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Formel 1
26.08.2011

Fünf Fragen an den Peter Bürger

Peter Bürger ist seit Jahren der Arai-Helmspezialist in der Königsklasse. Im Kurzinterview steht er Rede und Antwort.

Was macht einen Formel 1-Helm so besonders?

Peter Bürger: Ein Formel 1-Helm wie der Arai GP-6 RC zeichnet sich vor allem durch das Material aus. Im Unterschied zu herkömmlichen Motorsport-Helmen besteht er aus Karbon und nicht aus Fiberglas. Der Karbonhelm ist zwar nicht leichter als ein Helm aus Fiberglas, dafür aber viel härter. Diese Eigenschaft ist besonders in einem Formel 1-Auto entscheidend. Die Fahrer sitzen in einem offenen Cockpit. Deshalb muss der Helm höhere Einschlagkräfte aufnehmen können.

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Wieviel Technik steckt hinter so einem Helm?
Bürger: Es gibt zum Beispiel ein Arai-Patent auf die herausnehmbaren Backenpolster. Bei einem Unfall kann der Arzt an einem Band ziehen und so den Helm leichter abnehmen. Beim kommenden Rennen in Spa könnte aufgrund der oft wechselnden Wetterbedingungen das Heizvisier zum Einsatz kommen. Im Visier befindet sich ein Gel, das mit Strom aus dem Auto elektrisch aufgewärmt wird. So kann es nicht beschlagen.

In der Formel 1 geht es um Tausendstelsekunden. Spielt der Helm auch sportlich eine Rolle, zum Beispiel bei der Aerodynamik?
Bürger: Nein, ein Helm macht auf der Stoppuhr durch seine Form allein keinen Unterschied. Wenn ein Fahrer wie Mark Webber etwas größer ist und weiter aus dem Cockpit herausschaut, kann es aber schon mal sein, dass er andere aerodynamische Hilfsmittel am Helm hat, als sein Teamkollege Sebastian Vettel. Je weniger aus dem Cockpit herausschaut, desto weniger aerodynamische Hilfsmittel braucht man. Auch der Komfort ist nicht zu unterschätzen. Beim Fahren strömt die Luft mit besonders hoher Geschwindigkeit über den Helm. Dabei entsteht ein so genannter "Lift". Der Helm wird nach oben gezogen. Das kann dem Fahrer mit bis zu 60 Kilogramm am Kinnband ziehen. Die Flügel sorgen dafür, dass der Helm nach unten gedrückt wird.

Welche grundlegenden Funktionen hat ein Helm in der Formel 1?
Bürger: Die Sicherheit des Fahrer zu garantieren, ist natürlich die wichtigste Funktion eines Helms. Daneben ist der Helm auch das Gesicht des Rennfahrers. Es ist in der Formel 1 das einzige Teil, dass aus dem Auto herrausschaut. Die individuelle Lackierung ist ein persönliches Markenzeichen. Der praktische Nutzen wie der Schutz vor Fliegen oder vor dem Dreck auf der Strecke, spielt aber auch eine große Rolle.

Wieviele Helme braucht ein Formel 1-Fahrer im Jahr?
Bürger: In der Regel sind es fünf bis zehn Helme. Das hängt jedoch stark von den Teams ab. Bei großen Teams wie Red Bull, McLaren oder Ferrari wechseln öfter mal die Sponsoren oder sie verwenden die Helme für Marketingaktionen. Sebastian Vettel fährt beispielsweise nach einem Sieg kein zweites Mal mit diesem Helm.
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