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Porsche Super Cup
12.09.2010

René Rast: "Wichtig ist, dass ich Spaß habe"

René Rast machte es spannend bis zum Schluss: Erst beim Finale in Monza sicherte sich der 23-jährige Rennfahrer aus Steyerberg am Sonntag den Gewinn des Porsche-Mobil1-Supercup.

„Das war ein harter Kampf“, sagte er nach dem letzten Saisonrennen des schnellsten internationalen Markenpokals der Welt. „Ich bin total glücklich, dass ich den Titel gewonnen habe. Das war mein großes Ziel.“

Eigentlich war er schon im Vorjahr ein Kandidat für den Titel. Das Talent war da, was noch fehlte, war die Erfahrung. Als er zur Saisonmitte in Silverstone seinen ersten Sieg feierte, war der Meisterschaftszug schon abgefahren. Fünf Siege holte er 2009 und war am Ende doch nur Vizemeister. In dieser Saison hat er vier Rennen gewonnen und auch den Titel. „Wenn man eine Meisterschaft gewinnen will“, sagt er, „muss man auch mal zurückstecken können. Das ist nicht einfach, weil ein Rennfahrer immer gewinnen will. Doch diese Lektion habe ich gelernt.“

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In dieser Saison ließ er sich mit seinem ersten Sieg nicht so lange Zeit. Im Gegenteil: In Bahrain gewann er beide Auftaktrennen von der Pole-Position und unterstrich damit eindrucksvoll seine Titelambitionen. Dass er in Barcelona leer ausging, war nicht weiter schlimm, weil er gleich darauf in Monaco siegte und dann auch noch in Valencia. Der Druck, dem der Spitzenreiter im Porsche-Mobil1-Supercup mit seinem hochklassigen Starterfeld in jedem Rennen ausgesetzt ist, bereitete dem Fahrer vom Team Al Faisal Lechner Racing keine Probleme. Mit Druck konnte er schon immer gut umgehen. „Ich gehe jedes Rennen ruhig und besonnen an“, sagt er, „alles andere bringt nichts.“ Der Beweis: In dieser Saison startete er bei vier Rennen von der Pole-Position. Und wenn er ins Ziel kam, stand er, bis auf Monza, auch auf dem Podium. Eine eindrucksvolle Erfolgsbilanz.

Die starke Konkurrenz im Porsche-Mobil1-Supercup betrachtete er nie als Problem, sondern als Herausforderung. Mit dieser Einstellung ist er schon als Knirps ganz gut gefahren: Mit vier Jahren bestritt er sein erstes Rennen – mit einem Elektroauto auf einem Supermarkt-Parkplatz in seinem Heimatort Steyerberg. „Meine Gegner waren gut und gerne doppelt so alt wie ich“, erinnert er sich, „den Sieg habe ich mir trotzdem nicht nehmen lassen.“ Nach einem kurzen Abstecher zum Motocross setzte ihn sein Onkel als Siebenjährigen in ein Kart. Von diesem Zeitpunkt an arbeitete er konsequent an seiner Rennfahrerkarriere: 2003 und 2004 war er in der Formel BMW unterwegs, 2005 gewann er den VW Polo Cup, 2006 wurde er Vizemeister in der Seat Leon Supercopa. Am Steuer eines Porsche 911 GT3 Cup saß er erstmals 2007, ein Jahr später gewann er den Porsche Carrera Cup Deutschland.

„Für mich war immer nur wichtig, dass ich Rennen fahren kann. Rennen mit schönen Autos und am besten auch noch mit schnellen Autos. Die Rennserie war mir eigentlich egal“, sagt René Rast. Daran hat sich bis heute nichts geändert: „Wichtig ist, dass ich Spaß habe. Wenn ich dann auch noch meinen Lebensunterhalt damit verdienen kann, umso besser.“

Trotz aller Begeisterung ist René Rast keiner, der 24 Stunden am Tag nur Motorsport im Kopf hat. „Ich nehme das alles sehr ernst, ganz klar, aber etwas Ablenkung muss schon sein“, sagt er. Wenn er zu Hause ist, findet er diese Ablenkung beim Sport, vor allem auf dem Rennrad, beim Fitnesstraining – und am Kickertisch in seinem Elternhaus. Gerne geht er auch ins Kino oder trifft sich einfach nur mit Freunden. Das ist die Abwechslung, die er zwischen den Rennen braucht. Wobei selbst dafür in den nächsten Monaten nicht allzu viel Zeit bleibt. Im Januar beendet er seine Ausbildung zum Bürokaufmann mit der Abschlussprüfung und muss dafür, wie er schmunzelnd sagt, „schon noch das eine oder andere Lehrbuch aus der Ecke holen. Während der Rennsaison ist das Lernen leider etwas zu kurz gekommen.“

Sein Titelgewinn ist so gesehen vielleicht auch eine vorgezogene Belohung für die bestandene Prüfung. Auf jeden Fall aber eine gute Gelegenheit zum Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr. So sagt René Rast über...

... die Saison 2010:
„Ein tolles Jahr. Ich habe vier Rennen gewonnen, wurde einmal Zweiter und zweimal Dritter. Und das alles mit einem neuen Team.“

... den Schlüssel zu seinem Erfolg:
„Das war mit Sicherheit unsere Konstanz. Wir waren in jedem Rennen schnell, waren vom Speed her immer unter den ersten Drei. In einem Markenpokal mit so vielen starken Fahrern wie im Porsche-Mobil1-Supercup ist es ganz besonders wichtig, dass man immer vorne mit dabei ist. Ohne diese Konstanz gewinnt man vielleicht das eine oder andere Rennen. Man wird aber nicht Meister.“

... seinen schönsten Sieg:
„Die Auftaktrennen in Bahrain zu gewinnen, war eine große Erleichterung. Vor der Saison war ich mir nicht so sicher, ob das alles so klappt, wie ich mir das vorstellte. Doch von da an wussten alle: Der kämpft um die Meisterschaft, obwohl er in einem neuen Team fährt. Bahrain hat gezeigt, in welche Richtung es in dieser Saison geht. Das war schon sehr wichtig.“

... sein Team Al Faisal Lechner Racing:
„Ein sehr professionelles Team. Mit den Mechanikern und Ingenieuren kam ich von Anfang an sehr gut klar, obwohl wir uns vorher ja noch nicht kannten. Wir hatten zur Saisonvorbereitung nur einen Testtag in Bahrain, aber schon da hat man gesehen, dass es mit uns sehr gut funktioniert. Es gab eigentlich nie Probleme. So ein Team wünscht man sich als Rennfahrer. Die Mannschaft von Walter Lechner ist schon sehr lange im Geschäft. Vermutlich ist das auch der Grund, warum sich alle so gut auf einen neuen Fahrer einstellen können.“

... seine Stärken:
„Ich habe gelernt, dass man auch mal zurückstecken muss, wenn man eine Meisterschaft gewinnen will und auch mal mit einem zweiten oder dritten Platz zufrieden sein muss. Klar, ein Rennfahrer will immer gewinnen, das steckt in einem drin. Wenn man nicht Erster wird, ist man nicht zufrieden. Es macht aber einen guten Rennfahrer aus, dass er auch in einer schwierigen Situation die Nerven behält und keinen Blödsinn macht, sondern sich sagt: Gut, jetzt nehme ich halt die Punkte für den zweiten oder dritten Platz mit und greife dann im nächsten Rennen wieder an.“

... seine Träume:
„Ich will weiter Rennen fahren. Das zu tun, was man am liebsten macht und dann auch noch davon leben zu können – das ist ein Privileg, für das ich sehr dankbar bin. Und für das ich auch in Zukunft mein Bestes geben werde.“
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