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Kartsport Allgemein
24.07.2013

Sulgener Hitzeschlacht endete mit einem Remis

Der Favoritenkreis am fünften Renntag im schweizerischen Sulgen war eng gesteckt und unter Betrachtung der bisherigen IBK-Läufe auf dieser Rennstrecke eigentlich glasklar. Dass denen aber ausgerechnet eine Frau und ein ansonsten bisher eher selten an der IBK teilnehmender Fahrer höllisch zu Leibe rücken würden, war so beileibe nicht voraussehbar.

Roger Eichelberger und Jan Müller, beides Eidgenossen, rieben sich vermutlich selbst ungläubig die Augen, als sie im virtuellen Rückspiegel Helene Altergot und Dominic Hobi ganz, ganz groß erblicken mussten. Ein Segen für die Fahrer war sicherlich der Umstand, dass dieses „Ersatzrennen“ auf den späten Vormittag terminiert war. Aber auch so war es für diese ein wahrer Husarenritt durch das Feuer.

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Die Tagestemperaturen ließen im Verlaufe der Veranstaltung Rekordwerte erahnen und die Rennfahrer in ihren Overalls eher an ein Bad in der Therme erinnern. Noch war davon aber nichts zu spüren, befindet sich die Boxengasse in Sulgen doch in der Halle und von daher von den bereits vorherrschenden Außentemperaturen unbeeindruckt. Klasse auch ein erstes Statement der Bahnbetreiber, dass die Karts dieses Mal gut vorbereitet in die Rennen starten könnten. Dass dies nicht nur Lippenbekenntnisse waren, konnte jedermann gleich beim ersten Qualifying am Zeitenmonitor ablesen. Selten gab es bei den früheren IBK-Läufen solche gleichwertigen Rundenzeiten, was aber wiederum auch für die Stärke des gesamten Teilnehmerfelds sprach – nach dem Motto: „Gib ihnen gleiche Motoren, fahren sie sich um die Ohren.“

Dann die Überraschung schlechthin: Die Favoriten taten sich schwer. Dominic Hobi zeigte diesen wo der Bartel den Most holt. Doch er musste seine schnellste Zeit kurz vor Schluss abtreten. Mit Adrian Lardi fuhr allerdings ein Mann auf die Pole-Postion, der in der IBK wie Hobi eher ein Unbekannter ist. Aber auch Roger Eichelberger konnte Hobi noch bezwingen und wird seiner Favoritenrolle wenigstens einigermaßen gerecht.

Rad an Rad flogen die ersten Beiden über die Start- und Ziel-Linie. Hobi konnte die Einführungs-Pace nicht mitgehen, sodass sich die Vorderen erst einmal auf ihre Auseinandersetzung konzentrieren konnten. Bereits eine Runde später aber war mit Eichelberger einer der Favoriten vorne und somit eigentlich nicht mehr zu schlagen. Zwei Plätze nach vorne katapultierte sich in der Startphase wiederum Altergot und Müller. Da schien sich noch etwas anzubahnen. Besonders Müller ragte hier heraus.

Es dauerte nur wenige Runden und er schnupperte bereits am Heck vom Drittplatzierten Lardi. Zu dem Zeitpunkt war Hobi auf den vorletzten Platz zurück gereicht worden. Sein Kart schien Probleme bekommen zu haben. In Runde elf war es dann soweit: Die Favoriten Eichelberger und Müller führten das Fahrerfeld an. Es entstand der Eindruck, als ob Müller schneller als sein Kollege war. Altergot, die bereits in der Anfangsphase Koller überholen konnte, lieferten sich nunmehr ein heißes Duell. Koller laß sich jedoch nicht abschütteln. Ein hoch interessantes Verfahren. Koller, der fast viermal so alt ist wie seine Rennfahrerkollegin, fuhr das Rennen seines Lebens mit der jungen, talentierten Dame, für die die Sulgener Rennstrecke absolutes Neuland darstellte. Beide fuhren absolut identische Rundenzeiten und liefen nach und nach auf Lardi auf. Dort angekommen fackelte sie nicht lange und schnappte sich diesen souverän. Koller aber wurde von Lardi eingebremst. Ihm fehlte die letzte Kaltschnäuzigkeit für ein – vermutlich gewagtes – Überholmanöver.

Nach und nach hatte sich Jan Müller an Roger Eichelberger herangepirscht. In Runde 25 war er an diesem dran und konnte vorbeiziehen. Doch Eichelberger konterte. Damit hatte Müller sicherlich nicht gerechnet. Zu guter Letzt konnte Müller aber seine Führungsposition wieder zurückerobern, wenngleich Eichelberger bis zum Fallen der Zielflagge in Schlagdistanz verblieb. Da waren besonders von Müller Nerven gefragt, denn der Zweitplatzierte kämpfte wie ein Löwe um einen noch möglichen Sieg. Es war wahrlich eine Schlacht der Giganten, die Müller schließlich doch zum wohlverdienten Sieg führte. Über einen tollen dritten Platz konnte sich Helene Altergot freuen, die wahrlich eine beeindruckende Premiere aufs Parkett zaubern konnte.

Einen Tanz der Derwische zauberten die Protagonisten im Qualifying des zweiten Laufs hin. Die Positionen wirbelten im Sekundentakt durcheinander. Besonders dabei hervorheben konnte sich Eichelberger, der dieses Mal die Pole-Position einfahren konnte. Bei Jan Müller wiederum reichte es nicht zu einer Startposition ganz vorne. Er musste sich mir Platz vier zufriedengeben. Sensationell war aber der zweite Startplatz von Altergot, die die Rennstrecke mittlerweile richtig ins Herz geschlossen zu haben schien. Da könnte sich noch eine Überraschung anbahnen.

Doch einen ersten Dämpfer gab ihr der Führende bereits in der Einführungsrunde mit. Er hängte die Dame im Feld einfach ab. Dies wiederum wollte sich Müller zugute machen. Er griff Altergot an, musste jedoch zurückstecken, da diese nicht gewillt war, ihm ihre Position freiwillig zu überlassen. Und Altergot war schnell, laß Müller gar richtig alt aussehen. Unaufhaltsam kam sie dem Führenden Eichelberger näher, verlor aber zwischendurch immer wieder Zeit infolge kleiner Fahrfehler auf der ihr noch fremden Strecke. Hinter den Beiden kämpften Hobi und Müller um ihre Positionen. Hobi schien etwas schneller auf der Geraden zu sein, was Müller in den Kurven aber wieder wettmachen konnte. Doch vorbei kam dieser nicht. Hobi absolvierte völlig cool seine Runden. Keine Körperbewegung war bei ihm festzustellen. Am Ende wurde er wider Erwarten auf dem zweiten Platz abgewinkt.

In Runde 21 blieb der Pole Roy mit technischem Defekt stehen – Gaszug gerissen. Zwar konnte er zügig in ein Ersatzkart wechseln, doch fiel er hoffnungslos hinter die Anderen zurück. Platz sieben und acht in den Rennen; dies ist beileibe nicht der Maßstab des sympathischen jungen Mannes.

Durch verschiedene Überrundungsmanöver gelang es Altergot wieder, direkte Angriffsposition auf Eichelberger einzunehmen. Sie war eindeutig schneller als der Führende, doch um einen Eichelberger zu überholen, war mehr als ein schnelles Kart gefragt. Das musste die junge Rennfahrerin bitter verspüren. Zwar konnte sie sich am Ende der Startgeraden neben Eichelberger setzen, doch der blieb auf der Ideallinie; Altergot touschiert das Kart ihres Rivalen und wurde in einen Dreher gezwungen – Aus und vorbei. Ein Sieg war nicht mehr möglich, da Eichelberger außer einer kleinen Erschütterung vom Crash nichts mitbekommen hatte. Doch es kam noch schlimmer: Auch Hobi und Müller, die sich nicht all zu weit hinter Altergot befanden, konnten vorbeiziehen und Altergot konnte ihr geniales Rennen lediglich auf der vierten Position beenden. Bedrückt lief sie hinterher durchs Fahrerlager – wohlwissend, dass sie zu schnell zu viel wollte. Sie wird daraus lernen und gestärkt in die nächsten Rennen gehen.

Mit Roger Eichelberger aber gewann das zweite Rennen wiederum einer der gesetzten Favoriten. Man darf gespannt sein, wie diese sich in den nächsten Rennen schlagen werden. Der Meistertitel in der IBK ist noch nicht vergeben.
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