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VW Scirocco Cup
31.05.2012

Deutsch-österreichisches Duell im VW Scirocco R-Cup

Weißer Schnee ist eigentlich ihr Metier. An diesem Rennwochenende des Volkswagen Scirocco R-Cup in Spielberg (01.–03. Juni) müssen die Wintersport-Stars Sven Hannawald, Andreas Kofler, Thomas Morgenstern und Frank Wörndl beweisen, dass sie auch mit den schwarzen Gummis der Rennreifen umgehen können: Die drei Sieger der Vierschanzentournee und der Slalom-Weltmeister von 1987 starten am Samstag im umweltschonendsten Markenpokal der Welt in der Legenden-Wertung.

Für Sven Hannawald und Thomas Morgenstern ist es bereits das zweite Aufeinandertreffen in dem bis zu 210 kW (285 PS) starken Cup-Scirocco. Auch im vergangenen Jahr waren sie in Spielberg zu Gast. Damals aber mit wenig Glück: Das erste Rennen war für beide durch Unfälle schon nach wenigen Metern beendet. Im zweiten Lauf lieferten sie sich dann allerdings ein sehenswertes Duell, das Hannawald am Ende knapp für sich entscheiden konnte. Ein Erfolg, den der Deutsche gern wiederholen möchte. „Diesmal wird es allerdings schwieriger für mich, weil ich mich gleich gegen zwei Österreicher behaupten muss. Aber neben dem Spaß und der Action auf der Rennstrecke freue ich mich natürlich darauf, mit zwei Skisprung-Kollegen von früher zu fachsimpeln.“

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Hannawald muss allerdings damit leben, wie in seiner Glanzzeit als Skispringer auch in diesem Wettbewerb als Favorit zu gelten. Immerhin bringt der Münchener die meiste Motorsport-Erfahrung mit. Nach Gaststarts im Porsche Carrera Cup und dem Seat Leon Supercopa fuhr Hannawald 2010 und 2011 zwei volle Saisons im ADAC GT Masters. Dabei hatte er im vergangenen Jahr mit Heinz-Harald Frentzen, dem Formel-1-Vizeweltmeister von 1997, einen kompetenten „Fahrlehrer“ an seiner Seite.

Thomas Morgenstern hat aber bereits angekündigt, dass er sich keineswegs kampflos geschlagen geben will: „Der Scirocco R-Cup war schon im vergangenen Jahr ein großes Abenteuer. Ich freue mich riesig auf das Wochenende am Red Bull Ring und hoffe natürlich, dass ich vor meinen Kollegen die Ziellinie überqueren werde.“ Auch Morgenstern hat schon seit einiger Zeit die Lizenz zum Rennen fahren. Er absolvierte Fahrtrainings unter anderem in einem Formel-3000-Fahrzeug und startete bereits bei Rennen in der Formel Renault und der KTM X-Bow Battle.

Das Fahrer-Quartett im deutsch-österreichischen Wettkampf komplettieren Skispringer Andreas Kofler und und Ex-Slalom-Weltmeister Frank Wörndl. „Der Adrenalinspiegel beim Rennstart wird mit Sicherheit höher sein als auf dem Schanzentisch“, ahnt Kofler. „Gegen Thomas und Sven, die schon im vergangenen Jahr hier gefahren sind, werde ich wohl keine Chance haben. Aber als Sportler bin ich natürlich dennoch ehrgeizig.“

Auch Frank Wörndl sammelte Rennerfahrung bisher nur auf dem Fahrrad. 2011 startete er beispielsweise beim Ötztaler Marathon, einem 238 Kilometer langen Radrennen durch die Alpen, bei dem es insgesamt 5.500 Höhenmeter zu überwinden galt. Konditionsprobleme wird der Ex-Skirennfahrer, Ex-TV-Kommentator, Ex-Schlagersänger und heutige Leiter eines Sportstudios in Sonthofen sicher nicht bekommen.

Die vier Skistars führen die Tradition namhafter Starter in der Legenden-Wertung des Volkswagen Scirocco R-Cup fort. Seit Beginn des Markenpokals im Jahr 2010 starteten bisher rund 30 Motorsportgrößen in der innovativen Serie, in der bis zu 285 PS starke, mit Bio-Erdgas angetriebene Einheitsautos zum Einsatz kommen. Zu den bisherigen Legenden zählen unter anderem der Formel-1-Weltmeister Damon Hill, die Rallye-Weltmeister Juha Kankkunen und Carlos Sainz, der zweifache Indy-500-Sieger Arie Luyendyk, die Le-Mans-Gewinner Johnny Herbert, Frank Biela und Marco Werner sowie ehemalige DTM-Größen wie Harald Grohs, Klaus Niedzwiedz oder Kurt Thiim.

Kurzbiografien der Legenden-Starter

Sven Hannawald (geb.: 9. November 1974) absolvierte mit sieben Jahren seinen ersten Skisprunglehrgang. Er begann seine Laufbahn in der nordischen Kombination, wechselte aber schnell zu den Spezialspringern. Zu den größten Erfolgen seiner einzigartigen Karriere gehören eine olympische Goldmedaille, drei WM-Titel und natürlich der Sieg bei der Vierschanzentournee 2001/2002 mit bis heute unerreichten vier Einzelsiegen.

Andreas Kofler (geb.: 17. Mai 1984) hat zwei olympische Goldmedaillen in seiner Trophäensammlung. Außerdem holte er fünf WM-Titel im Skispringen und -fliegen. Im Winter 2009/2010 war er Gesamtsieger der Vierschanzentournee. Privat mag der Exekutiv-Beamte der österreichischen Bundespolizei übrigens die lauten Töne und hört am liebsten Heavy-Metal-Musik.

Thomas Morgenstern (geb.: 30. Oktober 1986) gewann schon mit 16 Jahren im tschechischen Liberec sein erstes Weltcup-Skispringen. Bisher sammelte der Kärntner drei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen, wurde acht Mal Weltmeister und trug sich 2011 in die Siegerliste der Vierschanzentournee ein.

Frank Wörndl (geb.: 28. Juni 1959) ist für seine Erfolge im alpinen Skisport bekannt. Nach fünf Deutschen Meisterschaften wurde er 1987 Weltmeister im Slalom. Ein Jahr später gewann er Slalom-Silber bei den Olympischen Spielen in Calgary. Wer im Scirocco-R-Cup-Fahrerlager in Spielberg aber nach der für Wörndl typischen wallenden Lockenmähne Ausschau hält, wird den Ex-Skistar möglicherweise nicht erkennen. Wegen einer verlorenen Wette bekam der nämlich Ende April eine Kurzhaarfrisur verpasst …
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