Samstag, 4. Mai 2024
Motorsport XL Das Motorsport Magazin Vorschau   Abonnement
Formel 1
27.08.2013

F1: Der schonungslose WM-Check - Teil 1

Nach dem Großen Preis von Belgien führt Red Bull-Pilot Sebastian Vettel mit einem komfortablen Vorsprung von 46 Punkten die WM-Wertung an. Dennoch kann man auch noch einigen Verfolgern eine gewisse Chance auf den Titelgewinn einräumen. Motorsport XL zeigt, wer Vettel jetzt noch gefährlich werden könnte...

Dass die Formel 1 kein langlebiger Sport ist, ist allgemein bekannt. Daher überrascht es auch nicht, dass ein komfortabler Vorsprung in der Gesamtwertung keine Titel-Garantie darstellt. 46 Punkte trennen nach dem Meisterschaftslauf in Belgien am vergangenen Wochenende WM-Führenden Sebastian Vettel von seinem engsten Verfolger, dem Ferrari-Star Fernando Alonso. Auch Mercedes-Speerspitze Lewis Hamilton und Lotus-Pilot Kimi Räikkönen könnten als „Underdogs im WM-Kampf“ noch einmal für eine Überraschung sorgen. Welcher Pilot hat welche Stärken und wo liegen die Schwächen der vier WM-Anwerter?

Anzeige
Sebastian Vettel: Deutscher Held mit der Achillesverse Ungeduld

Welcher Pilot würde nicht gern in Sebastian Vettels Haut stecken? In den letzten drei Jahren konnte sich der Red Bull-Pilot dreimal die WM-Krone sichern und ist auf dem besten Weg, dieses Kunststück auch ein viertes Mal zu vollbringen. Doch aller Erfolge zum Trotz sind auch Sebastian Vettel und Red Bull Racing nicht perfekt.

Der Red Bull ist in dieser Saison einer der konstantesten Boliden in der Königsklasse – zumindest der Dienstwagen von Sebastian Vettel. Während Mark Webber geradezu jedes Wochenende mit kleinen oder größeren technischen Defekten zu kämpfen hat, wurde Vettel bisher nur ein einziges Mal von einem schwerwiegendem Technik-Problemheimgesucht: Beim WM-Lauf im englischen Silverstone fiel Vettel in Führung liegend mit einem Getriebeschaden aus. Dennoch kann man festhalten, dass Vettel einer der wenigen Fahrer im Feld ist, der selten mit technischen Schwierigkeiten konfrontiert wird.

Trotz des Versuches in den Medien geschlossen als glückliches Team aufzutreten, gibt es für Vettel einen großen „Störfaktor“ im Team, den man insbesondere im WM-Endspurt nicht unterschätzen sollte: Teamkollege Mark Webber. Der Australier wurde von seinem Team in den letzten Jahren schon des öfteren aufgrund einiger Aussagen gerügt und ist vor allem Vettel ein Dorn im Auge.

Spätestens seit der umstrittenen Kollision der beiden Teamkollegen beim dem Türkei-Grand Prix 2010 ist das Verhältnis von Vettel und Webber deutlich abgekühlt. Auch die strittige Aktion Vettels gegen Webber beim diesjährigen Malayisa-Rennen trug dazu bei, dass Webber sich von seinem Team abgewendet hat. Ende des Jahres wird der Australier die Königsklasse verlassen und fühlt sich gerade deshalb nicht mehr dazu verpflichtet, für Vettel Platz zu machen. Während sich Alonso und Räikkönen auf die Unterstützung ihrer Teamkollegen stützen können, steht Vettel allein da.

Auch wenn fünf Saisonsiege sein fahrerisches Talent mehr als deutlich machen, schleichen sich hier und da Fehler bei dem jungen Deutschen ein. Im Gegensatz zu seinen Verfolgern unterlaufen ihm diese hauptsächlich in den Rennen, was ihm schon einige wichtige WM-Punkte gekostet hat. Vor allem seine Ungeduld könnte dem 26-Jährigem zum Verhängnis werden. Bester Beispiel ist der Ungarn-Grand Prix, bei dem Vettel auf neuen Reifen versucht, Lotus-Piloten Kimi Räikkönen zu überholen. Mit seinem überlegenem Auto und den kaum genutzten Reifen hätte dies für ihn ein Leichtes sein können, insbesondere da Räikkönens Reifen mehr als 30 Runden als waren.

Nachdem Vettel rundenlang nahezu im Heck des Finnen hing, versuchte er in einer schwierigen Kurvenkombination, die ohnehin kaum Überholmöglichkeiten bietet, an Räikkönen vorbeizukommen. Da dem Deutschen im wahrsten Sinne des Wortes die Strecke ausging, verbremste er sich und somit konnte Räikkönen Vettel wieder davoneilen. Diese Ungeduld bei Überholmanövern legte Vettel auch in den vorangegangen Jahren an den Tag und nicht selten endeten diese in Kollisionen, wie zum Beispiel 2010 in Belgien, als er mit dem McLaren-Piloten Jenson Button aneinander geriet.

Härtester Gegner Vettel im Kampf um den Titel ist Fernando Alonso. Der Spanier liebt es, seine Konkurrenten neben seiner enormen Stärke auf der Rennstrecke auch mit Psycho-Spielchen zu verunsichern. Auch wenn Vettel stets betont, dass ihm diese nichts anhaben würden, merkt man deutlich, dass einige Aussagen Alonsos den Deutschen unter Druck setzen. Zwar wirkt er deshalb nicht verunsichert, aber stark angespannt. Es bleibt abzuwarten, wie sich das am Ende der Saison auswirken wird.

Sebastian Vettel ist auf dem besten Weg, seinen vierten WM-Titel zu gewinnen. Lediglich seine eigene Ungeduld und Teamkollege Mark Webber stehen zwischen ihm und der WM-Krone. 46 Punkte Vorsprung bringen eine gewisse Sicherheit mit sich, aber wenn man in der Formel 1 eines gelernt hat, dann, dass die Punkte am Ende gezählt werden.

In Teil 2 des großen WM-Checks nimmt Motorsport XL den Ferrari-Piloten und Vettels engsten Verfolger Fernando Alonso genauer unter die Lupe.

Text: Antonia Grzelak - motorsport-xl.de
Anzeige