ADAC GT Masters
11.11.2023
Owega und Seppänen – das jüngste Meister-Duo der ADAC GT Masters-Geschichte
Gleichzeitig trugen sich die Meister 2023 auch in die Geschichtsbücher der traditionsreichen GT-Serie des ADAC ein: Noch nie jubelte ein jüngeres Fahrergespann über den Titelgewinn. Der 18-jährige Owega sowie Seppänen mit 19 Jahren drückten der zum Teil deutlich erfahreneren Konkurrenz eindrucksvoll ihren Stempel auf. Grund zum Feiern hat auch Landgraf Motorsport: Nach dem Schweizer Raffaele Marciello im Vorjahr, stellt der Rennstall von Teamgründer Klaus Landgraf bereits zum zweiten Mal in Folge den Meister im ADAC GT Masters. Das gelang zuvor noch keinem Team in der Geschichte der Rennserie.
Große Freude bei Owega und Seppänen: Nach dem dritten Platz im finalen Saisonrennen des ADAC GT Masters im badischen Motodrom kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Den Grundstein für den Erfolg legte das Duo am Norisring. Beim dritten Saisonlauf landeten Owega und Seppänen erstmals auf Rang eins. „Nach dem Norisring und unserem ersten Sieg haben wir realisiert, dass wir ganz vorn mitfahren können. Da ist der Knoten geplatzt“, sagt Owega. Auch eine defekte Fahrertür konnte Seppänen nicht stoppen, denn er musste in Nürnberg auf Umwegen zur Siegerehrung. „Das war ziemlich kurios. Die Fahrertür ließ sich nicht öffnen, deshalb musste ich an der Beifahrerseite aussteigen. Allerdings funktioniert das nicht so einfach wie bei einem Straßenauto, denn in einem GT-Fahrzeug gibt es viele Bildschirme und Knöpfe. Deshalb ist Vorsicht geboten. Außerdem ist es schwierig, aus dem engen Sitz herauszukommen. Das war schon eine kleine Herausforderung“, schildert er. Am Sachsenring erlebten die beiden mit ihrem Mercedes-AMG GT3 eine Sternstunde: Als einzige Fahrer feierten sie beim vierten Tourstopp einen Doppelsieg und gewannen beide Läufe eines Rennwochenendes. Dreimal startete einer der beiden Fahrer in der Saison 2023 von der Pole-Position. In Hockenheim folgte dann mit der Meisterschaft endgültig die Krönung einer äußerst erfolgreichen Saison. Owega und Seppänen gehen als jüngstes Meister-Duo in die Geschichte des ADAC GT Masters ein. Lediglich Kelvin van der Linde (ZA) war bei seinem Titelgewinn mit René Rast (D) 2014 etwas mehr als einen Monat jünger als Owega.
Die Begeisterung für den Motorsport packte Owega bereits als kleines Kind. Im Alter von sechs Jahren kam er erstmals mit einem Kart in Berührung. Schnell entdeckte Owega sein Potenzial und drehte später seine ersten Runden mit einem Rennkart in Kerpen-Manheim. Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Owega gewann 2014 den ADAC Kart Bundesendlauf in seiner Kategorie Bambini-Light. Seppänen hingegen wählte einen anderen Weg. In seiner Heimat Finnland stieg er vom Motocross auf vier Räder um. „Meine Eltern haben sich sehr im Motocross engagiert. Das wurde mir aber irgendwann zu gefährlich, deshalb wechselte ich in den Kartsport“, erklärt Seppänen, der in seinen Anfangsjahren bereits mehrere Siege im Kart feierte. Auch in der ADAC Formel 4 zeigte er sein Talent. Die Saison 2020 schloss er nach einem Sieg auf dem beachtlichen dritten Platz ab. Nach einem weiteren Jahr im Formelsport ging Seppänen 2022 erstmals im ADAC GT Masters mit dem Mercedes-AMG GT3 für Landgraf Motorsport an den Start. Owega absolvierte nach einem Gastauftritt beim sechsten Saisonstopp am Hockenheimring Baden-Württemberg 2021 im vergangenen Jahr seine erste komplette Saison in der traditionsreichen GT-Serie des ADAC. Dabei profitierte er von einem sehr erfahrenen Co-Piloten. „Mit Christopher Haase fuhr ich zusammen für Land-Motorsport. Er ist sehr offen und hilfsbereit. Für mein erstes Jahr war die Konstellation mit ihm als Lehrmeister perfekt für mich. Ich konnte sehr viel Erfahrungen sammeln und sein Know-how nutzen“, betont Owega.
Während die neuen Champions im vergangenen Jahr auf der Strecke im ADAC GT Masters als Gegner aufeinandertrafen, teilten sie sich in den zurückliegenden zwölf Rennen das Cockpit des Mercedes-AMG GT3 von Landgraf Motorsport. Mit Erfolg: Trotz ihres jungen Alters ließ sich das Duo durch nichts aus der Ruhe bringen und blieb auf der Strecke gewohnt souverän. Sowohl Owega als auch Seppänen sind ruhige Rennfahrer. „Ich bin in schwierigen Momenten sehr relaxed. Ich verliere nicht schnell die Fassung, das ist eine große Stärke von mir. Aus jeder Situation versuche ich etwas Positives zu ziehen. Auch am Funk bin ich sehr ruhig. Unser Ingenieur Tim weiß das und reduziert die Kommunikation mit mir während des Rennens auf ein Minimum“, spricht Seppänen seine Eigenschaften an. Owega beschreibt sich wie folgt: „Ich versuche immer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Außerdem habe ich volles Vertrauen, wenn Elias im Auto sitzt. Ich weiß ganz genau, dass er das Fahrzeug wieder heile an die Box bringt.“
Auch außerhalb des Cockpits bilden die Meister ein Team. Owega und Seppänen bereiten sich mit Simulator-Sessions auf ihre Renneinsätze vor. „Mit Salman pflege ich eine super Beziehung. Wir sind auch abseits der Rennstrecke gute Freunde. Im Simulator fahren wir oft gegeneinander und pushen uns ans Limit. Der Team-Spirit ist sehr gut“, bekräftigt Seppänen. Während Owega sich in seiner Freizeit noch gerne mit Freunden trifft und für sein internationales Abitur lernt, bekommt Seppänen vom Rausch der Geschwindigkeit nicht genug. Der Finne schnappt sich regelmäßig sein Rennrad und unternimmt Ausfahrten. „Ich lebe in Limburg, das ist etwa eine Stunde vom Nürburgring entfernt. Im Sommer ist die Nordschleife an ausgewählten Tagen für Radfahrer geöffnet. Ich drehe dann ein paar Runden über diese legendäre Strecke. Rennradfahren ist ein tolles Hobby und gibt mir gleichzeitig viel Kraft“, sagt Seppänen.
Der Weg zum Erfolg war für Seppänen kein leichter, denn für den Motorsport verlagerte er sogar seinen Lebensmittelpunkt. Zu Beginn des Jahres 2022 zog er von seiner Heimat Finnland ins hessische Limburg. Seppänen: „Ich bin hauptsächlich aufgrund des Motorsports vergangenes Jahr nach Deutschland gezogen. Limburg ist ein toller Ort und liegt in der Mitte zwischen dem Nürburgring und Hockenheimring. Außerdem ist die Race-Base des Teams im rheinland-pfälzischen Gensingen auch nicht allzu weit entfernt. Das war mir sehr wichtig.“ Damit die Kommunikation reibungslos läuft, paukt er regelmäßig Deutsch. Zu Beginn unterstützte ihn noch ein Lehrer, mittlerweile läuft der Unterricht digital über eine App. Owega hingegen stammt aus einer wahren Motorsport-Familie: Sein Bruder Jusuf Owega fährt in der DTM mit einem Mercedes-AMG GT3 für Landgraf Motorsport. Außerdem interessiert sich sein Vater schon immer für den Rennsport und war nebenberuflich über zehn Jahre lang Rennarzt am Nürburgring. „Mein Vater ist eine sehr große Stütze für mich. Da er Arzt ist, hilft er mir in mentalen Bereichen. Auch wenn es vielleicht verwunderlich ist, aber zu Hause ist Motorsport nicht das bestimmende Thema. Mit meinem Bruder Jusuf tausche ich mich meist nur an der Strecke über die Rennen aus. Mit meinem Vater hingegen spreche ich deutlich öfter über meine Auftritte im ADAC GT Masters“, erläutert Owega. Er und Seppänen schätzen die Nähe des ADAC GT Masters zur DTM und nehmen gerne Ratschläge der DTM-Piloten entgegen. „Salman, das Team und ich profitieren sehr davon, dass Landgraf Motorsport in beiden Serien aktiv ist. Von Maro Engel, der in der DTM fährt, kann ich viel lernen. Er ist sehr hilfsbereit und hat immer einen Tipp auf Lager“, berichtet Seppänen.
Die Pläne der beiden frisch gebackenen Champions sind ähnlich. „Das ADAC GT Masters ist eine starke Meisterschaft und war extrem wichtig für meine Entwicklung als Rennfahrer. Als nächsten Schritt möchte ich gerne im Langstreckensport Fuß fassen und bei den 24-Stunden-Rennen am Nürburgring oder in Spa-Francorchamps starten. Auch Le Mans ist ein großer Traum von mir. Die DTM reizt mich natürlich auch, denn für mich ist sie die stärkte GT3-Serie der Welt“, kommentiert Seppänen seine Zukunftspläne. Auch Owega träumt bereits davon, eines Tages in der Startaufstellung eines prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennens zu stehen. Mit dem Titelgewinn im ADAC GT Masters bewiesen die beiden Mercedes-AMG-Piloten, dass sie für weitere Herausforderungen bereit sind.