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ROTAX MAX Challenge
22.08.2010

RMC in Wittgenborn - Titelkämpfe spitzen sich zu

Der Vogelsbergring in Wittgenborn war am 22. August Austragungsort des sechsten Saisonlaufs der Deutsch-Österreichischen DMV ROTAX MAX Challenge. Über 120 Teilnehmer waren auf die hochgelegene Strecke in Hessen gereist, um bei hochsommerlichen Temperaturen das vorletzte Rennen des Jahres zu bestreiten. Ebenso heiß wie das Wetter verliefen auch die Rennen, die am Sonntagabend bereits die ein oder andere Vorentscheidung im Titelkampf herbeiführten und den Kreis der Titelfavoriten schrumpfen ließen...
MICRO-Cup: Doppelsieg für Glania
Das Feld der Jüngsten lag diesmal eindeutig in der Hand von Luis-Miguel Glania (EA), der die Heimreise mit der maximalen Punkteausbeute antreten durfte. Im Zeittraining musste er sich allerdings mit Platz zwei hinter Fabian Hellwig (CRG) zufrieden geben. Im Prefinale kämpfte er sich dann an Hellwig vorbei, der das Rennen letztlich als Zweiter - inklusive schnellster Rennrunde - beendete. Rang drei ging derweil an Glanias Titelrivalen Jonathan Judek (M-Tec). Diese drei Hauptakteure waren auch im Finale tonangebend, wobei Glania einen dominanten Start-Ziel-Sieg feierte und Hellwig sich haudünn vor Judek behaupten konnte. Für das Saisonfinale in Hahn bleibt die Titelfrage weiterhin offen. Das Duell Judek gegen Glania wird im Hunsrück die Entscheidung bringen müssen.
MINI-Cup: Wetzels dominant, dahinter alles offen
Wieder einmal war es der vorzeitige Meister Gino Wetzels (Birel), der dem Feld der MINI-Fahrer seinen Stempel aufdrückte: Der Pole-Position im Zeittraining folgte erneut der Doppelsieg. Die lupenreine Bilanz des Überfliegers konnte auch auf dem Vogelsbergring nicht gebrochen werden. Trotzdem verliefen die Rennen auf den Verfolgerplätzen extrem spannend und ausgeglichen.
Im Prefinale konnte RMC-Debütant Cem Bölükbasi (M-Tec) die Führung übernehmen und zunächst tapfer in Front verteidigen - immerhin waren ihm bis zu zehn Konkurrenten dicht auf den Fersen. Aber schon in der dritten Runde stellte Wetzels die Hackordnung wieder her, setzte sich schnell ab und gewann am Ende mit über sieben Sekunden Vorsprung. Doch die verbliebenen neun Kandidaten balgten sich sehenswert um die Ehrenplätze. Erst kurz vor Rennende fiel die Entscheidung und so war es Bölükbasi, der den D-Zug bestehend aus Michelle Halder (Swiss Hutless), Roman Schwedt (Intrepid), Christopher Dreyspring (Energy), Nils Laub (Birel), Leon Stork (Haase), Felix Kotyk (Intrepid), Lucas Ayrton Mauron (Birel) und Julian Müller (Kombi) über die Ziellinie führte.
Ein ähnliches Bild im Finale: Während Wetzels diesmal vom Start an zum Sieg fuhr, flogen dahinter die Fetzen. Die Zweit- und Drittplazierten Bölükbasi und Schwedt kamen sich frühzeitig ins Gehege und brachten sich nach dieser Rangelei selbst um alle Chancen. Davon profitieren konnten Halder und Dreyspring, die die geerbten Podiumsplätze auch sicher nach Hause bringen sollten. Besonders Dreyspring freute sich am Abend über den Sprung aufs Treppchen: "Das hätte ich nicht gedacht. Im Prefinale ist meine Brille plötzlich in der Mitte durchgebrochen und ich konnte meine Position noch so eben verteidigen. Fürs Finale mussten wir sie dann notdürftig flicken und hoffen dass sie hält."
JUNIOR-Cup: Kremer gewinnt Heimspiel
Der Titelkampf bleibt weiterhin offen. Dafür sorgte Moritz Kremer (Intrepid) bei seinem Heimspiel. Von der Pole-Position aus gestartet, konnte der Lokalmatador im Prefinale einen sauberen Start-Ziel-Sieg feiern und Benedikt Gentgen (EA) und seinen schärfsten Titelrivalen Luka Kamali (CRG) auf die Plätze verweisen.
Leider verlief das Finale weniger reibungslos. Nach dem Start hatte sich diesmal Gentgen in Führung setzen können, bevor Kremer nach fünf Runden erfolgreich konterte. Diesmal gelang es Kremer jedoch nicht, sich von den Verfolgern zu lösen, die Ihrerseits kräftig drückten. Zum Rennende blies Gentgen zum Angriff und auch Kamali witterte Siegerluft. Plötzlich ging es zu dritt in die Kurve und es schien als könne Kamali die beiden Vordermänner überrumpeln. Doch dann zog der CRG-Pilot nach einem Rempler den Kürzeren und fiel sogar auf Position vier zurück. Vorne ging derweil Gentgen als Gewinner dieses spektakulären Manövers hervor. Die verbliebenen Runden konnte er sich gekonnt gegen die Angriffe Kremers zur Wehr setzen und den Sieg ins Ziel retten. Doch das war noch nicht das letzte Wort. Nach dem Rennen erhielt Gentgen eine 10-Sekundenstrafe wegen Frühstarts, die ihn auf Position sieben zurückwarf. Kremer erbte den Sieg am "Grünen Tisch" vor Anna-Lisa Dreyspring (Energy) und Luka Kamali, was den Titelkampf weiterhin offen hält.
JUNIOR-World: Zweiter Saisonsieg für Julian Wagner
Tabellenführer Larry ten Voorde (EA) schien auch in Wittgenborn das Maß der Dinge zu sein. Nach der Bestzeit im Zeittraining konnte er im Prefinale ebenfalls glänzen und das Rennen vor Moritz Oberheim (Energy), Julian Wagner (M-Tec), Corinna Kamper (Intrepid) und Stefan Locsmandi (Intrepid) gewinnen.
Das Finale hätte sodann bereits eine Vorentscheidung im Titelkampf herbeiführen können, doch es sollte anders kommen. Diesmal erwischte Wagner den besten Start, indem er sich knallhart an die Spitze katapultierte. Leicht hatte es der Österreicher aber nicht, denn mit ten Voorde, Oberheim, Locsmandi und Kamper hatte er über die gesamte Renndistanz vier absolut ebenbürtige Gegner im Nacken. Das große Positionswechseln blieb jedoch aus und so fiel die endgültige Entscheidung durch höhere Gewalt: In der letzten Runde musste ausgerechnet Tabellenführer ten Voorde sein Kart im Aus abstellen - Diagnose Kettenriss und ein schmerzlicher Punkteverlust. Des einen Leid, des anderen Freud - Wagner brachte unbeeindruckt vom Pech seines Verfolgers seinen zweiten Saisonsieg in trockene Tücher und wahrte sich so, wie am Ende auch der Drittplatzierte Oberheim, noch alle Chancen auf den Meistertitel. Für den Showdown im Hunsrück darf man somit einen spannenden Dreikampf erwarten.
MAX-Cup: Dritter Sieg in Folge für Tuszynski
Nach Ampfing und Wackersdorf fügte Dennis Tuszynski (Zanardi) seiner Erfolgsbilanz einen weiteren Sieg hinzu. Der Pilot vom Team Beule-Kart sicherte sich die Pole-Position und feierte danach zwei nie gefährdete Siege in beiden Rennen. Diese verliefen äußerst unspektakulär und waren jeweils schon nach dem Start entschieden: Im Prefinale komplettierten Christoph Turi (CRG), Alessio Curto (CRG) und Iris Perey (M-Tec) die Verfolgerpositionen, während im Finale lediglich Turi und Curto die Positionen tauschten. Die Leistungsdichte an der Spitze war an diesem Wochenende einfach zu ausgeglichen, als dass es zu einem spannenderen Schlagabtausch hätte kommen können. Nicht einmal eine Zehntelsekunde trennte die Bestzeiten der vier Hauptdarsteller in beiden Rennen. In der Meisterschaft konnte Tuszynski weiterhin Boden gut machen, denn (noch) liegt Turi an der Tabellenspitze, was bei der derzeitigen Höchstform Tuszynskis auf ein wirklich spannendes Finale schließen lässt.
MAX-World: Kancsar siegt erneut
Das Feld der 22 MAX-World-Piloten stand einmal mehr im Zeichen von Ferenc Kancsar (Intrepid), der der Konkurrenz schon im Qualifying um fast drei Zehntelsekunden enteilte. Diesen Abstand konnte der für Österreich startende Ungar auch im Prefinale umsetzen, was sich letztlich in einem souveränen Start-Ziel-Sieg widerspiegelte. Auch die Positionen dahinter waren eine klare Angelegenheit und gingen an Simon Wagner (M-Tec) und Lokalmatador Maximilian Gunkel (Intrepid). Im Kampf um Position vier setzte sich am Ende Philip Wendt (Intrepid) knapp gegen Patrick Lumma (M-Tec) durch.
Mit einem Bombenstart eröffnete dann Gunkel das Finale, indem er sich sofort an die Spitze bugsierte. Auch Wagner kam gut weg, setzte sich auf Position zwei und verdrängte Prefinalsieger Kancsar auf Rang drei. Letzterer ließ aber nicht lange auf sich warten, verwies Wagner wieder in seine Schranken und legte sich nur wenige Runden später auch den Führenden Gunkel zurecht. Für Kancsar war der Weg zum Doppelsieg damit frei. Wagner brachte erneut den zweiten Platz ins Ziel, während Gunkel sich wiederum mit Rang drei zufrieden gab. Für Spannung sorgte das Duell um Platz vier, auf welchem sich Lumma lange Zeit behaupten konnte. Doch gegen Rennende hatte Michaela Engelhard (Energy) die besseren Reserven und gab ihrem männlichen Kollegen das Nachsehen.
DD2-Cup: Schirmer feiert Premierensieg
Marcel Schirmer (Haase) überraschte die Konkurrenz schon im Zeittraining mit der Bestzeit. Dass dies kein Zufall war, stellte der Pilot aus dem Team Tom-Tech im Prefinale klar. Nach 16 Runden feierte er einen eindrucksvollen Start-Ziel-Sieg. Dahinter fuhr Tabellenführer Nils-Hendrik Jung (CRG) ein unauffälliges Rennen auf dem sicheren zweiten Platz zu Ende. Spannender gestaltete sich das Duell um Platz drei, in welchem sich letztlich Timo Weisgerber (Sodi) gegen Maurice Schiwy (CRG) durchsetzen konnte.
Schirmer war auch im Finale unschlagbar. Zu keiner Zeit stand sein Sieg in Frage, was vor allen Dingen daran lag, dass sich insgesamt acht Piloten um den zweiten Platz stritten! Nils Hendrik Jung, Maurice Schiwy, Timo Weisgerber, Steffen Widmann (Zanardi), Daniel Lampmann (Wildkart), Andre Banaszak (Zanardi), Daniel Stübinger (Intrepid) und Thomas Piert (M-Tec) meldeten allesamt ihre Ansprüche auf einen Podestplatz an und sorgten über weite Strecken des Rennens für packende Positionskämpfe. Beim Fallen der Zielflagge komplettierten dann Jung und Schiwy das Podium. Jung hatte am Abend doppelten Grund zur Freude, denn ihm ist der Titelgewinn in Hahn eigentlich nicht mehr zu nehmen.
DD2-World: Überraschungssieg für Fleischmann
Die DD2-World-Klasse hatte in Wittgenborn zahlreiche Überraschungen parat. Den Anfang machte Martin Grupe (CRG), der die Konkurrenz im Zeittraining relativ deutlich in Grund und Boden fuhr und sich die Pole-Position sichern konnte. Im Prefinale verteidigte Grupe zunächst seine Spitzenrolle, musste sich dann aber Patrick Henke (Zanardi) geschlagen geben und sogar noch einen Ausritt in die Wiese verkraften, der ihn am Ende auf den enttäuschenden siebten Platz zurückwarf. Henke hatte hingegen alles im Griff und brachte den Sieg sicher ins Ziel. Eine böse Überraschung gab es für Sascha Haida (Birel). Der Zweitplatzierte des Prefinales wurde aufgrund eines Fehlstarts mit 20 Sekunden bestraft, was somit nur Rang zehn bedeutete. Davon profitierten Tabellenführer Andre Huber (M-Tec) und Philipp Roebers (CRG), die dadurch auf die Positionen zwei und drei vorrückten.
Die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: Beim Start des Finales gerieten Henke, Huber und Alexander Möhring (Haase) aneinander, was für alle drei das vorzeitige Aus und für den ein oder anderen auch ein krummes Chassis bedeutete. Nutznießer des Favoritensterbens war Maxi Fleischmann (Intrepid). Der letztjährige Weltfinalteilnehmer fand sich in der führenden Position wieder und hatte über die gesamte Renndistanz mit einem hartnäckigen Grupe im Schlepptau zu kämpfen. Fleischmann konnte die Attacken seines Hintermanns aber bis ins Ziel abwehren und seinen ersten Saisonsieg feiern. Auch Grupe war nach dem verkorksten Prefinale sichtlich zufrieden mit Rang zwei. Freude auch bei Kai Honne (CRG), der sich mit Platz drei seinen ersten Podestplatz in der DD2 holte. Und apropos Freude! Diese machte sich trotz des Ausfalls auch bei Andre Huber breit. Nach kräftiger Rechnerei liegt er praktisch uneinholbar an der Tabellenspitze und kann sich schon vor dem Saisonfinale über seinen zweiten RMC-Titel freuen.
Wieder einmal hatte Wettergott Petrus das Renngeschehen verschont und sich den großen Wolkenguss bis zum Schluss aufgehoben, denn fast schon traditionell öffneten sich pünktlich zur Siegerehrung die Schleusen. "Wir scheinen einen guten Draht nach oben zu haben", waren sich RMC-Präsident Peter Kessler und RMC-Organisator Uwe Jäger am Abend einig. "Wir haben die Veranstaltung heute sehr zügig, reibungslos und vor allen Dingen trocken über die Bühne gebracht. Die Rennen waren ausgeglichen wie nie und die Entscheidungen um den Titelkampf sind weitgehend auf Hahn vertagt. Wir blicken schon jetzt gespannt auf ein heißes Finale im Hunsrück."
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