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Westfield Cup
22.10.2010

Jan Lammers gewinnt bei seinem Debüt, Claeijs Sieger

Letztes Wochenende kam der größte Markencup der Niederlande wieder in Aktion. Der Westfield Racing Cup trug sein letztes Rennen auf niederländischem Boden aus und im Streit um den Titel in der Niederländischen Meisterschaft fiel eine Entscheidung. Als Gastfahrer im RTL GP-Boliden war niemand Geringerer als der frühere Formel-1-Fahrer Jan Lammers anwesend, der unmittelbar seine Geschwindigkeit und seine Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellte.

Bereits in der Qualifikationsrunde zeigte Lammers was er kann, aber da der erfahrene Rennfahrer bei gelber Flagge ins Schleudern geriet, wurde er von der Rennleitung zur Strafe auf die fünfte Startposition zurückgesetzt. Meisterschaftsführer Francois Claeijs sicherte sich die Poleposition, mit Roel Meijer an seiner Seite. Die zweite Reihe besetzten John Pronk und Willem Vriend, gefolgt von Lammers auf Position fünf. Es wurde schnell deutlich, dass dem früheren Sieger des 24-Stunden-Rennens in Le Mans niemand das Wasser reichen konnte und er ließ mühelos einen Konkurrenten nach dem anderen hinter sich. Nach einigen Runden konnte Lammers auch den Spitzenfahrer Claeijs überholen und einen großen Vorsprung zwischen sich und seinem Verfolger aufbauen. Lammers fuhr schließlich mehr als zehn Sekunden vor Claeijs über die Ziellinie, aber Claeijs hatte sich tapfer geschlagen und konnte mit diesem zweiten Platz frühzeitig den Meisterschaftstitel für sich beanspruchen. Wenn sein gefährlichster Gegner Hans Wellink das folgende Rennen gewinnen und Claeijs ausfallen würde, bestünde die Möglichkeit auf einen Punktegleichstand, aber da Claeijs öfter von der Poleposition gestartet war, würde er sogar in diesem Fall den Sieg davontragen. Wellink kam als Dritter ins Ziel, vor Meijer und Pronk.

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Im zweiten Renndurchlauf durfte Lammers aufgrund seines Sieges im ersten Rennen von der Poleposition aus starten und verschwand schon bald am Horizont. Lammers konnte erneut einen großen Vorsprung herausfahren und gewann dieses Rennen mit sechzehn Sekunden Vorsprung vor seinem ersten Verfolger. Francois Claeijs konnte sich einen weiteren zweiten Platz und damit auch den definitiven niederländischen Meistertitel sichern. Hans Wellink wurde Dritter, wiederum gefolgt von Meijer und Pronk.

„Ich freue mich natürlich über meinen Sieg, aber in erster Linie handelt es sich hierbei um eine Gentlemanmeisterschaft“, erklärte Lammers gegenüber RaceXpress.com. „Außerdem habe ich wesentlich mehr Erfahrung als die anderen Fahrer, von denen die meisten erst ein oder zwei Jahre dabei sind. Das ist ihnen gegenüber kein ehrlicher Wettkampf. Das Fahren in dem Wagen ist ein Hochgenuss und es war das erste Rennen dieses Jahr, aus dem ich als Sieger hervorging. Ich war natürlich glücklich über meinen Sieg, aber die Klasse selbst hat auch einen besonders hohen Spaßfaktor. Das Auto bietet genauso viel Rennvergnügen wie ein Formel-Ford. Ich bin erstaunt über das Preis-Unterhaltungs-Verhältnis. Das Konzept ist großartig und ich hoffe, dass das in den kommenden Jahren so bleiben wird. Es wäre gut, wenn die Organisation der Versuchung widerstehen kann, die Klasse teurer zu machen. Eine gleichzeitig unkomplizierte und gute Organisation ist eine Kunst für sich und im Augenblick funktioniert das hervorragend. Hier geht es ganz altmodisch darum, so richtig Gas zu geben und alle Teilnehmer sind mit voller Begeisterung dabei. ”

Der glücklichste Teilnehmer war natürlich der frischgebackene Gewinner des Meistertitels: „Ich bin im freien Training auf Nummer Sicher gegangen. Die Bahn war glatt und ich konnte nicht richtig sehen, ob es sich dabei um eine Ölspur oder um Eisbildung handelte. Ich wusste genau, was ich wollte: als einer der ersten Fünf ins Ziel kommen. Ich war also beim Training besonders vorsichtig und habe meine Kräfte für die Qualifikationsrunde gespart, in der die Eisbildung ganz sicher kein Hindernis mehr sein würde. Ich begann den Durchlauf mit neuen Reifen und machte in den ersten Runden schon richtig Tempo. In der vierten Runde verlor ich einen Kotflügel, aber ich wusste, dass meine Rundenzeit gut genug war, um als einer der ersten Drei an den Start zu gehen. Durch die Strafe für Lammers konnte ich schließlich sogar von der Poleposition aus starten.”

„Im ersten Rennen konnte ich mich damit abfinden, dass Jan schneller was. Ich musste vor allem darauf achten, vor Wellink zu bleiben, der mein gefährlichster Gegenspieler war. In der Anfangsphase ging das gut, aber in den letzen drei Runden verschmutzte eine dicke Ölspur die ganze Bahn. Mein erster Gedanke war: Das darf kein Grund sein, um den Meistertitel nicht zu holen! Ich fuhr also etwas ruhiger, bis Wellink wieder viel zu dicht aufgeschlossen hatte. In dem Augenblick war es weniger glatt, so dass ich Gas geben und ihn hinter mir lassen konnte.“

„Ich wusste schon vor dem zweiten Rennen, dass ich Meister geworden war. Wellink hätte noch einen Gleichstand erzielen können, wenn er den zweiten Durchlauf gewinnen und ich ausfallen würde, aber in dem Fall hätte ich trotzdem aufgrund meiner Polepositions gewonnen. Aus diesem Grund musste ich mir beim Fahren keine großen Gedanken machen. Nach einem schlechten Start saß ich in der ersten Runde hinter Wellink fest, aber in der zweiten Runde zog ich in der Tarzankurve an ihm vorbei. Ich hatte es einfach satt: ‚Los Junge, Gas geben’, habe ich gedacht. Alles lief wie am Schnürchen und in der dritten Runde sauste ich schreiend vor Freude über die Gerade. Ich musste mich natürlich noch konzentrieren, aber dieses Rennen bin ich mit voller Begeisterung gefahren.”

„Dies ist mein erster Meistertitel in dieser Klasse. Im ersten Jahr hatte ich viele Punkte und war ganz nahe dran, aber dann baute ich in der Schlussphase der Saison einen Unfall, woraufhin wir den Wagen nicht mehr flott bekamen. In der vorigen Saison hatte ich einen schlechten Anfang und benötigte ich Zeit, um Vertrauen zu fassen. Dieses Jahr ging es ab dem ersten Tag gut, auch wenn ich in den ersten drei Rennen immer wieder ausgefallen bin. In dem Augenblick war ich mir sicher, dass ich den Titel vergessen kann, aber seitdem ist es großartig gelaufen. Auf europäischem Niveau war es nicht ganz so gut, aber ich bin überglücklich mit meinem niederländischen Titel. Ich bin nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit von der Partie, es ist einfach der beste niederländische Cup.“

Henk van der Spoel erlebte vermutlich das einzigartigste Rennen der Saison, da er einige Runden nur im vierten Gang fahren konnte. „Ich qualifizierte mich für die neunte Position, aber viele der Fahrer fuhren in nur Zehntelsekunden Abstand voneinander. Das erste Rennen war ein spannender Wettkampf mit vielen Duellen, in dem ich letztendlich als Fünfter über die Ziellinie kam. Ich fuhr das ganze Rennen konsequent in hohem Tempo. Das zweite Rennen begann ich mit einem schlechten Start, wie so oft in dieser Saison. In der Öffnungsrunde konnte ich jedoch einen Platz zurückerobern und in einem großen Feld mitfahren. Ab der vierten Runde konnte ich allerdings nur noch im vierten Gang fahren, denn der Schaltknüppel war abgerissen! In der letzten Runde des Rennens fuhr ich in nur einem Gang eine Rundenzeit von 2.02 Sekunden! Ich bin schließlich Elfter geworden, aber ich habe riesigen Spaß gehabt. Es war wieder einmal ein ganz besonderes Wochenende und ich habe einige sehr spannende Zweikämpfe gefahren. Vom dritten bis zum achten Platz war es ein großer Block, unglaublich.”

Es bleibt nicht viel Zeit zum Ausruhen, denn jetzt macht sich die Westfieldkaravane auf den Weg zum Nürburgring in Deutschland, wo nächstes Wochenende das große Finale stattfinden wird, das für den Westfield Euro Cup mitzählt.
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