Dienstag, 3. Dezember 2024
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Rallye Allgemein
16.06.2023

ADAC Eifel Rallye Festival: Die Spannung steigt

Die Vorbereitungen zum diesjährigen ADAC Eifel Rallye Festival (27. – 29. Juli 2023) laufen auf Hochtouren. Die Starterliste ist prall gefüllt und bietet eine vielfältige Auswahl an Fahrzeugen aus der Geschichte des Rallyesports. „Durch unser Motto ‚Die großen Klassiker‘ sind Fahrzeuge am Start, die es so bei uns noch nicht zu sehen gab“, erklärt Reinhard Klein, der als der Kopf von Slowly Sideways für die Zusammenstellung des Starterfeldes verantwortlich ist.

„Bei der Entwicklung zu dem, was wir heute unter Rallyesport verstehen, gab es Veranstaltungen, bei deren Einordnung wir uns etwas schwertun. Wenn zwei Menschen in einem Auto sitzen, einer fährt, der andere navigiert. Die beiden an fünf Tagen jeweils eine lange oder zwei kürzere Etappen auf Zeit mit einer Gesamtlänge von rund 3.500 Kilometern absolvieren und der Start im Minutenabstand erfolgt. Wenn es zudem an jedem Abend eine Servicepause gibt – dann ist das doch eindeutig eine Rallye. Oder nicht?“ Die Beschreibung gehört zum Rennen Carrera Panamericana, das von 1950 bis 1954 in Mexico stattfand und zweimal zur Sportwagen-Weltmeisterschaft zählte. In dieser Zeit wurden unter den gleichen Vorgaben auch Rallyes ausgetragen. Der Niederländer Hemmo Vriend bringt einen Aston Martin DB2/4 von der Carrera Panamericana von 1953 in die Eifel. „Da können die Fans sich selbst eine Meinung bilden, ob dieses berühmte Straßenrennen in Mexiko nicht doch eigentlich eine Rallye war“, erläutert Klein. Der Aston Martin erhöht erneut die Anzahl auf 47(!) verschiedene Automobilmarken, die bislang beim Festival am Start waren. Unterschiedliche Fahrzeug-Modelle – hier gibt es selbst unter Experten manchmal verschiedene Definitionen – waren bereinigt inzwischen über 200(!) in Daun. Das dürfte der überwiegende Teil der Modelle sein, die jemals auf Rallyepfaden unterwegs waren. Es wird immer schwieriger noch Modelle zu finden, die bislang noch nicht den Weg in die Vulkaneifel gefunden haben. Ein absolut neuer ist jedoch dabei: Erstmals rollt einer der im Rallye-Sport selten zu sehenden Opel GT durch die Vulkaneifel. Josef Schölderle pilotiert ihn so, wie er 1973 in der Deutschen Rallye-Meisterschaft bei der Sachs Baltic eingesetzt wurde.

Die Show-Macher: Das Vorauswagenfeld

Die Teilnehmer im Festival-Feld pilotieren teilweise Originale oder originalgetreu nachgebaute Zeugen aus der Geschichte des Rallyesports. Die Piloten müssen ihre Fahrweise auf den Demonstrationsstrecken in ihren unersetzlichen Boliden an die technischen Möglichkeiten und auch an die Lage auf dem Ersatzteilmarkt anpassen. Deshalb stimmt vor dem Festival-Feld eine Vorauswagentruppe die Fans auf das weitere Geschehen ein. Es handelt sich um eine Truppe von absoluten ‚Quertreibern‘, überwiegend auf Youngtimern unterwegs, die allerdings nicht dem strengen Reglement des Hauptfeldes unterliegen. ‚Chef‘ der Quertreiber ist Jürgen Lenarz, Mitglied im Orga-Team des Festivals und zweiter Vorsitzender des MSC Daun. „Bei der Auswahl der Teilnehmer legen wir besonderen Wert darauf, dass die Teams den Fans auch eine ordentliche Show bieten können“, verspricht Lenarz, der selbst aktiv dabei ist.
Auf zwei Piloten dürfen sich die Fans besonders freuen. Der zweifache Deutsche Rallye-Meister Ruben Zeltner bringt sein ‚Zebra‘ in die Eifel. Wie professionell der Wahl-Sachse seinen Rallye-911er bewegen kann, wird er auch in der Vulkaneifel wieder unter Beweis stellen. Dazu gesellt sich mit Reini Sampl ein weiterer Könner am Lenkrad. Sein Handikap, seit einem Skiunfall an den Rollstuhl gefesselt zu sein, hindert ihn nicht daran, am Lenkrad eine beeindruckende Show zu zeigen. Er bringt diesmal ein ganz besonderes Fahrzeug nach Daun. „Wir haben die Karosse eines klassischen Audi S1 quattro mit der modernen Technik eines Audi RS3 gefüllt. Das dürfte weltweit die einzige S1-Karosse sein, in der der Motor quer eingebaut ist.“

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Unter den zwei Dutzend ‚Quertreibern‘ sind die Saarbrücker Schumann-Brüder Jürgen und Peter in ihren Ford RS2000 zu finden oder Vater Gerhard und Sohn Björn Satorius (Toyota Yaris). Gerhard pilotiert seinen Toyota Corolla AE 86, mit dem er bereits 1983 unterwegs war. Als anerkannter Quertreiber und bekennender Festival-Fan ist der Saarländer Sascha Winter im BMW M3 Stammgast in der Eifel. Der Ferrari 308 GTB von Maurik van den Heuvel gehört sicherlich zu den akustischen Highlights der Truppe.

Das VIP-Feld füllt sich

So langsam klärt sich auch, wer welches Auto pilotieren wird. Harri Toivonen, der bislang in der Eifel noch nie weit gekommen ist, möchte mit einem Škoda Fabia Rallye2 Evo endlich auch die Zielrampe sehen. Audi Tradition bring zwei Schmuckstücke aus seiner Sammlung mit. Zum einen jenen Audi quattro 200, mit dem Hannu Mikkola die Safari Rallye 1987 gewann und den Sport Quattro S1, mit dem Walter Röhrl 1985 in Portugal fuhr. Pilotiert werden sie von Weltmeister Stig Blomqvist, der diesmal in charmanter Begleitung von Fabrizia Pons unterwegs ist und von Harald Demuth.

Thierry Neuville, der diesmal wegen Tests für den finnischen WM-Lauf nur als Zuschauer dabei sein kann, schickt seine beiden Brüder als Vertretung. Yannik Neuville pilotiert den Ford Fiesta WRC aus Thierrys WM-Saison 2013 und Tom Heindrichs darf aus dem Fundus seines großen Bruders den Citroën DS3 WRC steuern, mit dem Thierry 2012 in der WM unterwegs war. Aus der Sammlung von Wolf-Dieter Ihle stammt der VW Golf GTI, den Bruno Thiry pilotiert. Es ist das Original von Lars-Erik Torph bei der Safari Rallye 1988. Mit dem Suzuki Ignis Super 1600 aus seiner Saison in der Junior-WM 2002 bringt Niki Schelle wieder einen absoluten ‚Schreihals‘ in die Eifel. Rui Madeira startet in dem Mitsubishi Lancer Evo3, mit dem er 1995 die Gruppe-N-WM gewann. Rallye-Professor Rauno Aaltonen sitzt am Steuer eines nachgebauten Opel Kadett GTE, mit dem er 1976 die Safari Rallye bestritt. Kalle Grundel im Peugeot 309 GTI aus der DRM 1987, Jean-Pierre Nicolas in seiner Alpine A110 von der RAC-Rallye 1973, Rudi Stohl in seinem Audi 90 Quattro von der Safari Rallye 1989, Nicky Grist am Steuer des Toyota Celica ST185, in der er 1994 an der Seite von Juha Kankkunen Weltmeister wurde oder Mike Kirkland im seinem Nissan 240 RS von der Safari Rallye 1983 – sie alle bringen nicht nur sich, sondern auch die zu ihnen passenden Fahrzeuge aus der Geschichte dieses wunderbaren Sports mit nach Daun. Echte Zeitzeugen eben …
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