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Automobilsport
27.11.2012

Offener Brief der Veranstalter an den DMSB

Am 16. November haben sich über 30 Organisatoren deutscher Rennveranstaltungen und –serien und Vertreter der Industrie zu einem Meinungsaustausch am Nürburgring getroffen. Grund dieses Treffens ist der Beschluss der FIA und des DSMB, die schon länger im Raum stehende Gebührenstruktur durchzusetzen.

Im Anschluss finden Sie den offenen Brief der Teilnehmer. Der DMSB wird nach unseren Informationen dazu in Kürze ebenfalls eine Stellungnahme abgeben.

Offener Brief deutscher Rennveranstalter und - serien an den Präsidenten des Deutschen Motorsport Bundes, Hans-Joachim Stuck, und den Generalsekretär des Deutschen Motorsport Bundes, Christian Schacht

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21. November 2012 – Der DMSB, als nationaler Vertreter der FIA, hat Ende Oktober Organisatoren von Rennveranstaltungen und Rennserien in Deutschland über neue FIA-Gebühren in Kenntnis gesetzt, die gravierende Folgen für die gesamte Rennsportszene in Deutschland und Europa haben. Sie betreffen viele Serien, die mehrfach Rennen im benachbarten Ausland austragen und Veranstalter, bei denen diese Serien fahren.

Diese neue Gebührenstruktur wurde vom FIA World Motor Sport Council am 28. September 2012 beschlossen und ist damit in Kraft getreten. Da die Verhandlungen zwischen Rennserien, Veranstaltern und Sponsoren für die kommende Saison zum großen Teil schon abgeschlossen sind und auch zum Teil bereits Verträge geschlossen wurden, greift diese Maßnahme in bestehende Vereinbarungen ein. Die Einführung dieser neuen Gebühren ist so kurzfristig, dass kaum die Möglichkeit für die Betroffenen besteht, auf die neue Gebührenstruktur angemessen reagieren zu können.

So muss z.B. der „ATS Formel 3 Cup“, eine Serie mit vielen Nachwuchsfahrern, die für die Saison 2012 2.500,00 Euro an DMSB-Genehmigungsgebühren zahlte, in der kommenden Saison einen Betrag von 52.990,00 Euro einkalkulieren, der sich bis zum Jahre 2017 auf 75.670,00 Euro steigert.

Doch neben diesen neuen Kosten betrifft die neue Regelung auch den dringend benötigten Nachwuchs: Weil die entsprechenden Serien ab 2013 den Status „Internationale Serie“ erhalten, dürfen Fahrer mit nationalen Lizenzen und Einsteigerlizenzen nicht mehr teilnehmen und ganze Nachwuchsprogramme müssen gestrichen werden. Auch nationale EU-Lizenzen von ausländischen Gaststartern werden nicht mehr akzeptiert.

Viele Fragen zu Details der neuen Gebührenstruktur können Mitarbeiter der Fachabteilungen des DMSB zurzeit noch nicht beantworten. Wir werden vom DMSB nicht ausreichend informiert und zum Teil hingehalten, obwohl die Zeit drängt. Aus diesem Grund haben die Unterzeichner einen Fragenkatalog aufgestellt und fordern den DMSB auf, diese Fragen kurzfristig, noch vor der nächsten Sitzung des FIA World Motor Sport Council Anfang Dezember zu beantworten:
  • Aus welchem Grund werden Rennen im europäischen Ausland und die Teilnahme von ausländischen Rennserien mit zum Teil existenzgefährdenden Gebühren belegt? Will der DMSB sich dem europäischen Gedanken widersetzen und nur Rennen und Rennserien im bzw. aus dem eigenen Land?
  • Bei den betroffenen Rennserien, die auch weiterhin mehrfach im Ausland Rennen ausschreiben, werden ab 2013 keine Einsteiger mehr mitfahren können, weil diese keine Internationale Lizenz erhalten. Hat der DMSB hierfür eine Lösung und ist er sich der Konsequenzen bewusst?
  • Andere europäische ASN (nationale Vertretungen der FIA) haben ihre Rennserien und Veranstalter zum Teil noch gar nicht informiert. Bedeutet dies, dass diese Reglungen nur für bestimmte Länder gelten?
  • Andere europäische ASN haben ihren Lizenznehmern Gebührentabellen geschickt, die sich von der des DMSB unterscheiden. Teilgebühren für Serien und Veranstalter sind in der Gebührentabelle des DMSB bis zu 40% teurer. Was ist der Grund hierfür? Verzerren solche unterschiedlichen Gebühren nicht den Wettbewerb und übervorteilen ausländische Rennserien und Veranstalter?
  • In der neuen FIA-Gebührentabelle werden Werks-unterstützte Rennserien mit Breitensport- Rennserien gleichgestellt. Gerade der Breitensport kann nicht auf große Sponsoren zurückgreifen und finanziert sich zum überwiegenden Teil über die Nenngelder. Die neuen Gebühren müssen entsprechend auf die Nenngelder aufgeschlagen werden und diese werden sich zum Teil massiv verteuern. Dies macht den Rennsport und den Einstieg unattraktiver und Finanzierung einer Rennserie schwieriger. Ist das im Sinne des DMSB?
  • Mit der neuen Gebührenstruktur zwingt der DMSB viele Rennserien auf attraktive Auslandsrennen und viele Veranstalter auf die Teilnahme attraktiver, ausländischer Rennserien zu verzichten. Die Rennserien müssen auf unattraktivere Rennstrecken ausweichen, eine Finanzierung über Nenngelder ist dann nicht gesichert ist. Ist dies nach Meinung des DMSB dem Rennsport förderlich?
  • Der neu eingeführten Gebührenstruktur stehen keine Leistungen des DMSB und/oder FIA entgegen, die der Organisation einer Veranstaltung oder Rennserie hilft, sie unterstützt oder fördert. Da wir uns nicht vorstellen wollen, dass sie ausschließlich als zusätzliche Einnahmequelle des DMSB und der FIA dient – was ist der Grund für die Einführung?
  • Die FIA und der DMSB präsentieren den Rennserien und Veranstalter eine beschlossene Gebührenstruktur und machen sich im Nachhinein Gedanken über Konsequenzen, Umsetzung und Lösungen für „Härtefälle“. Ist das nicht die falsche Reihenfolge? Herr Stuck, in Ihrer Antrittsrede als Präsident des DMSB haben Sie erklärt, dass Ihre Arbeit den Breitensport in Deutschland fördern wird. Mit der Einführung der neuen Gebührenstruktur wird das genaue Gegenteil erreicht. Wie auch immer die Antworten auf die gestellten Fragen ausfallen, der Rennsport in Deutschland wird sich zum Teil erheblich verteuern, der Einstieg in den Rennsport wird erschwert. Bitte erklären Sie sich.
Wir, die Unterzeichner, fordern den DMSB auf, die Einführung der neuen Gebührenstruktur für die Saison 2013 umgehend auszusetzen, um die Zeit zu erhalten, offene Fragen gemeinsam zu klären, die neue Gebührenstruktur ggf. den Marktbedürfnissen anzupassen, eine Zwischenlösung für die betroffenen Rennserien für 2013 zu finden und um Schaden vom Rennsport in Deutschland abzuwenden.

Die Unterzeichner

Für das „ADAC Eifelrennen um den Jan-Wellem-Pokal“
Norbert Welter, Organisationsleiter, DAMC 05

Für das „ADAC Masters Weekend „Großer Preis von Weingarten“
Jürgen Fabry, 1. Vorsitzender, MSC Weingarten

Für den „ADAC Rheintal Rundstreckenrennen“
Thomas Heiler, Erster Vorsitzender, Rheintal MSC Kirrlach-Wiesental im ADAC e.V.

Für den „ADAC Sachsen Historic Cup“
Stromhardt Kraft, Organisator, HAIGO

Für die „Abarth Coppa Mille“
Thosten Babon, Mitglied Orga-Team und Pressesprecher

Für die „AvD Race Weekends und AvD 100 Meilen“
Rudi Phillip, Organisator, PCN Sportpromotion GmbH

Für die „British Car Trophy“
Detlev Wassong, Serienkoordinator BCT

Für den „Canadian-American Challenge Cup“
Peter Schleifer, Organisator, Schleifer GmbH & Co. Verwaltungs KG

Für die „DMV BMW Challenge“
Kai Beck, Organisator

Für die „DMV TCC“
Niko Müller, Geschäftsführer/CEO, UHSport GmbH, Organisation DMV TCC

Für den „Dunlop FHR Langstreckencup und FHR HTGT um die Dunlop-Trophy“
Kai v. Schauroth, Organisator, Historic Race Events UG

Für die „FHR – Fahrergemeinschaf t Historischer Rennsport e.V. im ADAC“
Eberhard Baunach, Erster Sprecher

Für die „Formel 3-Vereinigung e.V. und den ATS Formel-3-Cup“
Bertram Schäfer, 2. Vorsitzender und Koordinator

Für „Formula Ford Racing“
Frank Richter, Organisator, Sportservice Richter

Für „Hegersport GmbH“
Altfried Heger, Organisation Porsche Sports Cup, Hegersport GmbH

Für die „Hankook Cup- und Tourenwagen-Trophy“
Stefan Eckhardt, Vorstand Historischer Motorsport Club e.V.
Christoph Stoll, Vorstand Historischer Motorsport Club e.V.

Für die „HRA – German Open“
Manfred Biehl, Organisatonsleiter, HRA – Historic Racecar Association e.V.

Für die „Interserie“
Hans-Peter Voigt, Organisationsleiter, Vizepräsident Interserie Organisation e. V.

Für „Kampf der Zwerge“
Klaus Kleber, Organisationsleiter

Für die „NSU-TT-Trophy“
Roland Müller, Mitglied Orga-Team
Frank Schmelter-Sonneborn, Mitglied Orga-Team

Für die „PCHC – Porsche Club Historic Challenge“
Michael Haas, Sportleiter PCD

Für „Renault Formel-, Tourenwagensport und Rallye“
Ralph Weishaupt, Leiter Motorsport, Renault Deutschland AG

Für das „RGB Saisonfinale“
Josef Widdenhöfer, Organisationsleiter und Vorstandsvorsitzender RGB e.V. im ADAC

Für die „RSG Racing Days Assen“
Ingo Meyer, RSG Hamburg e.V. im ADAC, Präsident des Landes Motorsport Fachverband Hamburg

Für die „Rundstrecken Challenge Nürburgring e.V. (RCN)“
Willi Hillebrand, Erster Vorsitzender

Für die „Scuderia Alfa Classico“
Laura Heuchemer, Erste Vorsitzende Scuderia Alfa Classico e.V.
Thomas Roth, Zweiter Vorsitzender Scuderia Alfa Classico e.V.

Für die „SRO Motorsports Group Germany“
Jürgen Barth

Für die „STT - Spezial Tourenwagen Trophy“
Rolf Krepschik, Rennsportveranstalter STT

Für den „Super Sports Cup“
Silvio Kalb, Organisator, Kalb GmbH

Für die „Triumph Competition“
Christian Marx, Koordinator, TR-Register Deutschland e.V.

Für die „Youngtimer e.V.“
Hans Schnock, Vorsitzender

Für die „Youngtimer Trophy, Spa Race Festival und Zolder Race Festival“
Karin Kölzer, Organisatorin, Youngtimer e.V.

Für die „VFV-GLPpro“
Wolfgang Ziegler, Organisator, Veteranen Fahrzeug Verband
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