Fans an der Strecke Ausschnitte des Geschehens mitbekommen, sind die Fahrzeuge aber aus dem Sichtfeld wollen sie trotzdem die Information haben, was an anderen Stellen passiert. Somit ist eigentlich unser Job deutlich schwerer, als der eines reinrassigen Kommentators im Radio oder Fernsehen.“

Deine Stimme ist beim ADAC GT Masters sehr omnipräsent. Ist das nicht zu viel des Guten?
Swen Wauer: „Weißt du, ich liebe und lebe den Automobilrennsport. Dadurch fallen mir die Wechsel zwischen den Rennserien des ADAC GT Masters, ADAC Formel Masters, ATS Formel 3 Cup, Mini Trophy und ADAC Procar – die beiden, die 2014 ja verschmelzen – gar nicht schwer. Problematisch wird es nur in einem Punkt, den ich versuche sehr stark in Grenzen zu halten; jeder Sprecher hat seinen eigenen Stil, seine eigencharakteristischen Redewendungen und Phrasen. Was ich um jeden Preis vermeiden möchte, ist, dass sich der Fan und Zuschauer auf der Tribüne irgendwann langweilt oder sagt: 'Ich kann ihn bald nicht mehr hören.' – das wäre das Schlimmste und deshalb versuche ich auch, an einem Wochenende immer wieder – tja, man muss es fast so sagen – neue Worte zu finden. Dieser Herausforderung stelle ich mich sehr gerne erneut, denn ich habe ja auch einige Jahre den Kartsport begleitet und da waren zwei volle Sprechertage an der Tagesordnung – von morgens 8 bis abends 18 Uhr – und beschwert hat sich die ganzen Jahre über keiner. Für mich persönlich ist es aber auch extrem wichtig, dass ich auch zu den Fans Kontakt habe, die mir dann auch mal sagen, was gut oder auch schlecht war. Nur so kann ich es für alle auch in der Kommentierung eines ganzen Wochenendes auf Dauer spannend und interessant halten. Gut, aufgrund der Vollauslastung an einem GT Masters Weekend kann ich nun nicht mehr einfach mal auf die Tribüne, aber es bleibt trotzdem noch Zeit, um am späten Nachmittag oder Abend den Kontakt zu den Fans zu haben.“
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