In der 30-minütigen Superpole-Session traten am Freitagnachmittag die 20 Bestplatzierten des Qualifyings im Einzelzeitfahren gegeneinander an. Die GT3-Rennwagen starteten im Minutentakt auf den 7,004 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs in den belgischen Ardennen. Für jedes Fahrzeug zählte dabei die bessere von zwei fliegenden Runden. Von den insgesamt elf Porsche 911 GT3 R, die an den diesjährigen 24 Stunden von Spa-Francorchamps teilnehmen, hatten am Donnerstagabend gleich vier den Sprung in diesen Wettbewerb der Top 20 geschafft. Sie kämpften somit auf trockener, zunächst 26 Grad Celsius warmer Strecke und moderaten Lufttemperaturen von 18 Grad um die Pole-Position.
Von den vier 911 GT3 R-Fahrern ging Joel Sturm als erster auf die Strecke. Als einem von wenigen Teilnehmern gelang dem Brühler mit dem bis zu 416 kW (565 PS) starken Nummer-92-Porsche des Kundenteams Herberth Motorsport dabei ein Kunststück: Er konnte seine bereits gute Zeit der ersten fliegenden Runde im zweiten Anlauf in 2.16,127 Minuten noch einmal um fast eine halbe Sekunde verbessern. Für ihn und seine Mitfahrer Rolf Ineichen aus der Schweiz und Tim Heinemann aus Deutschland sprang am Ende der neunte Startplatz heraus, gleichbedeutend mit der ersten Position unter den Rennwagen aus der Gold-Wertung.
Laurin Heinrich hatte bereits ein starkes Ergebnis im Blick, als er am Ende seiner ersten Zeitrunde den Bremspunkt vor der letzten Schikane knapp verpasste. Im zweiten Versuch verbesserte sich der Würzburger noch auf den elften Rang. Der amtierende IMSA GTD Pro-Champion teilt sich den Porsche des französischen Teams Schumacher CLRT mit DTM-Laufsieger Ayhancan Güven und Klaus Bachler aus Österreich, dem aktuellen Champion der FIA Endurance-Trophy für LMGT3-Fahrer.
Patric Niederhauser setzte im Porsche von Rutronik Racing mit der Nummer 96 bei seinem ersten Versuch eine Rundenzeit von 2.16,668 Minuten, an die er auf seiner zweiten Runde nicht mehr herankam. Der Schweizer tritt gemeinsam mit dem Belgier Alessio Picariello und Sven Müller aus Deutschland an. Das Trio startet am Samstag von der 15. Position ins Rennen.
Pech hatte Porsche-Werksfahrer Mathieu Jaminet: Nach seinem ersten Anlauf in 2.17,068 Minuten musste er den zweiten Versuch abbrechen, weil nach einem Unfall die Superpole-Session vorübergehend gestoppt wurde. Er durfte anschließend noch eine weitere fliegende Runde antreten, verpasste seine eigene Bestzeit auf denselben Reifen aber knapp. Zusammen mit dem Australier Matt Campbell – die beiden führen mit dem Hybridprototypen 963 von Porsche Penske Motorsport aktuell die nordamerikanische IMSA-Serie an – und dem Dänen Bastian Buus nimmt der Franzose die 24 Stunden von Spa-Francorchamps von Platz 17 in Angriff.
„Wir sind leider weit unter unseren Erwartungen geblieben – auch wenn ich die Vorstellung von Joel Sturm hervorheben möchte: Mit Rang neun in der Superpole-Session für Herberth Motorsport und Platz eins unter den Gold-Cup-Teilnehmern hat er bewiesen, dass er einen super Job macht“, so Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3 R. „Laurin Heinrich ist auf seiner schnellen Runde leider ein kleiner Fahrfehler unterlaufen, damit lag für ihn keine Topzeit mehr in Reichweite. Position 15 für Patric Niederhauser und das Team Rutronik Racing ist ein solides Ergebnis. Mathieu Jaminet fuhr leider in eine Rot-Phase hinein. In seinem zweiten Anlauf konnte er die Reifen nicht mehr in das benötigte Arbeitsfenster bringen. Egal: Wir konzentrieren uns jetzt aufs Rennen, abgerechnet wird hier in Spa-Francorchamps erst nach 24 Stunden auf dieser anspruchsvollen Strecke.“
Mit 75 genannten Rennwagen stellt der 24-Stunden-Klassiker auf dem Ardennen-Kurs die weltweit größte Veranstaltung für GT3-Fahrzeuge dar. Das Rennen zählt als jeweils dritter Lauf zum GT World Challenge Europe Endurance Cup (GTWC) und für die Intercontinental GT Challenge (IGTC). Fahrer und Teams erhalten für die GTWC nach sechs, zwölf und 24 Stunden Punkte. Die Website www.intercontinentalgtchallenge.comüberträgt das Rennen im mehrsprachigen Live-Stream.
Joel Sturm (Porsche 911 GT3 R #92): „Mir ist eine ziemlich gute Runde gelungen – ich glaube kaum, dass noch mehr möglich gewesen wäre. Mit der Pole-Position im Gold Cup haben wir unser Mindestziel erreicht, zudem starten wir als bester Porsche. In puncto Performance fehlt uns im Vergleich zur Konkurrenz aber noch ein bisschen. Schauen wir mal, wie es im Rennen für uns läuft.“
Laurin Heinrich (Porsche 911 GT3 R #22): „Wir haben uns einen Platz in den Top-10 erhofft, aber von der elften Position ins größte GT3-Rennen der Welt zu starten, ist auch keine schlechte Ausgangsposition. In der Superpole hat bei uns leider nicht alles einwandfrei funktioniert. Aber wir haben ein gutes Auto und noch ein Warm-up vor uns, in dem wir die letzten Feinanpassungen vornehmen können.“
Patric Niederhauser (Porsche 911 GT3 R #96): „Ich finde es immer cool, wenn ich hier in Spa die Superpole fahren darf. Unser 911 GT3 R hat sehr gut funktioniert und mir sind zwei gute Runden gelungen. Für ganz vorn hat es leider nicht gereicht, aber das Rennen ist lang – ich freu mich drauf.“
Mathieu Jaminet (Porsche 911 GT3 R #18): „Diese Session lief wegen der Roten Flagge wenig optimal für uns – der Abbruch kam mitten in meiner zweiten schnellen Runde. Danach musste ich es mit denselben Reifen noch einmal versuchen. Das ist natürlich suboptimal, aber so sind nun einmal die Regeln. Am Ende des Tages macht es auch keinen großen Unterschied, denn das Rennen dauert zweimal rund um die Uhr. Nichtsdestotrotz liegt für morgen noch ein wenig Arbeit vor uns.“
Ergebnisse Superpole-Session
1. (1. Pro) Loake/Kirchhöfer/Goethe (GBR/CHE/DEU), McLaren #59, 2.15,113 Minuten2. (2. Pro) Stolz/Gounon/Schiller (DEU/AND/DEU), Mercedes-AMG #17, 2.15,527 Minuten
3. (3. Pro) Vanthoor/Van der Linde/Wittmann (BEL/ZAF/DEU), BMW #31, 2.15,713 Minuten